Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt nimmt nach dem schwachen Vortag am Donnerstag den Erholungstrend wieder auf. Ob dies mehr als nur eine technische Erholung ist, werde sich zeigen. Die Märkte dürften aber - "bei allem Optimismus" - volatil bleiben, sagte ein Händler. Er hoffe, dass von den am Nachmittag erwarteten US-Daten positive Impulse ausgehen und damit der Erholung nicht gleich wieder der Schnauf ausgehe. Dennoch dürften die Gewinne vor den um 14.30 Uhr erwarteten Zahlen noch etwas abschmelzen, weil sich die Anleger davor erfahrungsgemäss zurückhalten würden.

Veröffentlicht werden die Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe. Die vor einer Woche publizierten Zahlen zeigten einen massiven Anstieg auf rund 3,3 Millionen. Am Freitag wird die vom Arbeitsministerium erhobene Arbeitslosenrate veröffentlicht. Diese Zahlen dürften zeigen, wie stark sich die Coronakrise bereits auf die Wirtschaft niedergeschlagen hat. Da sich das Virus in den USA weiterhin rasant verbreitet, fürchten die Anleger eine weltweite Rezession. Am Vortag hatte US-Präsident Donald Trump zudem die Märkte erschreckt, als er die Bürger auf sehr schwierige Wochen einstellte. Das Weisse Haus befürchtet nach einer Prognose zwischen 100'000 und 240'000 Toten.

Der SMI steigt bis um 11.10 Uhr um 0,59 Prozent auf 9'222,72 Zähler. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, legt 0,67 Prozent auf 1'339,53 und der breite SPI 0,19 Prozent auf 11'215,34 Punkte zu. Gewinner und Verlierer im SLI stehen sich etwa im Verhältnis 2:1 gegenüber.

Aus charttechnischer Sicht ist der SMI laut Händlern nach den Verlusten vom Vortag nicht mehr ganz so überkauft. Dennoch sei die Konsolidierung der Entwicklung bzw. Erholung seit dem Tiefpunkt noch nicht abgeschlossen. Der SMI dürfte aber um 8'700 Zähler spätestens Boden finden, sagte ein Händler. Gegen oben sei der Index bei 9'200 "gedeckelt". Nach Ansicht von Händlern dürfte das Auf und Ab an den Börsen solange anhalten, bis positive Nachrichten im Zusammenhang mit der Coronakrise die Oberhand gewinnen.

Aktien, die am Vortag stark verloren hatten, verbuchen nun auch starke Kursanstiege. So rücken Finanzwerte und zyklische Titel kräftig vor. Die Grossbanken Credit Suisse (+4,4%) und UBS (+3,4%) sowie die Versicherer Swiss Re (+4,3%), Swiss Life (+2,4%) und Zurich (+1,9%) stehen oben in der Tabelle.

Ebenfalls im Aufwind sind Ams (+3,3%), die seit einiger Zeit wegen der Übernahme des deutschen Lichtkonzerns Osram und der damit verbundenen Kaptalerhöhung unter Druck standen.

Zudem gewinnen die Anteile des Personaldienstleisters Adecco (+2,2%), des Automationskonzerns ABB (+2,0%), des Sanitärtechnikunternehmens Geberit (+0,8%) und des Zementherstellers LafargeHolcim (+1,5%) verlorenes Kursterrain zurück.

Die Aktien der Luxusgüterhersteller Richemont und Swatch (jeweils +1,4%) setzen ebenfalls zu einer Erholung an.

Bei den defensiven Werten stehen erneut Nestlé (+0,7%) im Plus. Auch die Pharmatitel Novartis (+0,3%) und Vifor (+0,8%) ziehen an, während Roche (-1,1%), die den Markt am Mittwoch unterstützt hatten, schwächer sind.

Temenos (-5,9%) setzen hingegen den Abwärtstrend fort. Damit haben sie seit Jahresanfang rund einen Fünftel ihres Werts eingebüsst.

Kühne + Nagel (-1,6%) leiden unter Gewinnmitnahmen und geben die spekulativen Vortagesgewinne teilweise ab.

Am breiten Markt holen Dufry (+11%) einen Teil der jüngsten Einbussen auf.

Weiter auf dem Vormarsch sind die Aktien von Ascom (+4,7), die am Vortag bereits 9,4 Prozent gewonnen hatten. Die Befürchtung, dass der Grossaktionär Veraison aus dem Engagement bei der Technologiefirma aussteigen könnte, bewahrheiteten sich nicht, heisst es am Markt.

Die Aktien von Leonteq (-0,1% oder -0,05 Fr.) werden ex-Dividende von 0,50 Franken gehandelt.

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