FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien von Osram sind am Mittwoch nach der holprig gelaufenen Kapitalerhöhung von AMS zur Übernahme des deutschen Beleuchtungsspezialisten zeitweise kräftig abgesackt. Die Zweifel am Erfolg der Übernahme reißen nicht ab. Kurz nach dem Handelsstart fielen die Osram-Papiere um mehr als 11 Prozent bis auf 28,85 Euro. Damit lagen die Papiere rund 30 Prozent unter dem vom österreichischen Sensorenhersteller gebotenen Preis von 41 Euro je Anteilsschein.

Gegen Mittag erholten sich die Osram Papiere dann ein Stück weit und zeigten sich zuletzt mit 5,60 Prozent auf 30,68 Euro im Minus. Der MDax gab zugleich 3 Prozent ab. In der Schweiz büßten AMS noch rund 8 Prozent auf 8,77 Franken ein, nachdem sie bei 8,35 Franken zeitweise auf ein Tief seit 2012 gestürzt waren.

Mehrere Händler verwiesen auf die "wenig überzeugende Kapitalerhöhung" von AMS zur Finanzierung des Deals. Diese habe die Bedenken der Anleger nicht zerstreuen können, eher sei das Gegenteil der Fall. "Die Kapitalerhöhung spricht nicht für ein großes Vertrauen in die Branche", hieß es etwa.

Der Sensorenhersteller AMS hatte nur 70 Prozent der über seine Kapitalerhöhung angebotenen Aktien direkt platzieren können. Für die Unterbringung der restlichen 30 Prozent mussten die Konsortialbanken einspringen. "Allerdings", so fügte einer der Händler hinzu, "macht es keinen Sinn, Osram-Aktien jetzt über den Markt zu verkaufen, da die Übernahme ja offenbar mit allen Mitteln durchgezogen wird." Auch ein weiterer sah dies ähnlich und ergänzte: "Die großen Fonds ziehen ja mit."

Alles in allem steht die geplante Übernahme aber "unter keinem guten Stern", wie Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank es formulierte. Erst habe ein Bieterrennen AMS die Übernahme erschwert, und nun seien es die schlechten Marktgegebenheiten. "Das in den letzten Wochen spürbar eingetrübte konjunkturelle Umfeld hat selbst die letzten Argumente für die Übernahme stark ins Schwanken gebracht." Osram habe bereits vor Ausbruch der Coronavirus-Krise Probleme im operativen Geschäft gehabt. Nun sei eine weitere Verschlechterung absehbar. AMS indes dürfte daher die angestrebten Synergien kaum heben können, weshalb sich die Österreicher eher auf sich selbst konzentrieren sollten, sagte Lipkow.

Als "gelungen" bezeichnete unterdessen Analyst Cengizhan Sen von Julius Bär die Kapitalerhöhung von AMS - vor allem vor dem Hintergrund des aktuell sehr schwierigen Marktumfeldes. Ähnliches sei während der Finanzmarktkrise 2009 etwa bei Infineon und Dialog Semiconductor zu sehen gewesen, führt er als Beispiel an. Seines Erachtens nach dürfte auch diese letzten Endes für AMS zu einem positiven Ergebnis führen. "Das Unternehmen könnte von einer raschen und V-förmigen Erholung profitieren, sobald die Endmärkte sich wieder beleben und man das neuartige Coronavirus weltweit in den Griff bekommt."/ck/ag/mis