NEW YORK (awp international) - Die Viruskrise dominiert auch am Freitag die Stimmung am US-Aktienmarkt und sorgt für weiter heftig fallende Kurse. Schon zum Handelsstart sackte der Dow Jones Industrial unter die Marke von 25 000 Punkten. Jegliche Erholungsversuche wurden rasch wieder zunichte gemacht. Rund zwei Stunden vor Börsenschluss sackte der wichtige Wall-Street-Index um 3,56 Prozent auf 24 849,56 Punkte ab.

Damit zeichnet sich für das weltweit besonders stark beachtete Börsenbarometer ein drastischer Wochenverlust von etwas mehr als 14 Prozent ab. Für den Monat Februar sieht es mit einem Verlust von 12 Prozent kaum besser aus. Dabei war der Dow erst vor etwas mehr als zwei Wochen in Richtung 29 600 Punkte marschiert und hatte ein Rekordhoch erreicht.

Der marktbreite S&P 500 büsste am Freitag zuletzt 2,85 Prozent auf 2893,87 Punkte ein. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 2,23 Prozent auf 8248,12 Zähler. Zugleich flüchten die Anleger weiter in sicher erscheinende Häfen wie etwa Staatsanleihen. Die Rendite zehnjähriger US-Bonds sackte auf ein weiteres Rekordtief.

Die Stimmung an den Börsen weltweit werde nach wie vor von dem neuartigen Coronavirus bestimmt, sagte Analyst Chris Kushlis vom US-Vermögensverwalter T-Rowe Price. Die jüngste Ausbreitung belege, dass die Auswirkungen der Epidemie für die Wirtschaft nicht vorhersehbar seien. Die steigende Zahl der Infizierten sorge für grosse Nervosität an den Märkten und starke Schwankungen der Preise in Wertpapieren und anderen Vermögenswerten.

Am Freitag hatte die Weltgesundheitsorganisation angesichts der wachsenden Zahl von Coronavirus-Fällen das Risiko einer weltweiten Verbreitung des Virus von "hoch" auf "sehr hoch" gesetzt. Zugleich verwies der Präsident der regionalen US-Notenbank von St. Louis, James Bullard, wegen der Krise auf die Möglichkeit einer Zinssenkung durch die US-Notenbank (Fed), um die Wirtschaft anzukurbeln. Allerdings erst, wenn es zu einer globalen Pandemie komme, was bislang aber nicht der Fall sei.

Kräftige Verluste gingen am US-Aktienmarkt erneut quer durch alle Branchen: Ob Technologieaktien, Autowerte, Papiere aus der Energie-, der Reise- oder auch der Konsumbranche, überall waren die Vorzeichen tiefrot. "Die Anleger stossen ihre Aktienbestände ab und stellen erst später Fragen", kommentierte ein Marktstratege die aktuelle Lage, die erste Anzeichen von Panik erkennen lässt.

Im Dow gab es mit ExxonMobil nur einen Gewinner - Anleger griffen zu, nachdem die Aktie des Erdölgiganten auf den tiefsten Stand seit 16 Jahren gefallen war. Im S&P 100 gerade einmal fünf Gewinner und im ebenfalls 100 Werte umfassenden Nasdaq-Auswahlindex zehn. Dagegen sackten etwa die Aktien von JPMorgan als schwächster Wert im US-Leitindex Dow um 6,0 Prozent ab und erreichten den tiefsten Stand seit Oktober. Die Apple -Papiere büssten 2,7 Prozent ein und fielen auf den tiefsten Stand seit knapp drei Monaten.

Ausserhalb der grossen Indizes brachen die Anteile von Beyond Meat um etwas mehr als 17 Prozent ein. Die gemeldeten überraschend hohen Umsätze des Herstellers für Fleischersatzprodukte im vierten Quartal halfen da nicht. Immerhin will Beyond Meat 2020, in dem nun auch noch die Viruskrise wütetet, sowohl in sein Marketing als auch in seine internationale Expansion investieren. Das dürfte auf Kosten der Profitabilität gehen.

Für die Aktien von Dell ging es um 6,5 Prozent abwärts auf ein Rekordtief, nachdem der Computerspezialist mit seinem Ausblick auf die Gewinnentwicklung enttäuscht hatte. Mehrere Analysten senkten daraufhin ihr Kursziel.

Unter den wenigen Gewinnern am US-Markt befanden sich dagegen die Anteile von Foot Locker , die um etwas mehr als 9 Prozent stiegen und damit einen grossen Teil ihrer jüngsten Verluste wieder wettmachten. Die Handelskette für Sportschuhe rechnet in diesem Jahr mit steigenden Gewinnen und Umsätzen./ck/jha/