Zürich (awp) - An der Schweizer Börse geht der Ausverkauf vor dem Wochenende weiter. Die Stimmung der Anleger trübe sich immer weiter ein. "Nervosität ist nicht mehr der richtige Ausdruck dafür. Man muss jetzt wohl von panikartigen Zuständen sprechen", sagt ein Händler. "Das ist Panik", sagte ein anderer Börsianer. Und ein Ende dieses "Selloffs" sei noch nicht auszumachen. Der SMI Volatilitätsindex VSMI, das Angstbarometer der Börse, schnellte um 25 Prozent auf 33 Punkte hoch.

 

Die Beteiligungspapiere stehen wegen der Ausbreitung des Coronavirus und der damit zu erwartenden negativen Folgen für die Weltwirtschaft immer stärker unter Druck. Die Anleger unterschieden nicht mehr zwischen guten und weniger guten Werten. Auch mit Gewinnmitnahmen seien die Einbussen nicht mehr zu erklären. Der SMI Volatilitätsindex VSMI, das Angstbarometer der Börse, schnellt um 25 Prozent auf 33 Punkte hoch.

 

Der Swiss Market Index (SMI) notiert um 11.10 Uhr um 3,66 Prozent tiefer bei 9'832,27 Punkten. Kurzzeitig fiel der Leitindex gar bis 9'766 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober. Damit hat der SMI von seinem vor gut einer Woche markierten Allzeithoch rund 13 Prozent eingebüsst. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte einschliesst, sinkt um 3,86 Prozent auf 1'496,43 und der umfassende SPI um 3,76 Prozent auf 11'877,48 Zähler.

 

Sämtliche SLI-Werte geben nach. Die stärksten Abschläge verbuchen mit Temenos (-7,1%), Lonza (-5,4%), AMS (-5,3%), Zurich (-4,5%), Vifor (-4,7%) und Sika (-4,42) Anteile, die im vergangenen Jahr auch gut gelaufen waren.

 

Stark unter Druck stehen auch die Banken Credit Suisse (-5,7%), UBS (-4,4%) und Julius Bär (-4,9%).

 

Die Aktien Swiss Life sacken trotz guter Ergebnisse um 3,7 Prozent ab. Der Lebensversicherer hat im Vorjahr den Gewinn um 12 Prozent auf 1,20 Milliarden Franken gesteigert. Die Dividende soll auf 20 von 16,50 Franken je Aktie erhöht werden. Zudem sollen bis im Mai Aktien im Umfang von rund 400 Millionen Franken erworben werden.

 

Besser als der Markt schlagen sich Nestlé (-2,3%), Schindler (-2,6%), Swiss Re (-2,8%) und SGS (2,9%).

 

Dem Schindler-Kurs dürfte nach Einschätzung von Händlern die Mitteilung helfen, dass der angeschlagene Konzern ThyssenKrupp die Aufzugssparte nun definitiv an ein Finanzkonsortium und nicht an einen Konkurrenten verkauft. Damit werde vermieden, dass Schindler ein übermächtiger Konkurrent entstehe, heisst es am Markt.

 

Ebenfalls in den Strudel geraten sind die Pharmaschwergewichte Novartis und Roche (je -4,0%)

 

Zykliker wie ABB, Adecco, Clariant, sowie die Luxusgüterwerte Swatch und Richemont büssen zwischen 5 und 3,5 Prozent der Bewertung ein.

 

Dass es im Verlauf zu einer Stabilisierung kommt, ist laut Marktteilnehmern eher unwahrscheinlich. Fundamentaldaten interessierten ebenfalls kaum mehr. Möglicherweise sei dies nun der "finale Washout", sollten die Zentralbanken am Wochenende den Markt und die Weltwirtschaft stützende Massnahmen beschliessen, sagt ein Börsianer.

 

Der SMI habe ausserdem auch charttechnisch einen Schlag erhalten. Mit dem Unterschreiten der 200-Tagedurchschnittslinie um 10'100 Punkten sei eine wichtige Unterstützung nach unten durchbrochen worden. Der SMI könnte daher bis gegen 9'200/9'000 Punkte fallen, bevor er wieder auf eine stärkere Unterstützung treffe.

 

Dass diese Kursschwächen auch attraktive Einstiegschancen darstellen könnten, werde nun aber ausgeblendet. "Und alle die im Januar noch kaufen wollten, denen das Kursniveau damals aber zu hoch war, zieren sich nun erst recht", sagt ein Händler. Ein anderer beobachtete dagegen Käufe in ausgesuchten Substanzwerten aus dem "SMI/SLI-Universum." "Wenn nicht jetzt, wann dann", sagt der Händler. Kaufen müsse man, wenn die Kanonen donnern.

 

Am breiten Markt leiden Implenia (-4,8%) unter Gewinnmitnahmen. Der Bauwert war im Zuge des kürzlich veröffentlichten Halbjahresergebnis massiv gestiegen.

 

Zu den wenigen Gewinnern zählen die Aktien der Jurassischen Kantonalbank, die sich vom Vortagesverlust erholen und der Haustechnikwert Poenina (+0,2%).

 

pre/ra