Die Zahl der Kläger wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Unkrautvernichters erhöhte sich zwar um rund 5900 auf etwa 48.600, wie der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern anlässlich seiner Jahresbilanz am Donnerstag mitteilte. Damit stieg die Klägerzahl in den USA aber deutlich geringer als zuletzt.

Im vergangenen Oktober hatte Bayer vor allem die Werbekampagnen der großen Anwaltskanzleien dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Zahl der Glyphosat-Kläger innerhalb von nur drei Monaten auf 42.700 mehr als verdoppelt hatte. Vorstandschef Werner Baumann sagte, der Konzern werde die Berufungsverfahren entschieden weiter verfolgen. Vor kurzem hatte Bayer Rückendeckung von der US-Umweltbehörde EPA erhalten, die ihre Einschätzung bekräftigte, dass Glyphosat bei sachgemäßer Anwendung nicht krebserregend sei.

Seit Monaten versucht der US-Staranwalt Ken Feinberg, eine außergerichtliche Einigung zwischen Bayer und den US-Klägern zu erreichen. Alle Augen richten sich gegenwärtig darauf, wann es zu einem Vergleich kommt. Doch Vorstandschef Baumann machte dazu keine Angaben und sagte nur, in dem Mediationsverfahren solle ausgelotet werden, ob ein Vergleich "zu vernünftigen Bedingungen erreichbar ist". Dass zuletzt mehrere geplante Gerichtsverfahren verschoben worden waren, hatte Spekulationen befeuert, dass es nicht mehr lange bis zu einer Einigung dauern könnte. Diese könnte Bayer nach Einschätzung von Analysten zwischen acht und zwölf Milliarden Dollar kosten.

Aufsichtsratschef Werner Wenning hatte am Mittwoch seinen Rückzug angekündigt und erklärt, Bayer habe bei den rechtlichen Themen in den USA "Fortschritte gemacht". Daher sei nun ein guter Zeitpunkt, das Amt an einen Nachfolger zu geben. Bislang hat der Konzern drei Prozesse in erster Instanz verloren und wurde zu millionenschweren Schadenersatzzahlungen verurteilt.

Im Tagesgeschäft von Bayer läuft es unterdessen rund. Im vierten Quartal setzte der Konzern 10,75 Milliarden Euro um, ein Plus von fast vier Prozent. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebitda) erhöhte sich um mehr als ein Viertel auf 2,48 Milliarden Euro. Bayer profitierte von einem starken Pharmageschäft, vor allem in China, aber auch von Einsparungen.

Für 2020 rechnet Bayer mit einem währungs- und portfoliobereinigten Umsatzplus von etwa drei bis vier Prozent auf rund 44 bis 45 Milliarden Euro und einem Anstieg des bereinigten Betriebsgewinns um bis zu 9,6 Prozent auf rund 12,3 bis 12,6 Milliarden. 2019 legte das Ergebnis um gut 28 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro zu. Die Aktionäre sollen eine unveränderte Dividende von 2,80 Euro je Aktie erhalten.