Zürich (awp) - Der Ausverkauf an den weltweiten Börsen ist noch nicht beendet. Auch in der Schweiz nimmt der Verkaufsdruck zur Wochenmitte im Handelsverlauf nochmals zu und schickte den Leitindex SMI um bis zu 2 Prozent nach unten. Mittlerweile hat er diese Abgaben aber wieder etwas eingedämmt. Dennoch: Die Dynamik, mit der es abwärts gehe, sei erschreckend, kommentiert ein Händler.

Offenbar hätten doch noch viele Investoren auf ihre Aktienbestände vertraut. Mittlerweile sei die Panik aber auch bei ihnen angekommen, wie die Kurse zeigten. Vor allem stellten sich viele Marktteilnehmer die Frage, welche Produktions- und Lieferketten als nächstes betroffen sein könnten. Vor diesem Hintergrund sei auch das konjunkturelle Ausmass kaum zu überblicken. Mittlerweile ist das Coronavirus auch in der Schweiz und Europa angekommen. "Das Virus droht die erhoffte Erholung der Weltwirtschaft im Keim zu ersticken," kommentierte ein weiterer Händler. Und die Notenbanken, die als Feuerlöscher bereitstehen, verfügten auch nur noch über begrenzte Möglichkeiten.

Der SMI fällt gegen 11.05 Uhr um 0,94 Prozent zurück auf 10'380,12 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, verliert 1,01 Prozent auf 1'584,26 und der umfassende SPI ebenfalls um 1,01 Prozent auf 12'543,15 Zähler. Unter den 30 SLI-Titeln stehen 28 Verlieren zwei Gewinner gegenüber.

Die anhaltend hohe Nervosität zeigt sich auch beim Volatilitätsindex VSMI, der aktuell noch ein Plus von 10 Prozent auf 23,13 Punkte aufweist. Am Vormittag war er kurzzeitig bis auf 25,7 Punkte gestiegen, den höchsten Stand seit Ende 2018.

Unter den Blue Chips gewinnen lediglich Alcon (+4,2%) und Adecco (+0,5%) nach Zahlen hinzu. Die ehemalige Novartis-Tochter hat 2019 weitestgehend im Rahmen der Erwartungen abgeschnitten. Für 2020 stellte die Gesellschaft anziehende Umsätze mit PanOptix in Aussicht, was an sich die Gemüter beruhigen sollte, erklärten Analysten. Im Vorfeld der Zahlen hatten sich die Aktien zuletzt etwas schwer getan und machten nun einen Teil dieser Verluste wieder wett, heisst es von Händlerseite.

Der Personaldienstleister Adecco hat 2019 zwar weniger Umsatz erzielte, unter dem Strich aber deutlich mehr verdient. Laut Analysten habe sich der Konzern in einem insgesamt schwierigen Umfeld gut geschlagen. Gut kommen insbesondere die Gewinnentwicklung und das neu angekündigte Aktienrückkauf-Programm an, während die Zukunft eher als schwierig eingeschätzt wird.

Unter den grössten Verlieren finden sich vor allem jene Werte, die trotz des aktuellen Ausverkaufs bislang noch eine positive Jahresbilanz aufgewiesen, bzw. aufgewiesen haben. Neben Sonova, Lonza (beide -2,1%) und Roche (-1,3%) galt dies bis Handelsstart auch für Partners Group (-2,2%). Deren Jahresbilanz ist allerdings mit den aktuellen Abgaben leicht ins Minus gedreht.

Aus der Finanzbranche fallen zudem noch Julius Bär, Swiss Life, CS, Zurich, UBS und die Swiss Re mit überdurchschnittlichen Abgaben zwischen 1,1 und 2,6 Prozent auf. Der Versicherer Swiss Life wird an diesem Freitag über den Geschäftsverlauf 2019 Bericht erstatten. Belastend für die Branche dürften aber auch Befürchtungen sein, dass die EZB ihre Zinsen wegen des sich ausbreitenden Coronavirus möglicherweise senken könnte. Dies gehe derzeit aus den Bewegungen an den Geldmarkt-Futures hervor, kommentierte ein Börsianer.

Nachrichten gab es zur Wochenmitte zudem noch aus den hinteren Reihen. Hier halten sich Unternehmen wie der Finanzdienstleister EFG (+1,2%) oder auch Zehnder (+1,4%) nach Zahlen vergleichsweise gut.

Dagegen leiden gerade die beiden Unternehmen Dufry (-2,5%) und der Flughafen Zürich (-1,2%) weiter überdurchschnittlich stark unter dem Virus. Ein Händler bezeichnet Luftfahrt- und Tourismusunternehmen als das "Epizentrum" des derzeitigen Verkaufsmomentums. Auf Nachrichtenseite steht die Lufthansa im Fokus, die auf die Flugausfälle wegen des Coronavirus mit einem Sparpaket reagiert.

hr/ra