Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt war auch am Dienstag Ausverkauf angesagt. Weiterhin bestimmen die Schlagzeilen zu der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus die Schlagzeilen. Am Nachmittag wurde der erste Fall in der Schweiz gemeldet, und die Indizes fielen weiter zurück. Der Swiss Market Index (SMI) weist mittlerweile eine negative Jahresperformance aus.

Bereits am Montag hatte die Epidemie dem Bluechip-Barometer den grössten Kurseinbruch seit August 2015 verbucht. Nach einem zaghaften Stabilisierungsversuch sorgten auch die US-Börsen am Nachmittag für einen Umschwung. Der tonangebende US-Leitindex Dow Jones Industrial war nach einem freundlichen Start ins Minus gerutscht, was auch diesseits des Atlantiks wieder für Unsicherheit sorgte.

Der SMI ist am Dienstag um 2,19 Prozent auf 10'478,51 Punkte abgesackt. Das Intraday-Jahrestief des Leitindex liegt jetzt bei 10'468 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, büsste 2,03 Prozent auf 1'600,48 und der breite SPI 2,02 Prozent auf 12'665,47 Stellen ein. 29 der 30 SLI-Titel erlitten Einbussen.

Mehr und mehr werde den Investoren bewusst, dass das Coronavirus in der Weltwirtschaft Spuren hinterlassen dürfte, erklärten Händler. Die Folgen müssten sich bald auch in den Unternehmenszahlen niederschlagen. Die nächsten zwei Wochen würden am Ende darüber entscheiden, wie heftig die Epidemie letztlich wird. Sollten Europa und Nordamerika zu ähnlich drastischen Massnahmen zur Eindämmung greifen müssen wie China, dann werde das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr erheblich darunter leiden, urteilten Ökonomen.

Allen voran die Abgaben von 4,9 Prozent in den schwergewichtigen Novartis-Valoren zogen den Gesamtmarkt nach unten. Hintergrund waren Sicherheitsbedenken beim kürzlich zugelassenen Augenmittel Beovu, dem der Konzern selbst Blockbusterpotenzial zutraut. Das Mittel zur Behandlung einer Augenkrankheit hat in den USA und in der EU die Marktzulassung.

Aus dem Pharmasektor hielten sich Roche (-1,4%) und Vifor (-0,8%) vergleichsweise gut. Die Valoren der Pharmazulieferers Lonza zogen gar um 0,9 Prozent an.

Deutliche Einbussen gab es für die Papiere der beiden Grossbanken Credit Suisse (-3,3%) und UBS (-3,1%), die bereits zum Wochenauftakt getaucht waren. Mit Swiss Life (-3,6%) und Swiss Re (2,2%) waren auch weitere Finanzwerte bei den grössten Verlierern anzutreffen.

Aus den Depots gekippt wurden auch Technologiepapiere: Temenos sanken um 3,9 Prozent und Logitech um 2,3 Prozent. Auch andere Papiere mit einem starken Bezug zu China wurden nicht verschont: Schindler verloren 2,3 Prozent und Richemont 1,9 Prozent. Auch Aktien wie Sika (-2,2%) und LafargeHolcim (-1,4%) standen auf den Verkaufszetteln.

Besser hielten sich Kühne+Nagel (-0,6%) und Partners Group (-0,9%). Relativ gefragt war auch das defensive Schwergewicht Nestlé (-1,0%).

Keine Vorschusslorbeeren erhielten Alcon (-3,2%), die in der Nacht auf Mittwoch Zahlen vorlegen werden. Etwas besser im Markt lagen Adecco (-1,1%). Der Personaldienstleister wird am Mittwoch den Jahresabschluss 2019 vorlegen. Beim Wachstum gilt eine positive Überraschung als eher unwahrscheinlich, hingegen ist eine solche laut Analysten beim Thema Aktienrückkauf denkbar.

Am breiten Markt fielen Implenia mit einem Kurssprung von 12 Prozent auf. Der Baukonzern konnte laut Analysten zwar weniger mit seinem Jahresergebnis punkten, dafür aber umso mehr mit der Ausgliederung eines Teils seines Entwicklungsportfolios in eine neue Immobiliengesellschaft.

Im Plus nach Zahlen schlossen auch PSP (+0,7%) und die Genfer Kantonalbank (+0,5%). Hingegen büssten Arbonia, Meier Tobler und SIG nach der Zahlenpräsentation zwischen 0,1 und 3,4 Prozent ein.

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