Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt stand am Montag deutlich unter Druck. Die Sorgen um eine weitere Ausweitung des Coronavirus schickten die Kurse auf breiter Front auf Talfahrt und der Leitindex SMI verzeichnete das grösste prozentuale Tages-Minus seit August 2015. Riskante oder konjunktursensitive Anlagen wie Aktien und Öl gerieten unter die Räder, während sichere Häfen wie Gold, US-Dollar oder der Schweizer Franken verstärkt gesucht wurden.

Nachdem das Virus bisher vor allem auf China begrenzt war, stieg die Zahl der Infizierten mittlerweile auch in anderen Ländern. Auch in Europa ist das Virus mittlerweile angekommen. Insbesondere der sprunghafte Anstieg der Infiziertenzahl in Italien mit inzwischen mehreren Toten sorgte für Unsicherheit. "Das ganze Thema rückt näher an uns heran und damit wächst an der Börse die Angst vor einer weltweiten Lähmung der Wirtschaft", kommentierte ein Händler. Es seien die nicht abschätzbaren Folgen, die zum Aktien-Ausverkauf geführt hätten. Das Virus setze nun Fragezeichen hinter das Erholungspotenzial der Weltwirtschaft.

Der SMI verlor am Schluss 3,58 Prozent auf 10'712,84 Punkte. Auf diesem Niveau stand er letztmals vor etwa drei Wochen. Im Tagestief fiel er gar auf 10'650 Zähler.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, gab 3,85 Prozent auf 1'633,67 Zähler ab und der umfassende SPI 3,53 Prozent auf 12'926,59 Punkte. Von den 30 SLI-Titel verloren nur fünf weniger als 3 Prozent. Die höhere Nervosität liess sich auch am Volatilitätsindex VSMI ablesen, der um 34 Prozent in die Höhe schnellte.

Ganz oben auf den Verkaufszetteln standen Chipwerte und Technologietitel mit hohem Asienbezug sowie Zykliker. Auch Luxusgüterhersteller und Titel mit Tourismusbezug kamen stärker unter die Räder. Grösste Verlierer unter den Blue Chips waren AMS (-7,1%). Erst vergangene Woche hatte AMS-Kunde Apple seine Umsatzprognose wegen des Virus kassiert. Unterbrüche der Lieferketten würden auch das Schweizer Unternehmen stark belasten.

Auffällig waren zudem die Abgaben bei Adecco (-6,7%) oder den Zyklikern Sika (-6,3%), ABB (-4,8%) und LafargeHolcim (-4,4%). Am Wochenende hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wachstumsprognose für China und für die Weltwirtschaft gesenkt. Auch Kühne+Nagel (-3,7%) waren schwach. Der Frachtkonzern wird am Donnerstag Zahlen vorlegen. Vergangene Woche hatte bereits der Konkurrent Maersk erklärt, unter den Folgen des Virus zu leiden.

Auch Finanztitel konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen, und so verloren Julius Bär (-5,6%) sowie die Grossbanken CS (-5,1%) und UBS (-4,9%) kräftig an Wert.

Daneben waren mit Logitech (-4,9%) und Temenos (-3,5%) noch andere Titel aus der Technologiebranche unter Druck. Im breiten Markt schlossen auch U-Blox (-5,8%), VAT (-5,9%) oder Inficon (-7,2%) deutlich im Minus.

Die Uhrentitel Swatch (-3,8%) und Richemont (-2,8%) konnten sich zwar im späten Handel von ihren Tagestiefs etwas erholen. Laut Analysten entfällt in der Luxusgüterbranche aber mehr als ein Drittel des Umsatzes auf chinesische Kunden.

Mit Abgaben von "nur" 0,6 Prozent hielten sich die defensiven Swisscom unter den SMI/SLI-Werten noch am besten. Sonova, Lonza und Nestlé gingen mit -2,4 bis -2,9 Prozent aus dem Handel, die Pharmatitel Roche und Novartis verloren 3,2 und 3,3 Prozent.

Im breiten Markt drängten Investoren aus Zyklikern wie Georg Fischer (-5,0%), OC Oerlikon (-5,5%) oder Sulzer (-5,9%). Besonders betroffen waren auch die Papiere des Reisedetailhändlers Dufry (-5,8%). "Betongold" wurde hingegen eher als sicher bewertet und die Aktien der Immobiliengesellschaften Mobimo (+0,7%) und Intershop (+1,5%) legten sogar zu.

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