Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt bleibt am Montag belastet von den Sorgen über eine weitere Ausweitung des Coronavirus. Der Leitindex SMI verzeichnet prozentual auf Tagesbasis die grössten Kursverluste seit Dezember 2018. Die Angst, dass der Ausbruch zu einer weltweiten Pandemie führen könnte, sorgt für fluchtartige Reaktionen an den Finanzmärkten. Riskante oder konjunktursensitive Anlagen wie Aktien und Öl geraten unter die Räder, während sichere Häfen wie Gold, US-Dollar oder Schweizer Franken verstärkt gesucht werden.

Nachdem das Virus lange Zeit auf China begrenzt war, steigt mittlerweile die Zahl der Infizierten in anderen Ländern. Auch in Europa ist das Virus mittlerweile angekommen. Insbesondere der sprunghafte Anstieg der Infiziertenzahl in Italien mit inzwischen mehreren Toten sorgte für Unsicherheit. "Das ganze Thema rückt näher an uns heran und damit wächst an der Börse die Angst vor einer weltweiten Lähmung der Wirtschaft", kommentiert ein Händler.

Der SMI verliert gegen 14.50 Uhr 3,66 Prozent auf 10'704,10 Punkte. Auf diesem Niveau stand er letztmals vor etwa drei Wochen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sinkt um 3,96 Prozent auf 1'631,84 Punkte und der umfassende SPI um 3,68 Prozent auf 12'907,03 Zähler. Die Verluste der 30 SLI-Titel bewegen sich zwischen 1,1 und 8,4 Prozent.

Investoren trennen sich vor allem von den Papieren, bei denen sie die grösste Abhängigkeit vom asiatischen Wirtschaftsraum sehen. Grösste Verlierer unter den Blue Chips sind AMS (-8,4%). Erst vergangene Woche hatte AMS-Kunde Apple seine Umsatzprognose wegen des Virus kassiert. Unterbrüche der Lieferketten würden auch das Schweizer Unternehmen stark belasten.

Daneben sind mit Logitech (-6,1%) und Temenos (-5,2%) noch andere Titel aus der Technologiebranche unter Druck. Im breiten Markt stehen auch U-Blox (-6,7%), VAT (-8,1%) oder Inficon (-6,2%) deutlich im Minus.

Auch die Uhrentitel Swatch (-5,2%) und Richemont (-4,0%) werden belastet. Im Durchschnitt erlöst die Luxusgüterbranche gemäss Analysten mehr als ein Drittel des Umsatzes mit chinesischen Kunden. Besonders betroffen sind natürlich auch Papiere wie der Reisedetailhändler Dufry (-6,1%).

Überdurchschnittlich schwach entwickeln sich zudem verschiedene zyklische Industrie-Titel. Bei den Blue Chips fallen Kühne+Nagel (-4,3%), Sika (-5,2%) oder ABB (-5,1%), im breiten Markt drängen Investoren aus Georg Fischer (-6,8%), OC Oerlikon (-6,7%) oder Sulzer (-6,4%). Am Wochenende hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wachstumsprognose für China und für die Weltwirtschaft gesenkt.

Auffällig sind zudem die Abgaben bei Adecco (6,7%), Julius Bär (-5,3%) und den Grossbanken CS und UBS (je -4,8%).

Mit Abgaben zwischen 1,1 und 3,1 Prozent halten sich defensive Anlagen wie Swisscom, Sonova, Roche und Nestlé etwas besser als der Gesamtmarkt. Im breiten Markt können die Aktien von Mobimo (+0,8%) und Intershop (+0,5%) sogar zulegen.

yr/ys