Zürich (awp) - Die Schweizer Börse hat am Freitag nach einem über weite Strecken schwächeren Verlauf etwas tiefer geschlossen und die Woche insgesamt leicht im Minus beendet. Die Ausbreitung des Coronavirus auch ausserhalb Chinas schürte die Befürchtung, dass die Krankheit Covid-19 die Weltwirtschaft stärker und länger negativ beeinflussen könnte. Dies sorgte laut Händlern zunehmend für Unsicherheit und löste Gewinnmitnahmen vor dem Wochenende aus. "Wir konsolidieren auf hohem Niveau", sagte ein Börsianer. Die steigende Nervosität zeigte sich auch im SMI-Volatilitätsindex, der um gut 12 Prozent anzog.

Dazu kamen enttäuschende Konjunkturzahlen aus den USA, wo die Einkaufsmanagerindizes sowohl für die Industrie als auch im Dienstleistungssektor schwächer als erwartet ausgefallen waren. In Europa hatten die entsprechenden PMIs noch für eine Stabilisierung der Kurse gesorgt. Ebenfalls negativ beurteilt wurde der weitere Preisrückgang beim Rohöl, was eine sich abschwächende Konjunktur signalisiertr. Keinen stärkeren Einfluss sahen die Händler dagegen im kleinen Eurex-Verfall.

Der SMI, der am Donnerstag noch auf 11'270 Zählern ein Rekordhoch markiert hatte, schloss um 0,39 Prozent tiefer mit 11'110,78 Punkten. Daraus ergibt sich ein Wochenverlust von 0,16 Prozent. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, sank um 0,48 Prozent auf 1'699,05 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,62 Prozent auf 13'370,04 Zähler. Von den 30 SLI-Werten büssten 26 an Wert ein und 4 legten zu.

Nachdem Sika für 2019 ein Rekordergebnis veröffentlicht hatte, kam es im frühen Handel zunächst zu Gewinnmitnahmen, bevor sich die Anleger ein Herz fassten und zu den tiefen Kursen einstiegen. Die Aktien des Bauchemiekonzerns drehten darauf nach oben und gingen um 4,7 Prozent höher aus dem Handel. Manch einer habe sich daran erinnert, dass Sika nach der Bekanntgabe des Umsatzes 2019 im Januar eine ähnliche Kursreaktion gezeigt habe, sagte ein Händler.

Die Aktien von Temenos (+0,5%) stabilisierten sich nach dem Kursrutsch vom Vortag.

Auf der anderen Seite führten Swiss Re (-2,9%) die Verlierer an. Händler sprachen von Anschlussverkäufen, nachdem die am Vortag veröffentlichten und schwächer als erwartet ausgefallenen Zahlen die Titel bereits um mehr als 8 Prozent in die Knie gezwungen hatten.

Bei den Aktien der Grossbanken drückten Gewinnmitnahmen die Anteile der UBS um 2,6 Prozent. UBS waren am Vortag gestiegen, als die Bank über die Wachablösung an ihrer Spitze informiert hatte. Der Niederländer Ralph Hamers von der ING Group löst Sergio Ermotti als CEO der Bank ab. Die Aktien der Credit Suisse fielen um 1,3 Prozent. Der UBS-Konkurrent tauschte bekanntlich ebenfalls den CEO aus.

Die Aktien von Kühne+Nagel (-2,2%) gaben ebenfalls nach. Händler verwiesen darauf, dass das Unternehmen kommende Woche das Ergebnis 2029 vorlegt. Anleger erhoffen sich dann Angaben zum Einfluss des Coronavirus auf das zukünftige Geschäft des Fuhrkonzerns. Am Vortag hatte Konkurrent Maersk erklärt, wegen des Virus mit einem schwachen Geschäft zum Jahresstart zu rechnen.

Verkauft wurden auch die zyklischen Papiere des Automationskonzerns ABB (-1,6%), des Zementriesen LafargeHolcim (-0,9%) und des Aufzugsherstellers Schindler (-0,6%).

Chinasorgen belasteten einmal mehr den Uhrenkonzern Swatch (-1,0%). Richemont (-0,2%) hielten sich etwas besser.

Im Sog fallender US-Technologiewerte sausten auch die Papiere des Sensorenherstellers AMS (-1,4%) sowie des Computerzubehörproduzenten Logitech (-0,6%) nach unten.

Die als defensiv taxierten Schwergewichte Nestlé (-3%) und Novartis (-0,2%) grenzten zum Schluss die Verluste ein und Roche (+0,04%) sowie Geberit (+0,2%) drehten gar ins Plus.

Am breiten Markt machten die sinkenden Ölpreise den Aktien von Sulzer (-3,1%) zu schaffen.

Nach einem unerwartet schwachen Ergebnis der US-Solarfirma First Solar büssten die Aktien des Zulieferers für die Solarindustrie Meyer Burger (-2,9%) ebenfalls an Wert ein.

Dagegen setzten GAM Holding (+4,5%) den Erholungstrend fort. Der Titel des Assetmanagers war am Vortag nach Bilanzvorlage um 13 Prozent gestiegen.

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