Der Einkaufsmanagerindex für die Währungsunion, der Industrie und Dienstleister zusammenfasst, kletterte überraschend um 0,3 auf 51,6 Punkte. Das geht aus der am Freitag veröffentlichten monatlichen Umfrage des Instituts IHS Markit unter rund 4000 Firmen hervor. Das Barometer blieb damit über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen Rückgang auf 51,0 Punkte erwartet. "Die Wirtschaft der Euro-Zone konnte im Februar wieder etwas an Schwung gewinnen, obwohl viele Unternehmen durch das Coronavirus auf verschiedene Weise gestört wurden", erläuterte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson.

In Deutschland fiel der Einkaufsmanagerindex minimal um 0,1 auf 51,1 Punkte. Trotz der Virus-Krise verlangsamte die deutsche Industrie ihre Talfahrt: Hier kletterte das Barometer überraschend um 2,5 auf 47,8 Punkte. Ökonomen hatten dagegen einen Rückgang erwartet.

Mit Blick auf die Folgen des Coronavirus auf die deutsche Konjunktur sagte Markit-Ökonom Phil Smith: "Bislang halten sich die Verwerfungen in der Produktion durch Lieferprobleme ziemlich in Grenzen. Doch sind wir erst am Anfang einer Geschichte, die sich länger hinziehen könnte." Zahlreiche Unternehmen in China haben ihre Produktion eingestellt, viele Geschäfte sind geschlossen. Der Sportartikelkonzern Adidas meldete, dass sein Geschäft in China seit dem Neujahrsfest am 25. Januar um 85 Prozent eingebrochen sei. Die chinesische Regierung erwartet wegen der Coronavirus-Epidemie einen Einbruch des Außenhandels in den ersten beiden Monaten des Jahres.[L8N2AL1HN]

"VIRUS KÖNNTE ERHOLUNG VERZÖGERN"

Die Volksrepublik ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands, weshalb viele Experten mit Sorge auf die dortige Entwicklung schauen. "Die deutsche Wirtschaft ist noch nicht vom Coronavirus befallen", sagte der Chefvolkswirt von Union Investment, Jörg Zeuner. "Doch blickt man auf die stillstehenden Produktionskapazitäten in China und in den Anrainerstaaten, dann dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Europa die Flaute zu spüren bekommt." Tröstlich sei aber, dass die erwartete Schwäche vorübergehend sein dürfte. "Bereits im zweiten Quartal sollte die konjunkturelle Dynamik im Reich der Mitte, nicht zuletzt wegen starker Stimulus-Maßnahmen, wieder anziehen", sagte Zeuner. "Damit sollte sich auch das wirtschaftliche Umfeld in Deutschland und Europa wieder etwas aufhellen."

Experten der Commerzbank zufolge sprechen derzeit einige Faktoren für ein Ende der Talfahrt in der Industrie: von der Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China über den vorerst abgewendeten ungeordneten EU-Austritt Großbritanniens bis hin zu Zinssenkungen in den USA und in vielen Schwellenländern. "Allerdings besteht weiter das Risiko, dass der Ausbruch des Coronavirus diese Erholung zumindest verzögern wird", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Weil.