"Aus Aktionärssicht ist es natürlich bedauerlich, dass nicht das höchste Angebot zum Zuge kommt, aber Thyssenkrupp hat offenbar keine Zeit mehr zu verlieren", sagte der Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment, Michael Muders, der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Preis ist immer noch attraktiv." Union hält rund 0,4 Prozent der Aktien von Thyssenkrupp.

Der Aufsichtsrat des Ruhrkonzerns will am 27. Februar über den Verkauf der Aufzugssparte entscheiden. Kone war vor wenigen Tagen ausgestiegen, nachdem Thyssenkrupp angekündigt hatte, vorrangig mit zwei Konsortien von Finanzinvestoren zu verhandeln. Die Finnen hatten zwar Insidern zufolge mit gut 17 Milliarden Euro das höchste Angebot vorgelegt, Thyssenkrupp befürchtete bei einem Zuschlag an den Wettbewerber jedoch ein langwieriges Genehmigungsverfahren. Die Angebote der beiden Konsortien liegen Insidern zufolge bei knapp 16 Milliarden Euro. Dabei handelt es sich einerseits um Blackstone, Carlyle und dem Canadian Pension Plan Investment Board sowie um eine von der RAG-Stiftung unterstützte Bietergruppe um Advent und Cinven andererseits.

"Wichtig ist, dass man jetzt schnell zu einem Abschluss kommt. Bei einem Börsengang würde man einen noch niedrigeren Preis erzielen" betonte Union-Experte Muders. Thyssenkrupp hat sich die Möglichkeit eines Börsengangs als Notnagel offengehalten. Die Finanz-Investoren benötigen noch die Unterstützung durch die Arbeitnehmervertreter. Die IG Metall fordert unter anderem Garantien für die Beschäftigten und die Standorte.

"Es gibt einfach keine guten Lösungen mehr. Das müssen auch die Gewerkschaften erkennen", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, Reuters. Ob die Finanzinvestoren für die Beschäftigten die bessere Lösung seien als Kone, sei offen. Auch diese wollten die Kosten senken. "Es wäre fatal, wenn ein Deal an zu hohen Forderungen der Gewerkschaften scheitern würde." Wichtig sei, dass Thyssenkrupp nun schnell frische Mittel bekommt. "Thyssenkrupp erkauft sich mit der Transaktion Zeit." Die Probleme seien dadurch nicht gelöst. Auch Muders blickt bereits nach vorne: "Entscheidend für die Zukunft von Thyssenkrupp ist nicht der Elevator-Verkauf, sondern was mit den übrigen Geschäften geschieht, etwa dem Stahlbereich, dem Anlagenbau und Automotive." Vorstandschefin Martina Merz will dazu im Mai Details nennen.