HAMBURG (dpa-AFX) - Der Hamburger Hafen will in den kommenden Jahren klimafreundlicher werden. Das betreffe nicht nur den Schiffsverkehr und den Güterumschlag, sondern auch die Industrie im Hafen, sagte Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) am Mittwoch in Hamburg. "Wir stehen vor einem riesigen Transformationsprozess", erklärte er. "Die Dekarbonisierung - der Weg weg von fossilen Energieträgern - ist eine gewaltige Aufgabe." Eine Schlüsselrolle spiele klimaneutral erzeugter "grüner" Wasserstoff. Der Bedarf im Hafen liege bei mehr als 120 000 Tonnen pro Jahr.

Klima- und Umweltargumente seien auch in den Augen der Hafenkunden, Reedereien und Speditionen mittlerweile ein Wettbewerbsvorteil. Das gelte zum Beispiel für die Verfügbarkeit von Landstrom oder alternativen Treibstoffen wie LNG, erklärten die Marketing-Vorstände Ingo Egloff und Axel Mattern. Vor allem aber durch seine starke Einbindung ins Eisenbahnnetz sei der Hafen hoch attraktiv. Mit der Bahn wurden 2,7 Millionen Standardcontainer (TEU) zwischen den Terminals im Hamburger Hafen und im Binnenland transportiert, das sind 10,4 Prozent mehr als im Jahr zuvor und so viel wie noch nie. "Damit baut Hamburg seine Position als führender europäischer Eisenbahnhafen weiter aus", sagte Egloff.

Im vergangenen Jahr hat der Hafen den Umschlag von Gütern und Containern gesteigert und seine Marktposition damit ausgebaut. Der Seegüterumschlag erhöhte sich um 1,1 Prozent auf 136,6 Millionen Tonnen. Der wichtige Containerumschlag kletterte sogar um 6,1 Prozent auf 9,3 Millionen Standardcontainer (TEU). Damit erhöhte sich der Hamburger Marktanteil unter den großen Häfen in Nordwesteuropa um einen Punkt auf 23 Prozent, vor allem zu Lasten Bremerhavens. Im Containerumschlag steht Hamburg in Europa auf Platz drei hinter Rotterdam und Antwerpen, weltweit auf Platz 17.

Eine Prognose für das laufende Jahr wollten die Verantwortlichen im Hafen nicht abgeben. Angesichts der wirtschaftlichen Risiken durch das Coronavirus Sars-CoV-2 sei eine seriöse Vorhersage nicht möglich. "Das wird alle Häfen treffen", meinte Egloff. Jens Meier, Chef der Hafenbehörde HPA, sagte: "Alle können froh sein, wenn wir das Niveau halten können." Der Hamburger Hafen ist besonders stark im Handel mit China und Hongkong engagiert; jeder dritte Container kommt von dort oder ist für China bestimmt. Das Virus hat in der chinesischen Wirtschaft bereits deutliche Bremsspuren hinterlassen und wird die Ein- und Ausfuhren negativ beeinflussen.

Am gleichen Tag wie der Hafen legte auch die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd ihre vorläufigen Zahlen für 2019 vor. Sie hat von besseren Frachtraten und Sparmaßnahmen profitiert und konnte den Konzerngewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) um mehr als 80 Prozent auf 811 Millionen Euro steigern. Die Umsätze erhöhten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr um rund neun Prozent auf 12,6 Milliarden Euro. Hapag-Lloyd konzentrierte sich im vergangenen Jahr verstärkt auf profitablere Fahrtgebiete, hieß es. Positiv wirkten sich aber auch gestiegene Transportmengen und ein stärkerer US-Dollar aus./egi/DP/fba