MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Mobilfunkbetreiber Telefonica Deutschland (O2) kommt beim Abbau seiner Verluste aus der milliardenschweren Übernahme von E-Plus weiter voran. Im abgelaufenen Geschäftsjahr belief sich das Minus laut vorläufigen Zahlen unter dem Strich auf 212 Millionen Euro, nach 230 Millionen im Vorjahr, wie das Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte. Dem Konzern machen noch immer hohe Abschreibungen im Zuge des 2014 erfolgten Zukaufs zu schaffen. Dabei geht es um zwei teure Lizenzen, die in einer früheren Rekordauktion ersteigert wurden.

An der Börse legte die im MDax notierte Aktie kurz nach Handelsbeginn zu, drehte dann aber ins Minus. In einer Ersteinschätzung schrieb JPMorgan-Analyst Akhil Dattani, dass die Ergebnisse im Rahmen der Erwartungen gelegen hätten. Der Ausblick habe zwar etwas enttäuscht, könnten sich aber als typisch konservativ erweisen.

Den Umsatz steigerte die Tochter der spanischen Telefonica SA um gut ein Prozent auf etwa 7,4 Milliarden Euro, wobei es ohne regulatorische Effekte rund 7,5 Milliarden gewesen wären. Im Kerngeschäft mit Mobilfunkdienstleistungen steigerte das Unternehmen seinen Umsatz zudem um 0,6 Prozent, aus eigener Kraft wären es 1,7 Prozent gewesen.

Das um Sondereffekte und Regulierungseffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen legte im vergangenen Jahr um etwa ein Viertel auf 2,35 Milliarden Euro zu, was vor allem an der neuen Leasingbilanzierung lag, deren Effekte Telefonica nicht herausrechnet. Mit 456 000 zusätzlichen Anschlüssen im Schlussquartal stieg die Zahl der neuen Mobilfunkkunden zudem im vergangenen Jahr um eineinhalb Millionen - so viele wie noch nie seit dem Kauf von E-Plus. Viele der neuen Kunden kommen von Partnern wie 1&1 Drillisch, die bisher vorwiegend im O2-Netz telefonieren.

Unternehmenschef Markus Haas zeigte sich in einer Telefonkonferenz zuversichtlich, dieses Jahr unter dem Strich deutlich besser abzuschneiden. Die beiden in der Bilanz stehenden UMTS-Lizenzen seien nun fast komplett abgeschrieben, in diesem Jahr folge der letzte Teil. "Natürlich wollen wir einen Gewinn machen auch auf Ebit-Ebene", sagte Haas.

Nachdem sich das Unternehmen im vergangenen Jahr ohne Regulierungseffekte keine Veränderungen beim Umsatz zugetraut hatte, stellte es mit Blick auf das laufende Jahr nun im besten Fall eine leicht positive Entwicklung in Aussicht. Das operative Ergebnis soll dagegen wieder weitgehend unverändert bis leicht positiv ausfallen.

Hauptaktionärin von Telefonica Deutschland ist die spanische Muttergesellschaft Telefonica SA, die vornehmlich an einer hohen Dividende interessiert ist. Allerdings will das Management die Ausschüttung für 2019 nun auf 17 Cent eindampfen, nach 27 Cent im Vorjahr. Grund sind, wie auch bei der Telekom, die anstehenden Netzinvestitionen.

Telefonica Deutschland hat sich zum einen gemeinsam mit der Telekom und Vodafone eine verbesserte Versorgung in ländlichen Regionen, aber auch entlang der Verkehrswege auf Straßen, Schienen und Flüssen vorgenommen. Zum anderen steht nun die Versorgung erster großer Städte mit 5G an. Laut Plan ist dies zunächst für Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt vorgesehen. Bis Ende 2022 sollen dann insgesamt 30 Städte Zugang zu dem neuen Mobilfunkstandard haben. Das bisherige 3G-Netz will die Telefonica Deutschland bis dahin wie geplant abschalten. Den Ausbau wollen die Münchener mit ihren strategischen Partnern Huawei und Nokia bewältigen.

In der nun begonnenen zweijährigen Investitionsphase ist die für 2019 vorgeschlagene Dividende von 17 Cent zugleich als Untergrenze gedacht. Man sehe hier in der Zukunft noch "Potenzial", hieß es zuletzt im Dezember, etwa indem die passive Infrastruktur wie Funkmasten zu Geld gemacht werden könnte. Telefonica Deutschland will bis 2022 in der Spitze 17 bis 18 Prozent des Umsatzes in ihre Netze stecken, 2019 waren es noch gut 14 Prozent, was knapp oberhalb der anvisierten Spanne lag.

Der Umsatz soll parallel dazu bis 2022 um insgesamt mindestens fünf Prozent im Vergleich zum abgelaufenen Jahr zulegen. Dabei soll - ebenfalls laut Angaben vom Dezember - schrittweise ein immer größerer Anteil der Erlöse als operativer Gewinn beim Unternehmen hängenbleiben.

Strafen wegen der laut Bundesnetzagentur verfehlten Ausbauauflagen im Mobilfunk erwartet Chef Haas nicht. Bis Ende 2019 sollten die Netzbetreiber 98 Prozent aller Haushalte mit schnellen Mobilfunkanschlüssen erreichen, was für die 2015 ersteigerten Mobilfunklizenzen als Auflage galt. Laut Angaben der Bundesnetzagentur aus dem Januar hatte O2 das Ziel verfehlt, während die Telekom und Vodafone es "grundsätzlich" erfüllt hätten. Haas machte dafür geänderte Vorgaben bei der geforderten Signalstärke verantwortlich, die das Unternehmen aber in diesem Jahr erreichen wolle. "Wir brauchen eine gemeinsame Kraftanstrengung", sagte er mit Blick auf die Versorgung der sogenannten weißen Flecken vor allem im ländlichen Raum. Die Politik habe das mittlerweile auch verinnerlicht./kro/men/stk