"Wir haben enorme Wachstumschancen." Voraussichtlich bis April solle der Zusammenschluss der US-Tochter T-Mobile US mit dem Rivalen Sprint vollzogen werden. Dann entstehe eine starke Nummer drei im dortigen Markt, die den Platzhirschen AT&T und Verizon die Stirn bieten könne. "Wir sind damit auf Augenhöhe und greifen weiter an." Den Aktionären versprach er steigende Kurse. Rückenwind geben Höttges zudem höhere Gewinne und Umsätze aus dem vergangenen Jahr. 2020 setzt der Telekom-Chef auf weiteres Wachstum. Bei den Anlegern kam das gut an: Telekom-Aktien legten bis zum Mittag um über drei Prozent zu.

"Das ist dann die größte Fusion eines deutschen Unternehmens in den USA jemals", bilanzierte Höttges. "Für mich persönlich kann ich sagen: Das war die aufregendste und größte unternehmerische Herausforderung meiner Berufslaufbahn". Der Konzern hatte die wichtigsten Hürden für den im April 2018 angekündigten Zusammenschluss in Übersee aus dem Weg geräumt. Zuletzt schmetterte ein US-Gericht Klagen mehrerer Bundesstaaten gegen die Pläne ab. Legen die vor Gericht unterlegenen US-Bundesstaaten keine Berufung gegen die Entscheidung ein, ist die Fusion für Telekom-Chef Höttges nach langem Ringen endlich in greifbare Nähe gerückt. Hoffnung machte dem Telekom-Chef dabei bereits der Bundesstaat New York: Die örtliche Generalstaatsanwältin, Letitia James, hatte angekündigt, nicht gegen den Richterspruch vorgehen zu wollen.

ZUGPFERD T-MOBILE US

Aber auch ohne die Fusion wollen die Bonner wachsen: Im laufenden Jahr will Höttges beim Umsatz zulegen und den operativen Ertrag (bereinigtes Ebitda ohne Leasingkosten) auf 25,5 Milliarden Euro steigern nach 24,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Fusion ist dabei nicht eingerechnet. Im vergangenen Jahr erwies sich die Tochter T-Mobile US auch ohne den Zusammenschluss erneut als Zugpferd. "Mit diesen Rekordzahlen haben wir unsere Position als klare Nummer eins der Branche in Europa bestätigt", bilanzierte Höttges. Auch dank florierender Geschäfte der US-Amerikaner stieg der Umsatz 2019 um 6,4 Prozent auf 80,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Überschuss von 3,9 (2,16) Milliarden Euro.

Auf Höttges kommt nun aber weiter Arbeit zu. Denn der Konzern ächzt unter einer hohen Schuldenlast. Die Netto-Finanzverbindlichkeiten des Bonner Konzerns lagen zum Jahresende bei rund 76 Milliarden Euro. Der Schuldenberg hat Folgen: Die Telekom hatte bereits im November ihre Dividende für 2019 auf 60 Cent je Aktie festgelegt - zehn Cent weniger als für das Jahr zuvor. Der Konzern hatte dies unter anderem mit hohen Kosten für die 5G-Mobilfunkauktion in Deutschland und mit finanziellen Lasten aus der angestrebten US-Transaktion begründet.

Die Telekom könnte sich indes auch von Geschäften trennen. Ihre Aktivitäten in den Niederlanden könnten etwa an die Börse gebracht werden, auch für die Funktürme prüft der Konzern Optionen. Das 5G-Netz muss Höttges zudem weiter ausbauen. Umstritten ist, ob auch der chinesische Ausrüster Huawei dabei in Deutschland zum Zuge kommt. Die USA werfen ihm Spionage vor, Huawei hat die Kritik zurückgewiesen. Die Telekom arbeitet aber auch mit den Ausrüstern Ericsson und Nokia zusammen. Der Konzern warte auf eine Entscheidung der Bundesregierung, betonte Höttges.