FRANKFURT (awp international) - Eine Umsatzwarnung von Apple hat die zuletzt euphorischen Dax-Anleger am Dienstag wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Rekordjagd, die den deutschen Leitindex am Vortag bis auf 13 795 Punkte getrieben hatte, ist vorerst gestoppt. Am Nachmittag notierte der Dax 0,68 Prozent tiefer auf 13 690,07 Punkten.

Nach dem Anstieg bis auf fast 13 800 Punkte folgten nun erwartungsgemäss kleinere Gewinnmitnahmen, die sich zunächst auch noch bis etwa 13 450 Punkte ausweiten könnten, schrieben die Charttechnik-Experten von Index Radar.

Der MDax der mittelgrossen deutschen Börsenwerte gab zuletzt um 0,79 Prozent auf 29 084,68 Punkte nach. Der EuroStoxx 50 als Leitbarometer der Eurozone sank um 0,45 Prozent.

Apple wird wegen des Coronavirus in China die erst wenige Wochen alte Umsatzprognose für das laufende Quartal verfehlen. Bei iPhones gebe es Lieferengpässe, weil die Produktion in China langsamer hochgefahren werde als geplant, teilte der Konzern am Montag mit. Es sei ein Weckruf von Apple für scheinbar unbekümmerte Anleger und eine Mahnung, die Konsequenzen der Epidemie für die Wirtschaft nicht zu unterschätzen, kommentierte dies Analyst Milan Cutkovic vom Broker AxiTrader.

Das Coronavirus hinterliess nun auch seine Spuren in den Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten. Sie trübten sich überraschend deutlich ein, wie der Indikator des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) zeigte. Auf den Dax übte der ZEW-Index am Dienstag allerdings keinen zusätzlichen Druck mehr aus.

Hierzulande litten Chipwerte wie Infineon , Dialog Semiconductor oder Siltronic mit Abschlägen von bis zu viereinhalb Prozent unter der Apple-Warnung. Analyst Sandeep Deshpande von JPMorgan sprach von der "ersten Warnung eines schwergewichtigen Techkonzerns wegen der Coronavirus-Epidemie". Er hält es nun für wahrscheinlich, dass auch Unternehmen aus der Lieferkette von Apple und zuvorderst Chiphersteller folgen werden.

Die Deutsche Börse stand mit ihren Zahlen für 2019 im Fokus. Der Börsenbetreiber verbuchte einen Rekordgewinn. Bei den geplanten Übernahmen kann der Dax-Konzern auf eine prall gefüllte Kasse zurückgreifen. Die Deutsche Börse habe ihre wichtigsten Ziele ganz aus eigener Kraft erreicht, schrieb Analyst Benjamin Goy von der Deutschen Bank. Anfangs notierten die Papiere im Minus, zuletzt aber mit 0,6 Prozent im Plus.

Aussagen von HeidelbergCement zum vergangenen und zum laufenden Jahr kamen nicht gut an. Die Aktien des Baustoffherstellers verloren am Dax-Ende 2,5 Prozent.

Top-Wert im Leitindex waren RWE mit plus 1,8 Prozent, die damit ihre Gewinnstrecke der vergangenen Wochen fortsetzten. Beobachter führten den Zuwachs zum Teil auf die "Risk-off"-Haltung von Investoren zurück, von der als defensiv geltende Sektoren wie Versorger und Immobilien für gewöhnlich profitieren. Bei RWE komme der Übergang zu einem auf erneuerbare Energie setzenden Stromanbieter hinzu, der die Gewinne antreiben dürfte, hiess es im Handel.

Die Papiere von Thyssenkrupp weiteten ihre Verluste vom Wochenbeginn aus und waren mit minus 5,9 Prozent der grösste Verlierer im MDax. Keine Überraschung sei, dass der Industriekonzern die Aufzugsparte an Finanzinvestoren verkauft, schrieb Analyst Christian Obst von der Baader Bank. Allerdings würde sich der Konzern mit einem Komplettverkauf oder dem Verkauf eines Grossteils des Segments von einem Gewinnbringer verabschieden.

Eine neue Kaufempfehlung sprach dagegen Warburg Research für die Aktien der Compugroup aus, woraufhin die Papiere des Softwareherstellers 2,2 Prozent gewannen.

Der Immobilienkonzern Patrizia übertraf im vergangenen Jahr beim Ergebnis seine eigene Prognose. Die Titel gewannen an der SDax-Spitze 6,4 Prozent. Das Schlussquartal sei stark gelaufen, schrieb Analyst Kai Klose von der Berenberg Bank. Schlusslicht im SDax waren die Anteile des Stahlhändlers Klöckner & Co mit minus 7,8 Prozent.

Am Rentenmarkt sank die Umlaufrendite von minus 0,40 Prozent am Vortag auf minus 0,42 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,10 Prozent auf 144,91 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,19 Prozent auf 174,71 Punkte zu.

Der Euro gab etwas nach. Für die Gemeinschaftswährung wurden zuletzt 1,0808 Dollar bezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuletzt am Montagnachmittag auf 1,0835 Dollar festgesetzt./ajx/jha/

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---