KAPSTADT (dpa-AFX) - Das bisher überwiegend von Kohlekraftwerken abhängige Südafrika will seinen Energiemix laut Präsident Cyril Ramaphosa künftig breiter aufstellen. Bestehende Begrenzungen für unabhängige Stromanbieter sollen aufgeweicht werden, sagte Ramaphosa am Donnerstagabend in seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation. Er gab zu, dass die seit Jahren bestehenden Probleme des hoch verschuldeten Staatsmonopolisten Eskom die Wirtschaft des Kap-Staates schwer geschädigt hätten. Mittelfristig werde die Nation aber vorerst weiter mit regelmäßigen Stromausfällen leben müssen.

Ramaphosa hatte seine Rede erst mit anderthalbstündiger Verspätung beginnen können, nachdem sie die linkspopulistische EFF-Partei mit einer Serie von Anträgen zur Geschäftsordnung immer wieder verhindert hatte. Die Sitzung war daher vorübergehend ausgesetzt und erst wieder aufgenommen worden, nachdem die Abgeordneten der Wirtschaftlichen Freiheitskämpfer (EFF) des Saals verwiesen worden waren. Von seiner Rede hatten sich Beobachter Aufschluss darüber erhofft, wie er das Land aus seiner tiefen wirtschaftlichen Krise führen will.

Südafrika befindet sich nicht nur wegen des verheerenden Zustands seiner großen Staatskonzerne - darunter der Staatslinie SAA oder dem Strommonopolisten Eskom - in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. "Die Wirtschaft ist seit einem Jahrzehnt nicht mehr mit aussagekräftigen Raten gewachsen", gab Ramaphosa zu, der eine Modernisierung der Infrastruktur für die Staatsbahn ankündigte.

Nach jahrelangem ökonomischem Niedergang unter seinem Vorgänger Jacob Zuma versucht er gerade, das Land aus der Misere zu steuern. Die Nation ächzt zurzeit nicht nur unter ihrer Schuldenlast, sondern auch unter den auf Rekordniveau steigenden Arbeitslosen- und Kriminalitätsraten. Zudem sitzt die Bevölkerung immer öfter im Dunkeln, weil dem klammen Strommonopolisten Eskom die Elektrizität ausgeht. Er schaltet daher gezielt den Strom in verschieden Orten für jeweils mehrere Stunden ab, um die Gesamtnachfrage zu drosseln. Diese Stromausfälle ("load shedding") bremsen die ohnehin siechende Wirtschaft weiter aus. Eskom sichert etwa 95 Prozent der Stromversorgung Südafrikas ab./rek/DP/he