FRANKFURT (awp international) - Der Euro steht an den Finanzmärkten weiter unter Druck. Am Donnerstag fiel der Kurs der Gemeinschaftswährung mit 1,0834 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit April 2017. Ein ähnlicher Tiefstand vom Mittwochabend wurde nochmals unterboten.

Auch zum Franken hat der Euro weiter nachgegeben und ist im Tief bis auf 1,0609 Franken gefallen. Auf diesem Niveau hat das Paar zuletzt im Sommer 2015 notiert. Nach Ansicht der Devisenexperten von Capital Economics hat die SNB bereits am Devisenmarkt interveniert, um den anhaltenden Aufwärtsdruck beim Franken abzumildern. Der US-Dollar bewegt sich derweil mit aktuell 0,9788 Franken im Rahmen seiner jüngsten Handelsspanne.

Um das aktuelle Kursniveau befindet sich nach Angaben der Valiant Bank eine wichtige Unterstützung für das EUR/CHF-Paar. Man könne sich fragen, ob die SNB nun aktiver ins Geschehen eingreifen werde. Dagegen spreche aber, dass der wenig spekulative Geldflüsse in den Franken festzustellen seien und die Schwäche des Euros primär hausgemacht sei.

Der Euro gilt unter Marktbeobachtern schon seit längerem als angeschlagen. Ein wichtiger Grund sind schwache Konjunkturdaten aus dem gemeinsamen Währungsraum. Zuletzt hatten vor allem Produktionsdaten aus der Industrie stark enttäuscht. Besserung ist wegen der wirtschaftlichen Belastungen durch das von China ausgehende Coronavirus nicht in Sicht. Einige Ökonomen sehen sogar die Gefahr einer Rezession aufziehen. Hinzu kommen Medienberichte über eine mögliche zusätzliche Lockerung der EZB-Geldpolitik. All dies lastet auf dem Euro.

Das Coronavirus sorgte am Donnerstag für neuerliche Verunsicherung. Sprunghaft gestiegene Infektions- und Todesfälle in China weckten unter Anlegern Zweifel an der Fähigkeit der chinesischen Behörden, die Lage in den Griff zu bekommen. Als sicher empfundene Währungen profitierten hiervon. Der Schweizer Franken stieg zum Euro auf den höchsten Stand seit Sommer 2015. Der japanische Yen erhielt ebenfalls Zulauf.

Gewinne verbuchte auch das britische Pfund. Auslöser war der überraschende Rücktritt des britischen Finanzministers Sajid Javid. Beobachter begründeten die Marktreaktion mit Spekulationen auf eine grosszügigere Ausgabenpolitik der britischen Regierung unter Javids Nachfolger. Dies könnte das Wirtschaftswachstum auf der Insel beleben, wovon das Pfund profitierte.

Zu wichtigen Währungen legte die EZB die Referenzkurse für einen Euro auf 0,83375 (0,84058) britische Pfund und 119,21 (120,03) japanische Yen fest.

Die Feinunze Gold (31,1 Gramm) wurde am Nachmittag in London mit 1577 Dollar gehandelt. Das waren knapp 11 Dollar mehr als am Vortag.

/bgf/he/pre