FRANKFURT (awp international) - Negative Nachrichten aus China zur Coronavirus-Epidemie haben am Donnerstag auf den Risikoappetit der Anleger am deutschen Aktienmarkt geschlagen. Vorsicht herrschte auch angesichts durchwachsener Unternehmensberichte. Nach neuen Rekorden des Dax , MDax und SDax am Vortag gab der deutsche Leitindex bis zur Mittagszeit 0,99 Prozent auf 13 613,71 Punkte nach. Tags zuvor noch hatte der Dax mit rund 13 758 Punkten ein weiteres Rekordhoch erreicht.

Der MDax gab am Donnerstag um 0,68 Prozent auf 29 039,32 Punkte nach. Auch der SDax , der am Morgen erstmals die Marke von 13 000 Punkten übersprungen hatte, drehte in die Verlustzone. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx gab nach einem Zwölfjahreshoch am Vortag zuletzt 1,1 Prozent ab.

In China wurden die Ansteckungen mit dem Coronavirus in der besonders betroffenen Provinz Hubei neu eingestuft. Dies führte nun zu einem drastischen Anstieg der offiziellen Fälle: Die Zahl neu nachgewiesener Todesopfer in Hubei stieg im Vergleich zum Mittwoch um mehr als das Doppelte, die der neu nachgewiesenen Infektionen verzehnfachte sich beinahe.

"Mit der täglich veröffentlichten Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus schwanken auch die Kurse an der Börse", kommentierte Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader. Panik gebe es zugleich aber keine.

Derweil läuft die Berichtssaison in Deutschland kräftig an. Unter den Einzelwerten im Dax büssten die Anteile von HeidelbergCement nach Aussagen zum abgelaufenen Geschäftsjahr 2,5 Prozent ein. Der Umsatz habe die Erwartungen etwas verfehlt, sagte Analyst Thorsten Reigber von der DZ Bank. Zudem sei 2020 in Nordamerika und Westeuropa, den wichtigsten Märkten des Baustoffherstellers, eine etwas geringere Wachstumsdynamik zu erwarten.

Zahlen werden im Tagesverlauf zudem vom Industriegase-Hersteller Linde erwartet, der sich 2018 mit Praxair zum weltgrössten Gasekonzern zusammengeschlossen hatte. Aktuell zeigte sich der Linde-Kurs marktkonform mit minus 1,2 Prozent.

Dagegen stachen die Anteile des Bausoftware-Herstellers RIB Software im SDax ins Auge, sie sprangen um mehr als 40 Prozent auf 29,16 Euro hoch. Der Quartalsbericht verblasste angesichts eines Übernahmeangebots aus Frankreich. Der Industriekonzern Schneider Electric bietet je RIB-Aktie 29 Euro. Davon inspiriert legten die Nemetschek -Aktien im MDax um 1,0 Prozent zu.

Die Aktien der Commerzbank waren nach vorgelegten Jahreszahlen Favorit im Index der mittelgrossen Werte. Ihr Plus betrug 4,7 Prozent. Das Finanzinstitut schnitt 2019 im Tagesgeschäft besser ab als erwartet und kündigte zugleich ein neues Kostenprogramm an. Alles in allem seien die Zahlen leicht positiv zu werten, sagte ein Händler.

Dass sich der Airbus -Chef Guillaume Faury für sein erstes komplettes Jahr an der Konzernspitze des Flugzeugbauers nur vorsichtige Steigerungen bei Produktion und Gewinn vorgenommen hat, trug der Aktie zuletzt ein Minus von 1,2 Prozent ein. Die Anteile von Metro verloren 2,3 Prozent und die von Aurubis am MDax-Ende 7,2 Prozent. Beim Handelskonzern enttäuschte der Gewinn, beim Kupferhersteller das Vorsteuerergebnis und die Aussagen zur allgemeinen Marktsituation.

Um rund 3,0 Prozent nach oben ging es für die Papiere des angeschlagenen Stahl- und Industrieunternehmens Thyssenkrupp . Er schrieb zwar auch im ersten Geschäftsquartal tiefrote Zahlen, doch Anleger interessierten sich vor allem für die Aufzugsparte, von der sich der Konzern trennen will. Die Entscheidung, so hiess es, stehe kurz bevor. Dabei zeichne sich zunehmend ein Verkauf ab./ck/fba

---- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---