FRANKFURT (dpa-AFX) - Negative Nachrichten aus China zur Coronavirus-Epidemie haben am Donnerstag den Risikoappetit der Anleger am deutschen Aktienmarkt gedämpft. Vorsicht herrschte auch angesichts zahlreicher Unternehmensberichte. Nach neuen Rekorden im Dax, MDax und SDax am Vortag gab der deutsche Leitindex im frühen Handel nun um 0,45 Prozent auf 13 688,52 Punkte nach. Tags zuvor noch hatte der Dax mit rund 13 758 Punkten ein weiteres Rekordhoch erreicht.

Der MDax machte am Donnerstagmorgen seine Auftaktverluste wieder wett und legte um 0,03 Prozent auf 29 247,14 Punkte zu. Der SDax übersprang erstmals in seiner Geschichte die Marke von 13 000 Punkten. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx gab nach einem Zwölfjahreshoch am Vortag nun ein halbes Prozent nach.

In China führte nach einer neuen Einstufung der Ansteckungen mit dem Coronavirus in der besonders betroffenen Provinz Hubei dies zu einem drastischen Anstieg der offiziellen Fälle. So stieg dort die Zahl neu nachgewiesener Todesopfer im Vergleich zum Mittwoch um mehr als das Doppelte. Die Zahl der neu nachgewiesenen Infektionen hat sich sogar fast verzehnfacht.

"Mit der täglich veröffentlichten Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus schwanken auch die Kurse an der Börse", kommentierte Milan Cutkovic, Marktanalyst bei AxiTrader. Es kehre die Erkenntnis zurück, dass die Situation völlig ungewiss sei und damit auch die Frage offen bleibe, was die Dauer und Stärke der Epidemie angehe. Von Panik an der Börse gebe es aber keine Spur, die Schwankungen indes dürften nun wieder zunehmen.

Derweil läuft die Berichtssaison in Deutschland kräftig an. Unter den Einzelwerten im Dax büßten die Anteile von HeidelbergCement 1,6 Prozent ein. Der Umsatz habe die Erwartungen etwas verfehlt, sagte Analyst Thorsten Reigber von der DZ Bank. Zudem verwies er darauf, dass 2020 in den wichtigsten Märkten des Baustoffherstellers, Nordamerika und Westeuropa, eine etwas geringere Wachstumsdynamik zu erwarten sei.

Zahlen werden im Tagesverlauf zudem vom Industriegase-Hersteller Linde erwartet, der sich 2018 mit Praxair zum weltgrößten Gasekonzern zusammengeschlossen hatte. Aktuell zeigte sich der Linde-Kurs unauffällig mit minus 0,2 Prozent.

Dagegen stachen die Anteile des Bausoftware-Herstellers RIB Software im SDax ins Auge, denn sie sprangen um mehr als 40 Prozent auf 29,10 Euro hoch. Der Quartalsbericht verblasste angesichts eines Übernahmeangebots aus Frankreich. Der Industriekonzern Schneider Electric bietet je RIB-Aktie 29 Euro. Davon inspiriert legten die Nemetschek-Aktien im MDax um 1,7 Prozent zu.

Die Aktien der Commerzbank waren Favorit im MDax mit einem Aufschlag von fast 5 Prozent. Das Finanzinstitut schnitt 2019 im Tagesgeschäft besser ab als erwartet. Alles in allem seien die Zahlen leicht positiv zu werten, sagte ein Händler.

Dass sich der Airbus-Chef Guillaume Faury für sein erstes komplettes Jahr an der Konzernspitze des Flugzeugbauers nur vorsichtige Steigerungen bei Produktion und Gewinn vorgenommen hat, trug dem Kurs der Aktie keinen Abbruch. Sie legte um 0,8 Prozent zu. Dagegen büßten die Anteile von Metro und Aurubis nach vorgelegten Quartalsberichten am MDax-Ende jeweils 2,5 Prozent ein. Beim Handelskonzern enttäuschte der Gewinn, beim Kupferhersteller vor allem das Vorsteuerergebnis.

Um 3,2 Prozent legten im MDax nach einem schwächeren Start zuletzt außerdem die Papiere des angeschlagenen Stahl- und Industrieunternehmens Thyssenkrupp zu. Er schrieb zwar auch im ersten Geschäftsquartal tiefrote Zahlen, doch am Markt wird wohl derzeit vor allem darauf gewartet, wie es mit der Aufzugsparte weiter geht. Hier teilte der Konzern mit, dass er sich bei der Prüfung der Optionen für diesen Bereich vor allem auf den Verkauf konzentriert./ck/jha/