FRANKFURT (awp international) - Der Dax hat am Dienstag einen neuen Rekord vorerst nur knapp verpasst. Ungeachtet der Coronavirus-Krise rückte der Leitindex am Nachmittag um 0,98 Prozent auf 13 625,90 Punkte vor. In der Spitze war er der bisherigen Bestmarke von 13 640 Punkten im frühen Handel sogar schon bis auf zwei Zähler näher gekommen. Für den Sprung darüber fehlte aber zunächst der letzte Impuls - möglich, dass dieser am Nachmittag von den US-Börsen kommt.

Das neuartige Coronavirus hat in China inzwischen mehr als 1000 Menschen das Leben gekostet. Börsianer verwiesen jedoch auf den Eindruck, dass die Zahl der Neuinfektionen langsam sinke und einige Betriebe offenbar dazu übergingen, ihre Arbeit wieder aufzunehmen. Analyst Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel sah derweil eine gut laufende Berichtssaison der Unternehmen und die Gegenmassnahmen der chinesischen Zentralbank als Treiber.

In der zweiten deutschen Börsenreihe waren die Indizes dem Dax einen Schritt voraus, sowohl der MDax als auch der Kleinwerte-Index SDax verbuchten neue Rekorde. Der MDax mit den mittelgrossen Werten gewann zuletzt 1,01 Prozent auf 29 070,79 Zähler.

In der Eurozone legte der EuroStoxx am Dienstag 0,7 Prozent zu. An der Wall Street könnte der Dow Jones Industrial mit einem freundlichen Start eine neue Bestmarke setzen. Anderen US-Indizes war dieses Kunststück schon am Vortag gelungen.

Auf der Unternehmensseite standen vor allem die 4 Prozent höheren Papiere der Deutschen Telekom im Mittelpunkt. Die geplante Fusion von T-Mobile US mit dem kleineren Rivalen Sprint hat die Kartellprüfung in den USA überstanden. Der zuständige Richter Victor Marrero stimmte dem mehr als 26 Milliarden Dollar teuren Deal zu. Eine lange Hängepartie steht damit vor dem Ende.

Auch Metro stand wegen der lange unsicheren Zukunft eines Tochterunternehmen im Fokus, die Aktien reagierten aber sehr verhalten darauf, dass der Handelskonzern vor der Einigung auf einen Verkauf der Supermarkttochter Real für eine Milliarde Euro steht. Zuletzt waren sie sogar mit 0,4 Prozent ins Minus abgetaucht.

Bei Daimler konnten sich die Anleger nach vorgelegten Jahreszahlen nicht für eine klare Richtung entscheiden. Eine enttäuschende Dividende aber gutes Feedback für die Liquidität erschwerte die Orientierung. Zuletzt hinkten die Papiere dem Dax mit einem nur dünnen Anstieg um 0,1 Prozent ziemlich hinterher, obwohl die Sektorstimmung allgemein gut war. VW und BMW gehörten mit bis zu 1,8 Prozent zu den Gewinnern.

Auf der Agenda standen ansonsten noch Zahlen von Nebenwerten wie Grenke oder Delivery Hero . Grenke dominierten im MDax mit einem Kurssprung um 8,2 Prozent, die Aktien kosteten erstmals seit 2018 wieder mehr als 100 Euro. Die Aussicht auf weiter anziehende Geschäfte im laufenden Jahr wurde bei dem IT-Vermieter und Finanzierungsdienstleister als Stütze angesehen.

Delivery Hero gaben derweil im Index mittelgrosser Werte ein schwankendes Bild ab. Anfänglich kritische Stimmen zum Ausblick mit einem unerwartet hohen operativen Verlust verflachten, die Aktien drehten mit 3,6 Prozent ins Plus auf ein Rekordhoch. Neben den Wachstumsperspektiven des Essenslieferdienstes wurden auch Spekulationen über einen möglichen Dax-Aufstieg als Treiber angesehen.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Dienstag tendenziell gesunken. Die gegenläufige Umlaufrendite stieg von minus 0,40 Prozent am Vortag auf minus 0,39 Prozent. Der Rentenindex Rex gab um 0,08 Prozent auf 144,70 Punkte nach. Der Bund-Future stand knapp mit 0,01 Prozent im Minus bei 174,52 Zählern.

Der Euro ist am Dienstag gefallen. 1,0892 Dollar bedeuteten im Tief den niedrigsten Stand seit Oktober. Zuletzt wurden 1,0898 Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Montag auf 1,0951 Dollar festgesetzt./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---