Dennoch sei das Angebot ab deutschen Flughäfen damit neun Prozent höher als 2016, als die im Jahr darauf pleite gegangene Air Berlin noch am Markt war, erklärte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) am Montag in Berlin. Bei der Aufteilung der von Air Berlin gerissenen Marktlücke hätten Airlines Überkapazitäten aufgebaut, die sie mittlerweile wieder zurücknähmen, erklärte BDL-Präsident Klaus-Dieter Scheurle. An einer sinkenden Nachfrage wegen der Kritik von Klimaschützern am Luftverkehr liege es nicht. "Flugscham haben wir bisher noch nicht identifiziert als Ursache für Verkehrsrückgänge", sagte er.

Der Preis ist dem Verband zufolge nur selten ein Grund für Verbraucher, lieber zu fliegen als den Zug zu nehmen: Nach einer Auswertung des BDL ist die Bahnfahrkarte bei gut vier von fünf Verbindungen billiger als ein Flugticket. Im Schnitt sei ein Flug 169 Euro teurer. Verglichen wurden dabei 15 innerdeutsche Strecken sowie die Verbindungen von Frankfurt nach Paris und Brüssel. Berücksichtigt wurden Daten von Lufthansa, ihrer Billigflugtochter Eurowings, der britischen Easyjet und Air France. Während die Ticketpreise für Inlandsflüge stabil blieben, stiegen sie für Verbindungen in Europa deutlich an.

Der Ausbruch der Corona-Virusinfektion in China wird sich nach Einschätzung des BDL nur wenig auf den Luftverkehr auswirken, wenn die Krankheitswelle ab Mitte März wieder abebben sollte. Der Frachtverkehr sei mit einem Anteil von 15 Prozent am gesamten Frachtvolumen deutlich stärker abhängig vom China-Geschäft als Passagierflüge, die nur ein Prozent ausmachten. Mehr als zwei Dutzend Airlines weltweit haben die Verbindungen nach China für mehrere Wochen gekappt, damit sich das Virus weltweit nicht stark ausbreiten kann.

Ohne Corona-Effekt prognostizierte der Weltverband der Fluggesellschaften IATA für 2020 ein Wachstum im Passagierverkehr von vier Prozent und von zwei Prozent für den Frachtverkehr. Im vergangenen Jahr stieg die Verkehrsleistung weltweit um 4,2 Prozent nach einem Plus von 6,5 Prozent 2018. Der Handelskonflikt zwischen den USA und China, die schwächere Konjunktur und das Flugverbot für das Boeing-Modell 737-MAX bremsten das Wachstum. Die deutschen Fluggesellschaften steigerten ihre Verkehrsleistung um 1,3 Prozent, erklärte der BDL. Dazu habe die Insolvenz der Airline Germania Anfang 2019 beigetragen. Der Marktanteil deutscher Airlines an den deutschen Flughäfen habe sich dadurch weiter verringert. Seit 2012 sei er um zwölf Prozentpunkte auf 55 Prozent gesunken. Fast das gesamte Wachstum seit 2012 hätten ausländische Fluggesellschaften bestritten. Die deutschen Flughäfen steigerten 2019 ihr Passagieraufkommen um 1,5 Prozent auf 248 Millionen Menschen.