Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt zur Wochenmitte den Aufwärtstrend fort. Auslöser ist eine Mitteilung im chinesischen Fernsehen, wonach ein Mittel zur wirksamen Behandlung der vom Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit gefunden worden sein soll. Auch in England soll Forschern ein Durchbruch gelungen sein. Dies sorgte für steigende Kurse an den wichtigsten Aktienmärkten.

Sollten sich die Bericht über ein Medikament zur Behandlung bewahrheiten, könnte sich dies nach Einschätzung der Marktteilnehmer positiv auf die Weltwirtschaft auswirken. "Viele Unternehmen haben wegen des Virus in China ihre Produktion gedrosselt und ihre Investitionspläne schubladisiert", sagt ein Händler. "Wenn der Bericht stimmt und wirklich demnächst ein wirksames Medikament zu Verfügung steht, dürften die Märkte neu Rekordwerte erreichen", sagt ein anderer Händler. "Dann dürfte auch die Weltwirtschaft, die zuletzt mit stark angezogener Handbremse unterwegs war, einen Gang nach oben schalten."

Der SMI steigt bis um 11.10 Uhr um 1,03 Prozent auf 10'911,66 Punkte. Damit nähert sich der Leitindex wieder seinem Rekordwert von 10'960,75 Zählern an. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, steigt um 1,11 Prozent auf 1'673,02 und der breite SPI um 0,93 Prozent auf 13'198,76 Zähler. Bis auf Nestlé und Swisscom legen alle SLI-Werte zu.

An die Spitze der Gewinner setzen sich dank massiven Deckungskäufen die Aktien von AMS (+5,0%). Der Titel des Sensorenherstellers habe über Gebühr unter den Sorgen im Zusammenhang mit den möglichen Folgen der Ausbreitung des Coronavirus auf die Weltwirtschaft gelitten und sei leerverkauft worden. Nun sähen sich die Spekulanten gezwungen, ihre Baissepositionen glattzustellen, heisst es am Markt.

Dahinter folgen die Anteile von ABB (+3,6%). Der geographisch breit aufgestellte Automationskonzern gilt als guter Indikator für die Entwicklung der Weltwirtschaft und litt dementsprechend auch unter den "China-Sorgen". Händler verwiesen aber auch auf den Jahresabschluss, der im Markt besser als zunächst erwartet aufgenommen wurde. ABB hat zwar weniger Umsatz und Auftragseingang verbucht, aber operativ besser als erwartet abgeschnitten.

Auf Erholungskurs befinden sich mit den Luxusgüterherstellern Swatch (+2,0%) und Richemont (+1,9%) ausserdem Aktien von zwei Firmen, die am stärksten unter den Problemen im Grossraum China gelitten hatten.

Die stark von der Entwicklung des Welthandels bestimmten Aktien des Logistikkonzerns von Kühne+Nagel (+1,7%) stimmen ebenfalls in den Aufwärtstrend ein.

Zu den grösseren Gewinnern zählen zudem die Finanzwerte: Die Banken Julius Bär (+2,2%), Credit Suisse (+1,4%) und UBS (+1,6%) ziehen stärker an als die Versicherer Swiss Re (+0,7%), Swiss Life (+1,0%) und Zurich (+0,7%).

Aktien zyklischer Firmen wie Sika, Adecco, Geberit und LafargeHolcim bewegen sich mit Gewinnen von rund einem Prozent im Mittelfeld.

Bei den Pharmariesen hinken Novartis (+0,8%) Roche (+1,8%) hinterher. Letztere könnten dank einem Testverfahren vom Coronavirus profitieren.

Verlierer sind einzig die als sichere Häfen geltenden Nestlé (-0,1%) und Swisscom (-0,1%). Der Telekomkonzern veröffentlicht ausserdem am Donnerstag seinen Jahresabschluss.

Am breiten Markt profitieren die Papiere der Reisedetailhandelsgruppe Dufry (+1,8%) und des Flughafen Zürich (+1,4%) ebenfalls von den Berichten über das Medikament gegen das Coronavirus. Die Tourismusaktie der Jungfraubahn Holding gewinnt ihrerseits knapp ein Prozent.

Die Anteile von Conzzeta steigen um 1,6 Prozent. Der Mischkonzern hat im Geschäftsjahr 2019 devestitionsbedingt weniger Umsatz erzielt.

pre/rw