Zürich (awp) - Zum Wochenschluss geht es am Schweizer Aktienmarkt am Ende einer turbulenten Woche immerhin wieder etwas aufwärts. Der Leitindex SMI war dank freundlicher Vorgaben aus Übersee mit Gewinnen in den Handel gestartet, diese sind aber im weiteren Verlauf zusammengeschmolzen. Die Stimmung sei weiterhin angespannt, heisst es von Marktteilnehmern. Denn die Ängste um die wirtschaftlichen Folgen des derzeit grassierenden Coronavirus sind nach wie vor am Markt präsent.

Klar ist nur, dass es das chinesische Wirtschaftswachstum im ersten Quartal beeinflussen wird. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat am Donnerstag eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Damit sind konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg möglichst einzudämmen. Neben China steht an diesem Abend um Mitternacht noch ein weiteres wichtigen Ereignis an: Dann verlässt Grossbritannien nämlich offiziell die EU. Es folgt nun eine Übergangsfrist, die zum Jahreswechsel 2020/2021 auslaufen soll.

Der Leitindex SMI weist gegen 10.55 Uhr ein Plus von 0,22 Prozent auf 10'772,49 Punkte auf. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Werte enthalten sind, gewinnt 0,26 Prozent auf 1'651,12 Zähler und der umfassende SPI 0,17 Prozent auf 13'035,63 Zähler. Von den 30 SLI-Titeln gewinnen 21 hinzu, sieben fallen und zwei sind unverändert.

Auf der Gewinnerliste sind vor allem sämtliche Vertreter der Finanzindustrie zu finden. Neben Julius Bär (+0,8%) ziehen noch Swiss Life, die Swiss Re, UBS, Partners Group und die CS um überdurchschnittliche 0,7 und 0,6 Prozent an. Nur Zurich hinken mit einem unveränderten Kurs den übrigen Titeln hinterher. Am Vortag noch hatten einige der Papiere wie etwa die der CS deutlich schwächer notiert. Hier hiess es von Händlern, das Jahresergebnis der Deutschen Bank dämpfe bei der CS jegliche Hoffnungen auf einen satten Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking. Die Kursgewinne seien als Gegenbewegung zu sehen, heisst es nun im Handel.

Zudem greifen Investoren auch bei Zyklikern wie Temenos, SGS oder Sika zu, die sich mit Aufschlägen zwischen 1,2 und 0,8 Prozent ebenfalls besser als der Gesamtmarkt entwickeln.

Etwas erholt zeigen sich auch die Aktien von Kühne+Nagel (+0,4%), die am Vortag noch mit deutlichen Abgaben auf einen negativen Analystenkommentar reagiert hatten. Zudem machten sich Investoren bei Unternehmen wie Kühne+Nagel Sorgen um die möglichen Folgen, die das Coronavirus auf die Geschäftslage haben könnte.

Zu dieser Kategorie zählen laut einer Studie von Baader Helvea auch der Reisedetailhändler Dufry (-0,2%) und die auf Dienstleistungen in Asien spezialisierte DKSH (-0,3%). Beide Unternehmen generieren einen wichtigen Anteil ihrer Umsätze in der Region.

Unter den Blue Chips lassen vor allem AMS (-1,7%) Federn. Gerade die Chipwerte sind in dieser Woche einem ständigen Wechselbad der Anleger-Gefühle ausgesetzt gewesen. So schürte das Virus Sorgen um die Lieferketten und Umsatzentwicklung, während der iPhone-Hersteller Apple mit guten Zahlen überzeugte.

Dass der Markt mittlerweile eher verhalten ist, liegt auch an den beiden Schwergewichten Nestlé (-0,2%) und Novartis (+0,1%), die dem Markt etwas hinterherhinken. Roche (+0,6%) dagegen setzen den freundlichen Vortagestrend fort.

Stärkere Ausschläge sind aber einmal mehr in den hinteren Reihen zu beobachten. So haben Stadler Rail (-3,9%) die eigenen Erwartungen 2019 verfehlt und werden nun erst einmal aus den Depots geräumt.

Bei Orascom (-3,5%) sorgt die Nachricht über den tödlichen Unfall des Unternehmens-Chefs Khaled Bichara für Unsicherheit.

Grössere Abgaben verzeichnen noch Straumann, Zur Rose und Molecular Partners, die zwischen 1,5 und 1,3 Prozent tiefer gehen. Bei der Versandapotheke Zur Rose verweisen Händler auf eine Aktienplatzierung des Grossaktionärs KME Beteiligungen.

hr/kw