Die Weltgesundheitsorganisation WHO rief zwar den internationalen Gesundheitsnotstand aus, der mit schärferen Maßnahmen zur Eindämmung der Krise verbunden ist. Sie sprach sich gleichzeitig aber dafür aus, die Grenzen offen zu halten. "Die Botschaft ist offenbar, nicht in Panik zu geraten", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Börsianer befürchten allerdings einen Dämpfer für die Konjunktur.

Dax und EuroStoxx50 verlangsamten am Freitag ihre Talfahrt und verloren jeweils etwa 1,3 Prozent auf 12.981,97 beziehungsweise 3646,23 Punkte. Der US-Standardwerteindex Dow Jones büßte 1,6 Prozent ein.

BREXIT-HICKHACK GEHT IN DIE VERLÄNGERUNG

Das zweite große Gesprächsthema war der Brexit. Rund dreieinhalb Jahre nach dem Referendum und mit mehrfacher Verzögerung kehrt Großbritannien der EU nun den Rücken. "Jetzt geht aber das Geschacher erst richtig los", warnte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Schließlich müsse bis zum Jahresende ein Freihandelsabkommen geschlossen werden. Sonst drohten ein harter Bruch und die Einführung von Zöllen. Angesichts der bislang harten Haltung des britischen Premierministers Boris Johnson sei ein rascher Verhandlungserfolg fraglich.

Das Pfund Sterling stieg zeitweise auf ein Dreieinhalb-Wochen-Hoch von 1,3195 Dollar. Es profitiere vom jüngsten Verzicht der Bank von England (BoE) auf eine Zinserhöhung, sagte Markets.com-Experte Wilson. "Die Stimmung kann sich aber schnell verschlechtern, wenn die Verhandlungen ins Stocken geraten."

THYSSEN IM MINUS - AMAZON WIEDER IM BILLIONEN-DOLLAR-CLUB

Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt gehörte Thyssenkrupp mit einem Kursminus von 4,6 Prozent. Firmenchefin Martina Merz versprach den Eignern auf der Hauptversammlung zwar eine rasche Entscheidung zum geplanten milliardenschweren Verkauf der Aufzugssparte sowie eine Rückkehr zu besseren Zeiten. Ohne diesen ertragsstarken Geschäftsbereich sei die Zukunft des Traditionskonzerns aber ungewiss, warnte Analystin Denise Molina vom Research-Haus Morningstar.

Die Titel von Aston Martin verbuchten dagegen in London mit einem Plus von rund 24 Prozent den größten Kurssprung der Firmengeschichte. Der kanadische Milliardär und Formel 1-Investor Lawrence Stroll steigt bei dem angeschlagenen Sportwagenbauer ein, dessen Modelle durch die "James Bond"-Filme bekanntgeworden sind. Der Deal bringe Aston Martin zwar Geld für Investitionen, konstatierte Analyst Philippe Houchois von der Investmentbank Jefferies. Er ändere aber nichts an der Tatsache, dass das Unternehmen zu klein sei, um langfristig erfolgreich zu sein.

An der Wall Street gewannen die Titel von Amazon nach Vorlage von Geschäftszahlen zehn Prozent und waren mit 2055,72 Dollar so teuer wie noch nie. Damit kehrte der Online-Händler in den exklusiven Zirkel der Firmen mit einem Börsenwert von mehr als einer Billion Dollar zurück.