MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Hersteller von Halbleiterwafern Siltronic rechnet vor dem Hintergrund politischer Unsicherheiten wie dem Handelsstreit zwischen den USA und China mit einem verhaltenen Start ins neue Jahr. Zu den Unsicherheiten wegen des nicht vollständig gelösten Zollstreits und der Spannungen im Mittleren Osten kämen hohe Lagerbestände bei Kunden, die auf der Nachfrage lasteten, wie der MDax-Konzern am Mittwoch in München mitteilte. Für die Aktien zeichneten sich im vorbörslichen Handel Verluste ab.

Zwar gebe es Signale einer höheren Nachfrage nach Logikchips, doch könnte gleichzeitig eine Nachfrageerholung seitens der Speicherchip-Hersteller aufgrund erhöhter Lagerbestände an Rohwafern noch länger auf sich warten lassen, hieß es weiter. Damit könnte sich also die trägere Geschäftsentwicklung des Jahres 2019 zunächst fortsetzen.

So hatten der Handelsstreit zwischen den USA und China, die Probleme der Autobranche, aber auch eine Abkühlung der Investitionen in die Cloud-Infrastruktur sowie schlechtere Smartphone-Verkäufe großen Chipkonzernen 2019 zu schaffen gemacht. Das schlug auch auf Siltronic durch, das Halbleiterwafer - runde Scheiben aus Silizium - herstellt, die die Chipproduzenten weiterverarbeiten.

Zwar konnte Siltronic den Umsatz in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres im Quartalsvergleich erstmals 2019 leicht steigern, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel dennoch wegen rückläufiger durchschnittlicher Verkaufspreise noch ein wenig weiter.

Mit Blick auf das Gesamtjahr übertraf die Beteiligung von Wacker Chemie dennoch die vom Unternehmen zur Verfügung gestellten durchschnittlichen Analystenschätzungen leicht. Der Umsatz sank laut Mitteilung auf Basis vorläufiger Zahlen 2019 um fast 13 Prozent auf 1,27 Milliarden Euro. Das Ebitda sackte im Vergleich zum besonders starken Vorjahr um etwas mehr als 30 Prozent auf 409 Millionen Euro ab.

Der auch mit Blick auf die Dividende wichtigen Netto-Mittelzufluss (Netto Cashflow) sank auf 81 Millionen Euro nach 240,4 Millionen Euro vor einem Jahr. Wie viel Siltronic dieses Jahr an die Aktionäre ausschütten will sowie Details zum Jahresausblick dürfte dann im Zuge der Veröffentlichung der vollständigen Bilanz am 9. März bekannt gegeben werden.

Analysten rechnen aktuell im Durchschnitt mit einer Dividende von etwas mehr als 3 Euro je Aktie. Das wären zwar 2 Euro weniger als ein Jahr zuvor, entspräche auf dem derzeitigen Kursniveau aber einer Dividendenrendite von mehr als drei Prozent.

So hinterließ das trübere Geschäftsumfeld auch beim Aktienkurs Spuren. Vom Rekordhoch von 160,55 Euro im Frühjahr 2018 bis zum Mehrjahrestief von 49,13 Euro im Juni 2019 war es um fast 70 Prozent abwärts gegangen, bevor der Kurs sich fing. Die Hoffnung auf eine Nachfragebelebung trieb die Aktien dann bis Mitte Januar über die Marke von 95 Euro - ein Kursplus von mehr als 90 Prozent im Vergleich zum Juni-Tief.

Angesichts dieser Erholung könnten sich einige Anleger mehr von der Vorlage der Eckdaten für 2019 und dem ersten Ausblick für das neue Jahr erhofft haben: Der Kurs fiel am Mittwochmorgen auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schluss des Vortags um 2,4 Prozent auf 88,18 Euro./mis/mne/jha/