Zürich (awp) - Die Sorgen um die Folgen des Coronavirus in China haben auch den Schweizer Aktienmarkt zum Wochenstart fest im Griff. Das Virus verbreitet sich immer schneller, so dass die Zahl der Todesfälle und auch der infizierten Personen stetig zunimmt. Die chinesische Regierung hat mehrere Millionen-Metropolen unter Quarantäne gestellt und Reiseverbote ausgesprochen.

Europaweit gehen die Märkte auf Tauchgang. Hierzulande hat der Leitindex SMI gleich zu Beginn bis zu 1,5 Prozent verloren und bewegt sich seither auf dem tieferen Niveau mehr oder weniger seitwärts. Erst in der vergangenen Woche hatte er bei 10'960 Punkten eine neu Bestmarke gesetzt. Am Markt sind denn auch Stimmen zu hören, welche die aktuellen Verluste als eine nötige Gegenreaktion auf die Rekordjagd der Märkte sehen - die menschlichen Tragödien ausgeblendet.

Der SMI verliert gegen 11.00 Uhr 1,47 Prozent auf 10'690,77 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, büsst 1,59 Prozent ein auf 1'645,30 Punkte und der breite SPI 1,44 Prozent auf 12'960,52 Zähler. Im SLI verlieren alle Titel bis auf Givaudan.

Wie hoch die Nervosität am Markt ist, zeigt sich auch beim VSMI, der mittlerweile um annähernd 26 Prozent in die Höhe geschnellt ist. Aber auch der Franken hat zuletzt nochmals aufgewertet. So ist der Euro im asiatischen Handel erstmals seit Jahren unter die Marke von 1,07 gerutscht.

Auf Aktienseite kommen zunächst vor allem jene Branchen unter Druck, bei denen Investoren die stärksten direkten Auswirkungen befürchten. Das sind die Uhrenhersteller Swatch (-3,6%) und Richemont (-2,9%), aber auch Vertreter aus der Reisebranche wie Flughafen Zürich, Dufry oder Jungfraubahnen, die im breiten Markt zwischen 5,2 und 2,1 Prozent absacken.

Die beiden Uhrenhersteller generieren einen wichtigen Teil ihrer Umsätze in Asien. Es wird befürchtet, dass diese im Zuge des Virus klar fallen dürften. Mit Blick auf die Reisebranche werden laut Händlern Erinnerungen an die Sars-Pandemie von 2003 wach. Damals war der die Reisetätigkeit in Asien nahezu zum Erliegen gekommen. Und bleiben die Touristen aus, bekommen das auch wichtige Attraktionsorte wie das Jungfraujoch zu spüren.

Darüber hinaus gehören auch Technologiewerte zu jenen Branchen, die unter der Ausbreitung des Coronavirus in Asien leiden. Logitech, AMS und Temenos verlieren mit Abgaben zwischen 3,8 und 2,8 Prozent überdurchschnittlich. Sie bewegen sich damit mit ihren europäischen Branchenkollegen im Einklang. Laut Händlern leidet die als besonders konjunkturempfindlich angesehene Halbleiterbranche unter der Tatsache, dass die Zahl der Infizierten und Toten in China trotz aller getroffenen Massnahmen stetig steigt.

Mit Abgaben zwischen 3,0 und 1,9 Prozent geht es auch für die Bankaktien wie Julius Bär, CS und UBS erneut stärker abwärts. Die Papiere der beiden Grossbanken hatten bereits die Vorwoche mit Verlusten beendet.

Gegen den Trend im Plus halten sich bei den Blue Chips zuletzt nur die Anteilsscheine von Givaudan (+1,4%). Der Aromen- und Riechstoffkonzern hatte am vergangenen Freitag Zahlen veröffentlicht, die anfänglich mit Enttäuschung aufgenommenen worden waren.

Auch im breiten Markt ist die Gewinnerliste recht übersichtlich. Hier stemmen sich etwa GAM mit +0,9 Prozent gegen den Trend, nachdem die UBS die Aktien neu zum Kauf empfiehlt.

Mit deutlichen Einbussen von annährend 12 Prozent reagieren Investoren bei Landis+Gyr sehr verschnupft auf die Nachricht, dass die Bandbreite der im Oktober formulierten Prognosen für das Geschäftsjahr 2019/20 zwar bestätigt wird, die Ergebnisse aber "am unteren Ende" zu liegen kommen dürften. Analysten monieren zudem, dass die Mittelfristziele nur wenig Aufwärtspotenzial zulassen.

hr/uh