Zürich (awp) - Die UBS publiziert am Dienstag, 21. Januar das Geschäftsergebnis zum vierten Quartal 2019. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zwölf Analysten beigetragen.

Q4 2019E
(in Mio USD)            AWP-Konsens    Q4 18A   Q3 19A  

Geschäftsertrag            6'997        6'972    7'088 
Gewinn vor Steuern           781          481    1'345      
Konzernergebnis              600          315    1'049     

Gewinn vor Steuern adj.    1'132          478    1'459     
- GWM                        856          302      919    
- P&C Banking                315          303      362      
- Investment Bank             72           -5      203 


2019E                                   2018A
(in Fr.)                                             
Dividende je Aktie          0,735        0,70         

FOKUS: Die grösste Schweizer Bank könnte nach einem insgesamt eher schwierigen 2019 wohl gezwungen sein, ihre Finanzziele nach unten anzupassen. Die erwarteten neuen Ziele dürften laut Analysten denn auch im Fokus der Zahlenbekanntgabe stehen, mehr als das eigentliche Quartalsergebnis jedenfalls. Investoren werden sich wohl vor allem für das Ausmass der Zielsenkung interessieren, heisst es etwa in einem Kommentar der Bank Vontobel.

So hat etwa die Konkurrentin Credit Suisse im Dezember die Zielvorgabe für das Renditeziel (ROTE) von 11 bis 12 Prozent auf 10 Prozent gesenkt. Die UBS wollte ursprünglich für das vergangene Jahr auf ihrem regulatorischen Kapital (CET1) eine Rendite von 15 Prozent erreichen, wird gemäss Konsensschätzung aber lediglich gut 12 Prozent erzielen. Die Schätzung für den 2021er-Wert liegt aktuell gar rund ein Viertel unter den von der UBS bis dann angestrebten 17 Prozent. Entsprechend würde hier eine deutliche Anpassung nicht überraschen, heisst es.

Vor allem die tiefen Zinsen und die anhaltenden wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten (Handelskonflikt USA/China, Brexit, Konjunkturabschwächung etc.) machten der UBS im letzten Jahr einen Strich durch die Rechnung. Wenn auch die News zuletzt bezüglich Konjunktur, Handelsstreit und auch Brexit wieder besser waren, bleiben viele Anleger weiterhin an der Seitenlinie und halten hohe Cash-Bestände.

Die UBS hat denn auch vor allem in ihrem Kerngeschäft, der globalen Vermögensverwaltungssparte GWM enttäuscht. Die UBS-Spitze um Konzernchef Sergio Ermotti erwartet denn auch vom neuen Co-Spartenleiter Iqbal Khan - trotz der unschönen Umstände um seinen Wechsel von der CS zur UBS - eine klare Steigerung. Khan hat denn auch bereits erste Pflöcke eingeschlagen (siehe Rubrik PRO MEMORIA) und vor kurzem eine grössere Reorganisation in der Sparte angekündigt. Gemäss Presseberichten soll damit etwa die Kreditquote in der Vermögensverwaltung von derzeit 7 auf 15 Prozent gebracht werden, d.h. die reichen Kunden sollen vermehrt mit Krediten der UBS Investitionen tätigen. Mit dieser Methode hatte Khan bereits bei der CS den Gewinn der dortigen Vermögenssparte deutlich steigern können. Allerdings steigen dadurch auch die Risiken für die Bank.

Sorgen macht der Bank auch weiterhin der Aktienkurs. Nach einem sehr schwachen Vorjahr mit phasenweise Kursen unter 10 Franken notieren die UBS-Papiere weiterhin sehr tief. Dank relativ hoher Dividendenzahlungen gehören die UBS-Aktien aber immerhin zu den Renditeperlen im Schweizer Aktienmarkt. Die relativ hohe Kapitalrückführung an die Aktionäre (Dividenden und Aktienrückkäufe) dürfte denn auch weiterhin eine wichtige Säule der UBS-Strategie bleiben.

Was die Viertquartalszahlen betrifft, erwarten Analysten gemäss Konsens zwar auf Gewinnstufe eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahresquartal, aber einen klaren Rückgang gegenüber dem dritten Jahresviertel. Die Ergebnisse der US-Grossbanken, die bereits Zahlen präsentiert haben, fallen unterschiedlich aus. Während etwa JP Morgan und Citigroup deutlich über den Schätzungen von Analysten abschlossen, enttäuschten andere wie Goldman Sachs oder die Bank of America.

ZIELE (Konzernstufe):

Die UBS hat anlässlich des Investorentages im Oktober 2018 die Ziele überarbeitet und zum Teil neu formuliert. Die Ziele dürften nun gemäss Analysten Anfang Jahr zumindest teilweise (nach unten) angepasst werden. Die aktuell (noch) geltenden Ziele auf Gruppenstufe bzw. beim wichtigsten Bereich Global Wealth Management (GWM) lauten wie folgt:

                                       Ziele             Ambition      Guideline
                                  FY 19   FY 19-21         FY 21        FY19-21
Gruppe
. Reported Return on CET1          15%                       17%
. Cost/Income-Ratio (Adj.)         77%                       72%
. CET1 Capital Ratio                                                    ca. 13%
. CET1 Leverage Ratio                                                   ca. 3,7%

GWM                 
. Gewinnwachstum (v.St., adj.)               10-15%
. Cost/Income-Ratio (Adj.)        75%                        70%
. Neugeldwachstum                             2-4%

PRO MEMORIA:

KAPITALQUOTEN: Die UBS will bekanntlich eine der am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt sein. Per Ende September lag die Kernkapitalquote (CET1, vollständig umgesetzt) bei 13,1 Prozent und die entsprechende Leverage Ratio (Verschuldungsquote) bei 3,84 Prozent. Die aktuellen Werte entsprechen in etwa den eigenen Zielgrösse für die nächsten Jahre.

DIVIDENDEN: Die Dividende ist ein wichtiges Instrument der Ausschüttungspolitik bzw. der Kapitalrückführung an die Aktionäre. Sie soll gemäss aktuellen Zielen jeweils im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich pro Jahr wachsen. Für 2018 wurde eine Dividende von 70 Rappen pro Aktie bezahlt, für das vergangene Jahr dürften somit im Maximum 75 Rappen an die Aktionäre fliessen.

AKTIENRÜCKKAUF: Derzeit läuft ein dreijähriges Programm (2018 bis 2021) für einen Rückkauf über 2 Milliarden Franken über eine zweite Handelslinie. Nach 750 Millionen Franken 2018 und 800 Millionen 2019 sind somit insgesamt Aktien für 1,5 Mrd. zurückgekauft, wobei der letzte Rückkauf gemäss UBS-Angaben Anfang November stattfand. Zudem hat die UBS gemäss eigenen Angaben zwischen Oktober 2018 und Juni 2019 über den regulären Handel Aktien im Wert von 1,05 Milliarden Franken zurückgekauft.

UMBAU GWM: Die UBS hat Anfang Januar im von Iqbal Khan und Tom Naratil geleiteten globalen Vermögensverwaltungsgeschäft (GWM) eine Reorganisation angekündigt. Das Geschäft in der Region EMEA wird in die drei Regionen Westeuropa (EU), Zentral- und Osteuropa sowie Mittlerer Osten und Afrika aufgeteilt. Die bisherige Chefin von UBS Europa, Christine Novakovic, soll künftig das Westeuropa-Geschäft leiten. Zudem wurde Caroline Kuhnert zur Leiterin von Zentral- und Osteuropa ernannt und Ali Janoudi wird die MEA-Region einschliesslich der Auslandsinder-Geschäfts (Non-Resident Indians) leiten.

Die Reorganisation wird laut der UBS zum Abbau von "bis zu drei Management-Ebenen" führen. Dabei dürfte es auch zum Abbau von Arbeitsplätzen kommen. Es dürften aber höchstens 2 Prozent der Mitarbeiter bzw. höchstens 500 Stellen innerhalb des Bereichs abgebaut werden, hiess es.

Bereits im Dezember war bekannt geworden, dass die UBS das bisher separat geführte Geschäft mit den reichsten Kunden (Ultra High Net Worth Business UHNWI) auflöst und die "ultrareichen" Kunden, die keine Investmentbanking-Dienstleistungen benötigen, den Regionen zuweist. Der Leiter dieses Geschäfts, Joseph Stadler, übernimmt das Global Family Office (GFO), das die Zahl der Kunden verdoppeln möchte.

ALTLASTEN: Die UBS hat noch immer eine längere Liste von nicht abgeschlossenen Rechtsfällen, die zum Teil viele Jahre zurückreichen. Der wichtigste Fall ist der Frankreich-Fall. Dort wurde die grösste Schweizer Bank bekanntlich im Februar 2019 von einem Pariser Gericht zu einer Rekordbusse von 3,5 Milliarden Euro verurteilt, zudem muss sie dem französischen Staat Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Euro bezahlen. Im Prozess ging es um Geldwäsche und Beihilfe zu Steuerhinterziehung.

Die Bank hat dagegen Rekurs angekündigt und verlangt für sich einen Freispruch. Im November 2018 fand am Pariser Berufungsgericht eine erste Anhörung zum Rekurs statt. Der Berufungsprozess geht dann im Juni 2020 (2. bis 29.) über die Bühne.

Im vergangenen September hatte der Kassationshof in Paris ausserdem ein Leiturteil gefällt, wonach französische Gerichte Bussen wegen Steuerbetrug auf Basis der tatsächlich hinterzogenen Steuern berechnen sollen und nicht auf Basis der hinterzogenen Vermögen. Dieses Urteil des höchsten französischen Gerichts könnte für die UBS von grosser Bedeutung sein bzw. den Ausgang des Berufungsprozesses entscheidend beeinflussen.

Der Fall dürfte die UBS bis zu einem letztinstanzlichen Urteil aber so oder so vermutlich noch mehrere Jahre beschäftigen. Die diesbezüglichen Rückstellungen wurden von der UBS zuletzt mit 516 Millionen beziffert. Insgesamt hatte die UBS gemäss der letzten Bekanntgabe (Ende September) Rückstellungen für Rechtsfälle etc. von 2,50 Milliarden US-Dollar in ihren Büchern.

In den USA wartet die UBS zudem noch auf ein Urteil im Fall der sogenannten Ramsch-Hypotheken (RMBS-Papiere) aus der Zeit der Finanzkrise. Die US-Regierung hatte sich in ihrer Klage vom November 2018 nicht auf eine Entschädigungssumme festgelegt, allerdings erklärt, dass Investoren "viele Milliarden Dollar verloren haben". Es ist einer der letzten anhängigen Fälle dieser Art - zahlreiche grosse US-amerikanische und europäische Banken haben ähnliche Verfahren inzwischen beigelegt.

AKTIENKURS: Die UBS-Aktie notiert mit aktuell 12,675 Franken (Donnerstagabend) um 3,7 Prozent höher als Ende 2019 (CS +2,9%, SMI +0,7%). Im letzten Jahr war die UBS-Aktie - in einem sehr starken Börsenjahr - einer der schwächsten SMI-Titel. Bei einer durchschnittlich erwarteten Dividende von 73 Rappen ergibt sich eine hohe Dividendenrendite von aktuell 5,8 Prozent.

Homepage: www.ubs.com

jl/ab