Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt ist am Donnerstag bislang nicht auf Touren gekommen. Der Leitindex SMI bewegt sich seit Handelsbeginn in einem engen Band von nicht einmal 40 Punkten um den Schlusskurs vom Vortag. Ein Händler umschreibt das Marktgeschehen mit "Abwarten auf hohem Niveau".

Daran habe auch das Teilabkommen zwischen den USA und China nichts geändert. Im Gegenteil habe dieser "Mini-Deal" kaum Überraschendes geboten. Ob und wie schnell es nun zu weiteren Einigungen komme, sei völlig offen. Kurzfristig könnten im Tagesverlauf US-Konjunkturdaten, insbesondere der Frühindikator Philly-Fed-Index, für Bewegung sorgen. Für Gesprächsstoff am Markt sorgt ausserdem die angelaufene Berichtsaison und dabei vor allem Geberit mit enttäuschenden Umsätzen.

Der Leitindex SMI verliert gegen 11 Uhr 0,15 Prozent auf 10'654,81 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Werte umfasst, gibt 0,21 Prozent auf 1'641,15 und der breite SPI 0,03 Prozent auf 12'909,93 Zähler nach. Gut die Hälfte der 30 SLI-Titel verzeichnen Einbussen. Ein Thema am Markt sind einmal mehr die Wechselkurse, nachdem der Schweizer Franken gegenüber dem Euro und Dollar erneut an Wert gewonnen hat und Experten laut über einen Euro-Franken-Wechselkurs von 1,05 nachdenken.

Die mit Abstand grössten Verluste bei den Blue Chips erleiden Geberit (-5,2%). Beim Sanitärkonzern wird die Umsatzentwicklung im Schlussquartal als Enttäuschung gesehen. Das Unternehmen habe die Wachstumsziele das dritte Jahr in Folge verfehlt, kommentiert etwa der Analyst der Bank Vontobel. Angesichts der wohl anhaltenden Frankenstärke sei zudem eine leichte Abwärtsbewegung gegenüber den Schätzungen für das Geschäftsjahr 2020 einzukalkulieren.

Dahinter geben Adecco (-1,9%) am stärksten nach. Der positive Effekt einer Analystenstudie vom Vortag sei rasch verpufft, meinen Händler und berichten von harten "Widerständen" beim Kurs von 60 Franken; darüber würden sie bei vielen Investoren als zu teuer gelten. Tatsächlich dümpelt die Aktie nun schon seit dem letzten Spätherbst um diesen Wert.

Etwas grössere Verluste erleiden ausserdem noch die beiden Luxusgüteraktien Richemont (-1,1%) und Swatch (-0,9%). Die Deutsche Bank beleuchtete in einem Kommentar die gegenwärtigen Probleme der beiden Unternehmen, insbesondere die politischen Unruhen in Hongkong.

Klare Einbussen verzeichnen auch die beiden Grossbankenpapiere CS (-0,7%) und UBS (-0,5%). Banken-Investoren blicken am Nachmittag erneut über den Atlantik, wo mit Morgan Stanley und der Bank of New York Mellon zwei weitere gewichtige Institute Resultate publizieren werden. In den letzten beiden Tagen waren die Ergebnisse von anderen US-Banken uneinheitlich ausgefallen.

Auf der anderen Seite sind Lonza mit Avancen von 1,6 Prozent die mit Abstand grössten Gewinner im SLI. Die Analyten der Credit Suisse haben eine Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel erhöht.

Gefragt sind ausserdem diverse nicht-zyklische Titel, etwa Sonova (+0,9%), Givaudan (+0,5%) und die Schwergewichte Roche und Nestlé (je +0,4%). Das dritte Schwergewicht Novartis büsst hingegen 0,4 Prozent ein.

Ebenfalls bei den Gewinnern reihen sich die Papiere der Partners Group (+0,4%) ein. Das Unternehmen hat ebenfalls erste Zahlen vorgelegt, wobei die "Assets unter Management" leicht über den Konsenserwartungen zu liegen kamen.

Am breiten Markt ziehen Evolva (+6,5%) nach einem positiven Medienbericht die Blicke auf sich. Gefragt sind auch Meyer Burger (+3,5%).

Hingegen werden Inficon (-4,2%) verkauft. Das Unternehmen hatte am Vorabend vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2019 publiziert, und in der Folge nahm die Berenberg-Analyst ihre Kaufempfehlung zurück. Sie begründete dies primär mit der deutlich über dem Markt liegenden Entwicklung der Aktie in den letzten zwölf Monaten und fehlenden Triggern.

Auch Bossard (-2,9%) haben nach den enttäuschenden Umsatzzahlen von Anfang Woche noch immer keinen Boden gefunden.

rw/ra