NEW YORK (awp international) - Angesichts zunehmender Spannungen zwischen den USA und dem Iran dürften sich die US-Börsen am Montag noch weiter von ihren jüngsten Rekordständen entfernen. Der Broker IG errechnete für den Leitindex Dow Jones Industrial rund eine Stunde vor Handelsbeginn einen Stand von 28 471,7 Punkten und damit ein Minus von 0,57 Prozent gegenüber dem Schlusskurs von Freitag an.

Getrieben unter anderem von der Aussicht auf ein baldiges erstes Handelsabkommen zwischen den USA und China hatten der Dow, der marktbreite S&P 500 sowie der technologielastige Nasdaq 100 in der vergangenen Woche noch sämtlich neue Rekordmarken erreicht. US-Präsident Donald Trump hatte an Silvester den 15. Januar als konkreten Termin für eine Unterzeichnung des Teilabkommens genannt.

Beobachter fürchten nun jedoch eine gefährliche Eskalation des Konflikts zwischen den USA und dem Iran. Nach der Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani in Bagdad hat das Parlament im Irak überraschend für einen Abzug der rund 5000 im Land stationierten US-Soldaten gestimmt. Wenige Stunden zuvor hatte US-Präsident Donald Trump seine Drohungen an die Führung im Iran nochmals massiv verschärft und vor Racheakten für die Tötung Soleimanis gewarnt. Der Iran selbst hatte mit entsprechenden Reaktionen gedroht. Die Regierung in Teheran sieht sich dem Wiener Atomabkommen von 2015 künftig nicht mehr verpflichtet, hiess es zudem am Sonntag.

Als Reaktion auf die Lage im Nahen Osten zogen US-Staatsanleihen aber auch Öl- und Goldpreise zuletzt deutlich an. Am Montag profitierten davon unter anderem die Goldproduzenten Barrick Gold und Newmont Goldcorp, deren Aktien vor Handelsstart jeweils um rund 2 Prozent zulegten. Auch Werte aus dem Rüstungsgüterbereich waren wieder sichtlich gefragt, mit einem vorbörslichen Plus von 1,7 Prozent bei Lockheed Martin und 1,8 Prozent bei Northrop Grumman .

Dem Flugzeugbauer Boeing machen dagegen weiter die Auswirkungen zweier Abstürze mit dem Modell 737 Max zu schaffen. Medienberichten zufolge erwäge der Konzern nun neue Schulden aufzunehmen, etwa zur Begleichung anstehender Entschädigungskosten für die Hinterbliebenen. Bei den Unglücken starben im Oktober 2018 und im März 2019 insgesamt 346 Menschen. Das Modell ist seitdem mit Startverboten belegt. Angesichts der hohen Ungewissheit um eine Wiederzulassung hatte Boeing in der vergangenen Woche angekündigt, die Produktion der 737 Max ab Januar 2020 bis auf Weiteres auszusetzen. Die Aktie verlor vorbörslich gut 1 Prozent.

Im Fokus könnten zudem weiter die Aktien von Lockheed Martin stehen. Die Papiere des Rüstungskonzerns zeichnete sich vorbörslich eine Fortsetzung ihres Rekordlaufs ab./kro/mis