Mit rund drei Milliarden Euro ist sie die größte Investition in der Geschichte des Salz- und Düngemittelherstellers. Sie gilt als das große Zukunftsprojekt von K+S, sorgte aber zugleich für einen gewaltigen Schuldenberg. Nun prüft das Management überraschend den Verkauf einer Beteiligung an der Mine oder eine Kooperation. Teile des Salzgeschäfts könnten an die Börse gebracht werden, um den Schuldenabbau voranzubringen. Das dürfte alleine aber nicht reichen, um den Konzern wieder in die Erfolgsspur zu bringen. "Was K+S bitter benötigt, ist eine Erholung des Kalimarktes", sagt Analyst Christian Faitz von Kepler Cheuvreux. "Die ist trotz drastischer Kapazitätsanpassungen nicht eingetreten, und es wird sich frühestens im ersten Quartal 2020 zeigen, inwiefern sich der Markt erholen kann."

Bis zum Frühjahr soll auch bei K+S mehr Klarheit herrschen, wohin die Reise für die Geschäfte geht, die nun ins Schaufenster gestellt wurden. Das Unternehmen war mit der Übernahme des größten südamerikanischen Salzproduzenten Sociedad Punta de Lobos 2006 und schließlich der US-Firma Morton Salt 2009 zum weltweit führenden Salzproduzenten aufgestiegen. Für das Salzgeschäft in Nord- und Südamerika erwägt K+S jetzt sämtliche Optionen. Favorisiert werden ein Anteilsverkauf oder die Platzierung eines Anteils an der Börse. "Im Salzgeschäft in Amerika können wir über den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung oder auch einen Börsengang Werte generieren. Wir sind nicht auf eine Transaktion beschränkt", sagt Vorstandschef Burkhard Lohr.

TIEF IN DEN MIESEN

Von Investoren wurde K+S wiederholt wegen seiner hohen Schuldenlast von rund drei Milliarden Euro kritisiert. Die Ratingagentur Standard & Poor`s benotet die Kreditwürdigkeit der Firma nur noch mit "BB-" und damit auf "Ramsch"-Niveau. Der Abbau der Schulden hat nun für Lohr Priorität, denn eigentlich wollte K+S bis Ende 2020 seine Verschuldungsgrad halbieren - war davon zuletzt aber noch weit entfernt. "K+S nimmt das Heft des Handelns in die Hand, um trotz der aktuell schwierigen Marktbedingungen die Verschuldung wie geplant abzubauen", sagt Analyst Thorsten Strauß von der NordLB. Der Erfolg des Maßnahmenpakets hänge aber erheblich davon ab, wie schnell es umgesetzt werde. Die Analysten der Credit Suisse erklärten, es sei zwar sehr positiv, dass das Management den Schuldenabbau zur Priorität mache. Allerdings sei dieser Weg mit erheblichen Unsicherheiten verbunden, etwa wie viel Wert K+S durch die Verkäufe erzielen könne.

Analyst Oliver Schwarz von MM Warburg geht davon aus, dass das amerikanische Salzgeschäft insgesamt einen Unternehmenswert von rund 2,2 Milliarden Euro hat. Der Kali-Mine Bethune - die die Zukunft sichern soll, wenn die Kapazitäten hierzulande etwa Mitte des Jahrhunderts erschöpft sind - unterstellt Lohr einen Wert von alleine fast fünf Milliarden Euro. Eine Bewertung, von der K+S-Aktionäre nur träumen können, denn das gesamte Kasseler Unternehmen ist an der Börse nur noch rund zwei Milliarden Euro wert. Seit Jahresbeginn verloren die Aktien von K+S, die 2016 aus dem Dax in den MDax abgestiegen sind, knapp 40 Prozent. Mit aktuell knapp elf Euro sind sie meilenweit von den 41 Euro je Aktie entfernt, die der kanadische Rivale Potash 2015 geboten hatte. Damals wurde K+S mit knapp acht Milliarden Euro bewertet.

ALLE AUGEN RICHTEN SICH AUF CHINA

K+S-Chef Lohr steht unter Druck. 2018 litt der Konzern unter wochenlangen Produktionsunterbrechungen wegen des trockenen Sommers, weshalb Lohr die Jahresziele senken musste. Und auch bei der Prognose für dieses Jahr musste der Vorstand Abstriche machen, weil eine schwächere Nachfrage und der niedrige Kali-Preis belasten. Das Unternehmen fährt seine Kali-Produktion deshalb, auch wegen chinesischer Importstopps, stärker als gedacht zurück. Mit der schwachen Nachfrage haben auch andere Anbieter auf dem von einer Handvoll Unternehmen dominierten Markt für Kali-Düngemittel zu kämpfen. Rivalen wie Nutrien und Mosaic mussten ihre Ergebnis- und Absatzziele senken.

Entscheidend ist für Analyst Strauß von der NordLB nun auch, wann sich die Marktlage wieder normalisiert. Alle Augen richten sich dabei auf die Verhandlungen für einen neuen Vertrag der Anbieter mit China, dem größten Abnehmer im Markt. Ein Abschluss wird für das erste Quartal erwartet. "Mit der Einschränkung ihrer Produktion haben K+S und alle übrigen großen Anbieter die Voraussetzungen geschaffen, um die Balance zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Weltkalimarkt wiederherzustellen."