Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am späten Donnerstagvormittag freundlich, per Saldo aber wenig bewegt. Die überraschungsfreien und in ersten Kommentaren als unspektakulär bezeichneten Äusserungen der SNB im Zusammenhang mit dem Nullentscheid in Sachen Zinsen haben unmittelbar weder für die Aktien noch für den Frankenkurs nennenswerte Auswirkungen. Immerhin setzt aber der SMI nach zwei schwachen Tagen zu Wochenbeginn seinen Stabilisierungsversuch fort. Bei den Investoren überwiegt im Vorfeld der für den Nachmittag angesagten Sitzung der EZB und angesichts des ungewissen Ausgangs der Wahlen in Grossbritannien nach wie vor die Vorsicht.

Von der EZB wird ebenfalls kein Zinsschritt erwartet. Anlässlich der ersten Medienkonferenz unter der neuen Leitung von Christine Lagarde sei nicht auszuschliessen, dass die EZB im Zuge der in Aussicht gestellten Überarbeitung der geldpolitischen Strategie einen Kurswechsel in Aussicht stelle, hiess es in Marktkreisen. Selbst im Kreise der südländischen EZB-Mitglieder sei nämlich mittlerweile Unmut über die Negativzinsen aufgekommen.

Der SMI zieht bis um 10.50 Uhr 0,27 Prozent auf 10'432,98 Punkte an. Der die 30 grössten Werte umfassende SLI rückt 0,35 Prozent auf 1'604,76 Punkte vor und der breit gefasste SPI 0,32 Prozent auf 12'622,45 Punkte. Zwei Drittel der 30 wichtigsten Titel legen dabei zu.

Der Franken hat sich seit der SNB-Publikation leicht abgeschwächt. Der Euro wird mittlerweile zu 1,0938 gehandelt, unmittelbar vor dem Entscheid lag der Kurs noch im Bereich von knapp über 1,0930. Der US-Dollar hat sich auf 0,9831 von zuvor 0,9820 ebenfalls leicht verteuert.

An der Tabellenspitze sind mittlerweile Clariant (+1,7%) zu finden. Der Titel erhält von einem positiven Kommentar von Baader Helvea etwas Unterstützung. Ausserdem habe eine ausländische Grossbank den Titel hinaufgestuft, erklärte ein Händler.

Dahinter zeigen sich auch Temenos (+0,4%) und ABB (+1,0%) überdurchschnittlich stark. In den seit einigen Tagen starken ABB seien ausländische Momentum-Käufe am Werk, hiess es. Ausserdem hat das Unternehmen über einen Grossauftrag des italienischen Übertragungsnetzbetreibers Terna im Wert von über 100 Millionen US-Dollar berichtet.

Um ebenfalls 1,0 Prozent verteuern sich Julius Bär, AMS gar um 1,1 Prozent. Bei letzteren kommt es damit nach drei sehr schwachen Tagen mit markanten Verlusten zu einer Erholungsbewegung.

Etwas im Fokus stehen Nestlé (+0,5%). Der Nahrungsmittelkonzern hat am Vorabend über einen weiteren Schritt bei seiner laufenden Portfoliobereinigung berichtet. So wurde das amerikanische Glacé-Geschäft für 4 Milliarden Dollar an das Joint Venture Froneri verkauft. Dieses hatte Nestlé gemeinsam mit PAI Partners 2016 gegründet. Der Schritt wird in Marktkreisen positiv beurteilt. Einmal mehr zeige sich, dass CEO Mark Schneider bereit sei, die notwendigen transformativen Schritte vorzunehmen, heisst es dazu unter anderem.

Die beiden Pharmaschwergewichte Novartis (+0,2%) und Roche (-0,2%) zeigen sich uneinheitlich. Für beide Titel hat die Deutsche Bank das Kursziel klar erhöht, diese stuft dabei Roche weiter mit "Buy" ein, während für Novartis lediglich das Rating "Hold" resultiert.

Deutlicher als Roche büssen einzig Vifor Pharma (-0,4%) an Terrain ein, minime Verluste erleiden dazu SGS, Schindler oder Kühne+Nagel.

Im breiten Markt verzeichnen Schmolz+Bickenbach ein Minus von 3,2 Prozent. Am heutigen Donnerstag beginnt die Bezugsfrist für die geplante Kapitalerhöhung. Die Aktien werden deshalb ex-Bezugsrecht gehandelt.

Molecular Partners legen dagegen anlässlich eines Investorentages kräftig um 4,8 Prozent zu. Noch mehr ziehen Schaffner (+5,5%) an.

cf/kw