Zürich (awp) - Erneut sorgt der US-chinesische Zollstreit an den Börsen für fallende Kurse. Am Schweizer Aktienmarkt weitet der Leitindex SMI im Verlauf des Vormittags seine Abgaben aus und bewegt sich seither nahe der bisherigen Tagestiefs. Laut Händlern werden Investoren vor der nächsten Frist in dem seit mehr als einem Jahr andauernden Handelsstreit zunehmend nervös. So läuft am Sonntag eine Frist ab, die zu weiteren US-Strafzöllen auf chinesische Importe wie etwa Smartphones führen könnte.

Derzeit halten es Marktteilnehmer zwar für unwahrscheinlich, dass sich die beiden Seiten grundsätzlich einigen, allerdings halten sie es für gut möglich, dass die neuen Zölle abgewendet werden können. Hinzu kommen an den nächsten zwei Tagen die Treffen der führenden Notenbanken Fed, SNB und EZB. Auch hier könnten die begleitenden Kommentare die Investorengemüter bewegen. Zudem wählen die Briten am Donnerstag eine neue Regierung, womit sie auch über den weiteren Brexit-Kurs abstimmen.

Der SMI verliert gegen 10.50 Uhr 1,06 Prozent auf 10'324,72 Punkte. Auch der Volatilitätsindex VSMI spiegelt mit einem Plus von über 10 Prozent die erhöhte Nervosität unter den Anlegern. Der die 30 grössten Werte umfassende SLI fällt um 1,11 Prozent auf 1'587,84 Punkte und der breit gefasste SPI um 1,13 Prozent auf 12'480,94 Zähler. Mittlerweile notieren alle 30 SLI-Werte im Minus.

Unter den grössten Verlieren sind erneut Technologiewerte wie Temenos (-3,7%), AMS (-2,8%) und Logitech (-1,5%) zu finden. Der Sensorenhersteller AMS hatte bereits am Vortag zu den grössten Verlieren gezählt. Zwar ist AMS bei der geplanten Übernahme des ungleich grösseren Münchner Lichtkonzerns Osram einen grossen Schritt weiter. An der Börse kommt es nach wie vor nicht gut an. Investoren sorgen sich, dass AMS sich damit finanziell übernehmen könnte.

Bei den Werten Richemont (-1,7%) und Schindler (-1,5%) dürften sich die jüngsten chinesischen Konjunkturdaten bemerkbar machen, die teilweise enttäuschend ausgefallen sind. Beide Unternehmen sind stark in Asien engagiert. Nicht ganz so deutlich fallen Swatch (-1,3%).

Nach der leicht festeren Tendenz der Vortage werden Finanzwerte wie Julius Bär, Partners Group, CS und UBS mit Kursverlusten zwischen 1,8 und 1,2 Prozent ebenfalls eher gemieden.

Dagegen halten sich eher defensive Branchen wie die Pharma- Gesundheits- und Versicherungsbranche etwas besser als der Gesamtmarkt. Die beiden Pharma-Schwergewichte Roche (-0,8%) und Novartis (-0,9%) fallen etwas weniger deutlich als der Leitindex. Auch Alcon (-0,3%) und Sonova (-0,9%) gehören dazu.

Während sich die Papiere von ABB (-0,7%) im frühen Handel noch mit Gewinnen gegen den Trend gestemmt hatten, geben auch sie mittlerweile nach. Gleich zwei Analysehäuser haben die Titel mit Kaufempfehlungen bedacht. Die Hoffnung auf einen beschleunigten Umbau unter dem neuen Chef sind gross.

Die grössten Ausschläge sind allerdings erneut in den hinteren Reihen zu beobachten. Dabei trennen sich die Investoren vor allem von Biotech-Aktien. So stehen Newron, Obseva, und Basilea mit Abgaben zwischen 12 und 2 Prozent recht weit unten auf der Kurstafel.

Schmolz+Bickenbach (+1,2%) halten sich nach den veröffentlichten Details zur Kapitalerhöhung weiter im Plus.

hr/tt