Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert zu Wochenschluss freundlich. Es ist wieder einmal eine Aussage von US-Präsident Donald Trump zum Handelsstreit mit China, welche die Dividendenpapiere stützt. Die Müdigkeit der Marktteilnehmer, auf solche Nachrichten zu reagieren, ist aber deutlich gewachsen, erklärten Händler. Vor der Publikation des US-Arbeitsmarktberichtes am frühen Nachmittag lehne sich aber ohnehin keiner zu weit aus dem Fenster.

Trump hatte zuletzt gesagt, dass die Handelsgespräche mit China "gut vorankommen" und "etwas am 15. Dezember passieren" könnte. Davor hatte das chinesische Handelsministerium erklärt, die Gespräche befänden sich "auf Kurs". Wichtigster Termin des Tages ist aber der US-Arbeitsmarktbericht. Er wird nach dem schwachen Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters ADP noch mehr Beachtung finden. Eine geringere Nachfrage nach neuen Arbeitskräften wäre ein weiteres Anzeichen einer schwächeren Konjunktur.

Der SMI notiert um 11 Uhr 0,59 Prozent höher bei 10'424,85 Punkten. Der die 30 grössten Werte umfassende SLI steigt um 0,65 Prozent auf 1'604,17 und der breit gefasste SPI um 0,56 Prozent auf 12'601,07 Zähler. Im SLI stehen 26 Gewinnern 4 Verlierer gegenüber.

Swiss Re ziehen um deutliche 2,6 Prozent an. Der Rückversicherer verkauft seine britische Tochter ReAssure für 3,25 Milliarden Pfund an die britische Phoenix Group. Swiss Re hatte ReAssure ursprünglich an die Börse bringen wollen, legte die Pläne aber im Sommer auf Eis. Beobachtern zufolge weckt der Verkauf die Hoffnung auf eine Sonderdividende oder ein neues Aktienrückkaufprogramm.

Daneben fallen auch andere Finanzwerte wie UBS, Credit Suisse, Julius Bär, Swiss Life und Zurich mit Avancen zwischen 0,7 und 1,1 Prozent auf. Auch die konjunktursensitiven Werte Richemont (+1,8%), Swatch (+1,6%) und Geberit (+0,8%) sind gefragt. Es ist das übliche Muster, wenn Hoffnung im Handelsstreit erwacht.

Auch Clariant (+0,8%) werden nachgefragt. Eine Gewinnwarnung des Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie überrascht die Anleger nicht. Die ausserplanmässige Abschreibung auf Silizium-Anlagen habe schon lange zuvor zur Diskussion gestanden, erklärten Analysten.

Defensive Papiere wie Vifor, Alcon (je -0,1%) und Givaudan (-0,3%) geraten bei dieser Gemengelage etwas ins Hintertreffen. Allerdings ziehen die defensiven Schwergewichte Novartis (+0,5%) und Nestlé (+0,8%) mit dem Gesamtmarkt mit.

Dies gilt allerdings nicht für Roche, deren Genussscheine bei 304,60 Franken auf der Stelle treten. Für Gesprächsstoff sorgt eine Studie. In dieser stellt ein Analyst die These auf, dass die Trennung der beiden Divisionen Pharma und Diagnostics erheblichen Aktionärswert schaffen könnte. Bei einer Auftrennung der Einheiten (eins plus eins) wären die beiden Firmenteile zusammen 375 Franken je Aktie wert, erklärte der Experte.

Bei AMS (+1,3%) könnte die Nervosität im Tagesverlauf zunehmen, denn gestern um Mitternacht ist beim Übernahmeangebot für Osram die Frist abgelaufen. Der zweite Anlauf für die Transaktion ist auf den letzten Metern zur Zitterpartie geworden. Ob AMS erfolgreich war, wird sich wohl erst kommende Woche zeigen. In Finanzkreisen gilt Montagabend als wahrscheinlicher Zeitpunkt für ein Ergebnis.

Basilea fallen mit einem Kursplus von 2,8 Prozent auf. Das Biopharmaunternehmen hat vom US-Riesen Pfizer eine weitere Meilensteinzahlung erhalten. Der von Pfizer orchestrierte Verkauf des Basilea-Antimyotikums Cresemba kommt gut voran.

Medacta brechen um 21 Prozent ein. Das Orthopädieunternehmen hatte die Investoren am Vorabend mit einer Gewinnwarnung geschockt. Medacta ist erst seit April an der Schweizer Börse kotiert. Es sei etwas gar unschön, wenn man frisch an die Börse komme und ein Wachstum verspreche, das man dann nicht halten könne, erklärt ein Marktbeobachter die harsche Kursreaktion. "Das geht gar nicht."

ra/tt