WIESBADEN (dpa-AFX) - Die auf Finanzierung von gewerblichen Immobilien spezialisierte Aareal Bank enttäuschte vor kurzem die Erwartungen ihrer Investoren - zumindest einige hatten auf den Verkauf der IT-Tochter Aareon gesetzt. Konzernchef Hermann Merkens wies dieses Begehren aber im November zurück. Daraufhin wich die Hoffnung der Anleger der Ernüchterung - zumal das operative Geschäft alles andere als rund läuft. Wie die gesamte Branche leidet die Bank zudem unter dem Niedrigzins, dem harten Wettbewerb und unsicheren Konjunkturaussichten. Die Risikovorsorge wurde angehoben. Was zurzeit bei der Bank los ist, was die Aktie bewegt und wie die Analysten die Situation einschätzen.

WAS BEI DER AAREAL BANK LOS IST:

Nach den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres bis Ende September trat der Zinsüberschuss bei Immobilienfinanzierungen im Jahresvergleich auf der Stelle. Gleichzeitig stieg der Verwaltungsaufwand stark an. Dieser fraß auch das Wachstum im Dienstleistungs-Segment komplett auf. Das Betriebsergebnis der Bank ging um etwas mehr als sechs Prozent auf 186 Millionen Euro zurück. Merkens rechnet zudem nur noch damit, im laufenden Jahr bei der angepeilten Spanne des Betriebsgewinns von 240 bis 260 Millionen Euro das untere Ende der zu erreichen. Alles in allem gab das Zahlenwerk keinen Grund zur Euphorie.

Für eine noch größere Enttäuschung sorgte Merkens mit dem Dementi des Aareon-Verkaufs. Denn vor der Bekanntgabe der Quartalszahlen hatte ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg über den geplanten Verkauf hohe Erwartungen bei den Anlegern geschürt. Der aktivistische Investor Teleios habe die Bank dazu gedrängt seine IT-Tochter Aareon zu verkaufen. Auch Kaufinteressenten wurden genannt. Diese Erwartungen zerschlug Konzernchef Merkens Anfang November. Aareon komme wegen ihrer "exzellenten Wachstumsperspektiven und der starken Verflechtungen mit dem Bankgeschäft" bei der Weiterentwicklung des Konzerns eine "wesentliche Rolle" zu.

Das Tafelsilber bleibt also unvergoldet, stattdessen wolle man das Kreditbuch aufräumen und sich auf einen Wirtschaftsabschwung vorbereiten: 30 Millionen Euro an Risikovorsorge wurden bis September schon dafür verwendet. Auch beim Thema Dividenden gab sich der Vorstand zurückhaltend. Es bleibt also abzuwarten, ob das vorher gemachte Versprechen, 70 bis 80 Prozent des Gewinns an die Anleger auszuschütten, auch eingehalten wird.

Sonst unter Banken eher unbeliebt, sorgt die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für günstige Refinanzierungsbedingungen. Mitte September gab die EZB bekannt, ab Anfang November wieder als Einkäufer auf den Markt für Pfandbriefe, das heißt für mit Immobilien abgesicherte Kredite, zurückzukehren. Damit soll die Kreditvergabe der Banken abgesichert werden. Die Aareal Bank kann sich daher günstig und langfristig am Markt refinanzieren.

Der Verband der Pfandbriefbanken äußerte sich jedoch Mitte September kritisch: Auch wenn die Emittenten von solchen Papieren auf den ersten Blick von der extrem günstigen Refinanzierung profitieren - mittel- und langfristig sei das nicht positiv zu sehen. "Die Hoffnung auf eine sukzessive Normalisierung an den Märkten und eine wieder stärkere Rolle traditioneller Pfandbriefinvestoren wird weiter geschmälert", hieß es in einer Stellungnahme des Verbands.

WAS DIE AKTIE MACHT:

Die Quartalszahlen in Verbindung mit dem Aareon-Dementi haben die Erholung der zuvor deutlich gebeutelten Aktie wieder gestoppt: Die durch die Spekulationen befeuerte Rally seit Anfang Oktober war damit Mitte November wieder verpufft. Seitdem hat sich der Kurs leicht erholt, er liegt nun bei rund 28,50 Euro. Damit pendelt das Papier wieder um die für Anleger wichtige langfristige 200-Tage-Linie.

Im laufenden Jahr verzeichnet die im MDax notierte Aktie ein Plus von nur gut 5 Prozent und hinkt damit deutlich dem Index und auch den Papieren der konkurrierenden Deutschen Pfandbriefbank hinterher. Betrachtet man die Berg- und Talfahrt im Aareal-Kurs seit 2012, so befindet sich das Papier heute noch immer in einem Tal. Nicht so tief wie die 21,51 Euro im Februar 2016, jedoch weit entfernt vom Höhenflug auf knapp 43 Euro Ende April 2018.

Auch nach der Erholung der vergangenen Tage ist die Bank an der Börse nur knapp 1,7 Milliarden Euro wert. Damit gehört die Bank zu den Leichtgewichten im MDax und liegt in der Rangliste der Börsenbewertung hinter der Konkurrentin Deutsche Pfandbriefbank, deren Marktkapitalisierung sich seit Jahresbeginn um rund die Hälfte auf etwas mehr 1,8 Milliarden Euro steigerte.

WAS DIE ANALYSTEN SAGEN:

Das Zentralinstitut der Volks- und Raiffeisenbanken DZ Bank schloss sich in seiner am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Studie der neutralen Mehrheitsmeinung an und empfahl ein Halten der Aareal-Papiere. Analyst Manuel Mühl sah im Kursverfall nur ein Ergebnis der enttäuschen Spekulationen rund um den abgesagten Aareon-Verkauf. Er sehe "derzeit keine positiven respektive negativen Trigger" für die Aktienentwicklung, hieß es weiter.

Aareon nahm in der Studie trotzdem viel Raum ein. Hierzu gehörte abermals das Verkaufs-Dementi und der Stellenwert der IT-Tochter im Konzern. Sie diene laut Vorstand der Diversifizierung gegen das zyklische Bankgeschäft. Weiterhin hob Analyst Mühl den Kauf der Softwareberatungsfirma CalCon durch Aareon hervor. Dieser wird zum Jahresbeginn 2020 umgesetzt.

Jochen Schmitt, Analyst der Privatbank Metzler stellte sich mit seiner Empfehlung gegen den Trend: Er empfahl Ende November weiter einen Kauf mit einem Zielkurs von 34 Euro. In der Begründung wird sowohl Aareon als wertvoller Bestandteil des Konzerns hervorgestellt, als auch eine Bewertungssteigerung vermutet. Erreiche die IT-Tochter ihre Meilensteine, so sei eine Vervielfachung des Werts möglich.

Von acht Experten im dpa-AFX-Analyser empfehlen sechs ein Halten der Aktie, je einer Kauf, und Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei knapp unter 28 Euro und damit nah am Tageskurs./ssc/zb/fba/jha/