FRANKFURT (awp international) - Am deutschen Aktienmarkt scheinen Anleger zum Ende der Woche erst einmal Abstand vom ewigen Hin und Her im US-chinesischen Handelsstreit zu nehmen. Rund eine Dreiviertelstunde vor dem Börsenauftakt signalisierte der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex Dax ein minimales Plus von 0,06 Prozent auf 13 145 Punkte. Auf Wochensicht stehen die Zeichen nach sechs Gewinnwochen erstmals wieder auf Minus. Der Start des Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 wird ebenfalls mit einem moderaten Kurszuwachs von 0,19 Prozent erwartet.

Am Dienstag dieser Woche hatte sich der Dax mit in der Spitze 13 374 Punkten zunächst seinem bisherigen Rekord von 13 596 Zählern aus dem Januar 2018 angenähert, ehe die Querelen im Handelsstreit die Kurse abbröckeln liessen.

"Das ständige Auf und Ab der US-chinesischen Handelsgespräche nimmt den Dax in die Zwickmühle", schrieb Martin Utschneider, technischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel, in einem aktuellen Kommentar. Bei den Investoren sorge dies für Zurückhaltung. Utschneider sieht den Leitindex aber weiter in einer gesunden Konsolidierungskonstellation. So auch sein Kollege Andreas Lipkow von der Comdirect, der die relative Stärke des Dax vor dem Hintergrund des Zollkonflikts und der Bedenken über die wirtschaftliche Entwicklung zuletzt als "beachtlich" bezeichnete. Da von Euphorie keine Rede sein könne, sieht er für den Leitindex daher "Anlass zur Hoffnung" für weitere Gewinne.

Am Vormittag stehen mit den Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone wichtige Konjunkturdaten auf der Agenda. Auch auf die Rede von Christine Lagarde, die heute erstmals in ihrer neuen Rolle als Präsidentin der EZB sprechen wird, dürften Anleger achten.

Bei den Unternehmen sieht es nach einem recht ruhigen Tag aus. Einen Blick könnten dennoch Bayer und Henkel wert sein. Bei dem Leverkusener Pharmaunternehmen muss die neue Tochter Monsanto wegen des Einsatzes einer verbotenen Chemikalie in einer Anlage auf Maui eine Geldstrafe von 10,2 Millionen Dollar zahlen. Mit solchen Dingen müsse Bayer nach der katastrophalen Übernahme umgehen lernen, kommentierte ein Händler die Angelegenheit. Der Aktie konnte das im vorbörslichen Handel zunächst nichts anhaben - sie stand sogar leicht im Plus.

Henkel beteiligt sich laut Medienbrichten am Bieterrennen um die Kosmetikgeschäfte des US-Konzerns Coty , die in Summe mit etwa 7 Milliarden Dollar bewertet werden. Zu dem Geschäft gehört unter anderem die deutsche Marke Wella. Der Verkaufsprozess soll Insidern zufolge im Dezember beginnen. Analysten könnten einen solchen Deal für Henkel gutheissen, wenn er für Henkel denn nicht zu teuer wird, hiess es von einem Händler. Die Aktie gab vor Handelsbeginn etwas nach.

Der Gründer des kriselnden Gendiagnostik- und Biotechkonzerns Qiagen Detlev Riesner hat in einem Interview der Rheinischen Post über seine Hoffnung gesprochen, dass sich sein Unternehmen gegen eine Übernahme stemmen kann. Er warnte gleichzeitig potenzielle Investoren vor einer Schliessung der Zentrale in Hilden. Die Aktie war vorbörslich leicht gefragt.

Für Bewegung könnten am Freitag auch einige Analysten-Empfehlungen sorgen, wie etwa die von Pareto zur Deutschen Pfandbriefbank . Ein Analyst des Hauses hat die Papiere von "Buy" auf "Hold" abgestuft. Am Donnerstagabend strich auch ein Analyst der Baader Bank seine Kaufempfehlung zu Zooplus angesichts einer nachlassenden Wachstumsdynamik.

Die Privatbank Berenberg hat Va-Q-Tec von "Hold" auf "Buy" hochgestuft und das Kursziel von 9 auf 14,50 Euro angehoben. Der Hersteller von Dämmlösungen und thermischen Verpackungssystemen sei wieder in der Spur, schrieb Analyst Benjamin Pfannes-Varrow in einer am Freitag vorliegenden Studie. Der Experte ist sehr optimistisch für das Schlussquartal und 2020. Er rechnet mittelfristig mit einer Wachstumsrate von im Schnitt 13 Prozent pro Jahr./kro/fba