Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag den Rückwärtsgang eingelegt. Einmal mehr belasteten negative Meldungen um die Handelsgespräche zwischen den USA und China die Stimmung. Es würde ihn nicht wundern, wenn die Anleger angesichts des ewigen "Hin und Her" resignieren würden, sagte ein Händler.

Immerhin sei der Markt ja weiterhin nahe an seinem Allzeithoch, was Gewinnmitnahmen erleichtere, sagte ein weiterer Beobachter. Kaum jemand wolle sich die bisher stattliche Performance im Jahr 2019 zunichtemachen lassen. Zudem würden Erinnerungen an das vergangene Jahr wieder wach, als die Kurse im Dezember korrigiert hatten.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss am Donnerstag 0,46 Prozent im Minus bei 10,338,35 Punkten. Der 30 Werte umfassende SLI verlor 0,42 Prozent auf 1'586,78 Punkte und der breite SPI um 0,41 Prozent auf 12'486,28 Punkte. Von den 30 gewichtigsten Aktien schlossen 25 im Minus und fünf im Plus.

Einmal mehr gehörten Richemont (-1,2%) und Swatch (-0,8%) zu den schwächsten Werten im SMI/SLI. Die Luxusgüterwerte reagieren meist stark auf Nachrichten um den wichtigen Absatzmarkt China und werden zudem durch die anhaltenden Unruhen in Hongkong belastet.

Grössere Abgaben erlitten auch weitere zyklische Werte wie die Aktien des Chipherstellers AMS (-1,1%). Deutlich schwächer schlossen auch einige im Jahresverlauf gut gelaufene Werte wie Vifor Pharma (-0,9%), Givaudan oder Sika (je -0,6%).

Die Titel des Personalvermittlers Adecco (-0,9%) dürften zusätzlich unter einer Branchenstudie der Deutschen Bank gelitten haben, in der die Analysten ihr "Sell-Rating" für den Titel bestätigten.

Bei den SMI-Schwergewichten lasteten deutliche Abgaben bei den Aktien des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé (-1,0%) auf den Indizes. Moderater waren die Abgaben beim Pharmaschwergewicht Novartis (-0,3%), während Roche (+0,03%) sogar minim im Plus schlossen.

Bei den Versicherungswerten gaben die Aktien des Lebensversicherers Swiss Life (-0,7%) und des Rückversicherers Swiss Re (-0,6%) klar nach, aber auch die Zurich-Aktien (-0,4%) entzogen sich dem Abwärtstrend nicht.

Uneinheitlicher präsentierten sich die Bankenwerte, wo Julius Bär (-0,6%) und UBS (-0,5%) ebenfalls klar nachgaben. Die Aktien der zweiten Grossbank Credit Suisse (+0,5%) schlossen dagegen im Gewinnbereich.

Zu den wenigen weiteren Gewinnern des Handelstags im SMI/SLI gehörten die Aktien des Bankensoftwareunternehmens Temenos (+0,4%) und des Liftherstellers Schindler (+0,7%).

Mit Gewinnen schlossen zudem die Titel des Medizinaltechnikers Sonova (+0,7%). Waren die Sonova-Aktien am Dienstag nach dem Zwischenbericht an der Börse noch drastisch abgesackt, so hätten sie nun wieder Boden gefunden, hiess es am Markt.

Am breiten Markt fielen Comet (+15%) mit starken Kursgewinnen auf. Das Röntgentechnologieunternehmen sprach am Donnerstag an seinem Investorentag von einem positiven zweiten Halbjahr und setzte seine Mittelfristziele deutlich herauf. Sollte Comet diese Ziele erreichen, so sei eine Verdoppelung des Unternehmenswerts möglich, kommentierten die Analysten der Bank Vontobel.

Schmolz+Bickenbach (+11%) legten ebenfalls deutlich zu. Der Stahlhersteller hat sich in Deutschland in einem Kartellverfahren geeinigt und zahlt eine Millionenbusse. Bucher (+2,8%) wurden von einer Kaufempfehlung von Berenberg für die Titel der Industriegruppe gestützt.

Mit Gewinnen schlossen auch die Aktien des sozialen Netzwerks Asmallworld (+3,6%). Dieses gab den weiteren Ausbau seines Reiseangebots durch eine Partnerschaft mit der Hyatt-Hotelgruppe bekannt. Abschläge erlitten dagegen die Aktien des angeschlagenen Backwarenherstellers Aryzta (-2,2%), der für den (morgigen) Freitag ein "Trading Update" angekündigt hat.

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