Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert am Donnerstag auf breiter Front schwächer. Das Hin und Her im US-chinesischen Handelsstreit verdriesse die Anleger allmählich, heisst es am Markt. Angesichts der hohen Kursniveaus neigten die Marktteilnehmer daher zu Gewinnmitnahmen. Denn kaum jemand wolle sich die bisher stattliche Performance im Jahr 2019 zunichtemachen lassen. "Zudem werden Erinnerungen an das vergangene Jahr wieder wach, als die Kurse im Dezember korrigiert haben", sagt ein Börsianer.

Neben dem Handelsstreit sorgt zudem die Verabschiedung zweier Gesetzesentwürfe zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong für Verunsicherung. Sollte US-Präsident Donald Trump die Entwürfe gegenzeichnen, werden Sanktionen möglich. China droht in dem Fall mit Gegenmassnahmen. Damit wird das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen den beiden Grossmächten zusätzlich belastet und eine Lösung im Zollstreit weiter erschwert.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr um 0,48 Prozent tiefer bei 10'335,55 Punkten. Der 30 Werte zählende SLI sinkt um 0,43 Prozent auf 1'586,59 Punkte und der umfassende SPI um 0,39 Prozent auf 12'488,97 Zähler. 24 der 30 SLI-Titel büssen Terrain ein, und sechs ziehen leicht an.

Zum einen belasten Gewinnmitnahmen jene Titel, die 2019 bisher gut gelaufen sind. Dazu zählen etwa Vifor Pharma (-2,0%), Lonza (-1,0%) und Logitech (-0,6%). Konjunktursorgen belasten derweil die Anteile des Elektrotechnikkonzerns ABB (-0,8%), des Chemikalienherstellers Clariant (-0,7%)und des Personalvermittlers Adecco (-0,5%).

Abschläge verzeichnen derweil auch die Anteile der China-sensitiven Luxusgüterproduzenten Swatch (-0,7%) und Richemont (-0,7%). Weiter unter Druck stehen zudem die Aktien von Alcon (-1,2%), nachdem sie am Vortag nach Zahlen bereits über 2 Prozent eingebüsst hatten.

Zudem fallen Partners Group um 0,6 Prozent. Der Titel zählt seit Jahren zu den Top-Performern an der Schweizer Börse. Händler sprechen daher von Gewinnmitnahmen. Einer Mitteilung an die SIX zufolge hat indes der Versicherungskonzern Allianz seine Beteiligung beim Vermögensverwalter auf 2,99 Prozent leicht reduziert. Vor rund einem Jahr war erstmals ein Anteil von 3,03 Prozent vermeldet worden. Seither ist der Kurs um rund 20 Prozent angestiegen.

Die als defensiv eingestuften Schwergewichte Nestle, Novartis und Roche fallen gegen 0,4 Prozent. Auch die Aktien der Versicherer Swiss Life und Swiss Re (je -0,2%) können sich dem Negativtrend nicht ganz entziehen. Zurich (+0,03%) tendieren hingegen gehalten.

Leichte Verluste auch bei den Grossbankenwerten Credit Suisse (-0,1%) und UBS (-0,4%), Julius Bär (-0,6%) gibt etwas klarer ab.

Zu den Gewinnern zählen dagegen AMS (+0,6%). Die Käufer hoffen nach einigen positiven Anzeichen aus der Branche auf eine Erholung des Halbleiterzyklus im kommenden Jahr. Dazu äusserte sich Mike Allison, CEO der VAT Group (Aktie +0,7%), in einem Interview mit "The Market" dazu positiv.

Ebenfalls fester sind Kühne+Nagel (+0,5%) und Schindler (+0,2%).

Sonova gewinnen auch 0,2 Prozent. Die Titel des Medizintechnikunternehmens seien dabei Boden zu finden, heisst es am Markt. Der Titel war nach dem Zwischenbericht vom Dienstag wegen Gewinnmitnahmen massiv unter die Räder geraten.

Am breiten Markt fallen Comet (+12%) mit deutlichen Avancen auf. Das zweite Halbjahr habe sich positiv entwickelt und der Auftragseingang habe sich erholt, teilte das Röntgentechnologieunternehmen anlässlich eines Investorentags mit. Die Guidance für das Gesamtjahr wird derweil bestätigt.

Asmallworld gewinnen 3,6 Prozent. Das soziale Netzwerk baut sein Reiseangebot durch eine globale Partnerschaft mit Hyatt Hotels & Resorts aus.

Auf der anderen Seite büssen Aryzta 3,6 Prozent ein. Der angeschlagene Backwarenhersteller veröffentlicht am Freitag ein Trading-Update. Die Aktie ist in den vergangenen Tagen stark gestiegen aufgrund von Spekulationen auf eine positive Entwicklung. "Nun muss Aryzta liefern", sagt ein Händler.

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