FRANKFURT (awp international) - Die Unsicherheit über den Fortgang der Zollgespräche zwischen den beiden weltgrössten Volkswirtschaften USA und China verstimmt die Investoren zusehends. Das gilt auch für den deutschen Aktienmarkt. Am Donnerstag im frühen Handel sank der Dax um 0,60 Prozent auf 13 079,36 Punkte. Vor zwei Tagen noch war er von wachsenden Hoffnungen auf eine baldige erste Einigung antrieben worden und in Richtung Rekordhoch geklettert. Das hatte der deutsche Leitindex im Januar 2018 bei knapp unter 13 600 Punkten erreicht.

Seither trübt sich die Stimmung angesichts immer neuer vager und zugleich widersprüchlicher Aussagen zum Handelsstreit wieder ein. So gab es am Mittwochabend Berichte, dass das in Aussicht gestellte erste Teilabkommen im Zollkonflikt womöglich doch nicht mehr in diesem Jahr getroffen wird. Ausserdem stellte sich der US-Kongress demonstrativ hinter die Demokratiebewegung in Chinas Sonderverwaltungszone Hongkong. Falls US-Präsident Donald Trump nun die entsprechenden Verordnungen unterzeichnet, damit sie in Kraft treten können, hatte China "Gegenmassnahmen" angedroht.

Ganz aktuell schliesslich kursieren Meldungen über erneut vorsichtig optimistische Töne des chinesischen Vize-Premiers Liu He, der im Zollstreit mit den USA für China Verhandlungen führt. Angesichts dieses ganzen Hin und Hers traf das am Vorabend veröffentlichte Notenbankprotokoll der Fed trotz erneuter Signale über eine Zinspause in den USA kaum auf Interesse.

Unternehmensseitig zogen im Dax vor allem die Verluste der Infineon -Aktien von 2,4 Prozent Aufmerksamkeit auf sich. Negative Vorgaben aus den USA und insbesondere Asien belasteten, sagte ein Händler und verwies auf die Schwäche von Chipaktien wie Texas Instruments , Tokyo Electron , Toshiba , SK Hynix oder Samsung . "Ausserdem sind die Entwicklungen in den Handelsgesprächen für die Münchener stets ein besonderes Thema", sagte er.

Ansonsten standen am deutschen Markt vor allem Werte aus der zweiten und dritten Börsenreihe im Blick. So brachen die Anteile von Thyssenkrupp am MDax -Ende um rund 10 Prozent ein. Das Management strich nach einem weiteren Verlustjahr die Dividende für 2018/19. Schlecht gelaufene Stahlgeschäfte, Verluste im Anlagenbau, Restrukturierungskosten sowie Rückstellungen für ein Kartellverfahren schlugen ins Kontor.

Eine Abstufung und eine weitere negative Analystenstudie setzte den Aktien von Aurubis zu, die als zweitschwächster Wert fast 5 Prozent einbüssten. Die Privatbank Hauck & Aufhäuser strich ihr Kaufempfehlung für die Papiere der Kupferhütte. Die US-Investmentbank Goldman Sachs bekräftigte zudem ihr Verkaufsurteil nach einer Investorenveranstaltung für die Edelmetall- und Bergbaubranche.

Von Goldman zugleich zum Kauf empfohlen, gewannen an der Index-Spitze die Papiere des Autozulieferers Hella dagegen knapp 1 Prozent. Dass der Forschungschef von Morphosys , Markus Enzelberger, Ende Februar 2020 zurücktreten und das Unternehmen verlassen wird, belastete die Aktie des Antikörper-Spezialisten mit 2,0 Prozent.

Als Favorit im SDax gewannen die Titel von Heideldruck indes 3,2 Prozent. Der Druckmaschinenhersteller verkaufte im Zuge seiner Rückbesinnung auf sein Kerngeschäft den Bereich Hi-Tech Coatings für Lacke in der Verpackungs-, Etiketten- und Druckindustrie. Zudem wurde eine strategische Partnerschaft mit dem Käufer, der Innovative Chemical Products Group bekannt gegeben./ck/mis