PARIS/LONDON (awp international) - Nach der Rekordjagd im frühen Handel am Vortag hat sich die Lage an den europäischen Börsen am Mittwochmittag wieder eingetrübt. Aussagen von US-Präsident Trump zum Handelsstreit und politische Spannungen wegen der Lage in Hongkong rissen Anleger aus der Euphorie, der sie sich in den vergangenen Wochen hingegeben hatten.

Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 sank um 0,8 Prozent auf 3665,99 Punkte. Auch in London und Paris war Kassemachen angesagt. Der französische Cac 40 lag mit 0,8 Prozent im Minus bei 5864,29 Punkten. In London fiel der FTSE 100 um 1,3 Prozent auf 7226,42 Zähler.

Hoffnungen auf eine Teileinigung im Handelsstreit zwischen den USA und China, die in den letzten Wochen die Kurse getrieben hatten, trübten sich ein. US-Präsident Donald Trump hatte angekündigt, dass er die Importzölle auf chinesische Produkte weiter erhöhen wolle, falls keine Einigung erzielt werden sollte. "Die anhaltenden Unwägbarkeiten im Handelskonflikt zwischen den USA und China lasten auf der Stimmung", merkte die Postbank in einem Kommentar an. "Diese sind nach den gestrigen Drohungen des US-Präsidenten, die Zölle noch weiter zu erhöhen, nochmals gestiegen."

Zu diesen Unwägbarkeiten kamen politische Verstimmungen. Die chinesische Regierung hatte mit deutlicher Kritik auf die Annahme von Gesetzesentwürfen zur Unterstützung der Demokratiebewegung in Hongkong durch den US-Senat reagiert. Die in Teilen voneinander abweichenden Entwürfe des Senats und des Abgeordnetenhauses müssen nun zusammengeführt werden, bevor sie dem US-Präsidenten zur Unterzeichnung vorgelegt werden. Sollte Trump zustimmen, wäre dies ein weiterer Hemmschuh im Handelsstreit.

Verluste verzeichnete europaweit der Finanzsektor. Auch zyklische Branchen gaben stärker nach. Besser hielten sich defensive Sektoren wie Pharma, Versorger und Lebensmittelkonzerne. Allerdings waren die Vorzeichen auch hier rot.

'Heute kein König' lautete das Motto für die Aktie von Kingfisher . Mit einem Abschlag von über fünf Prozent fischte der Wert im Trüben, nachdem der Supermarktbetreiber schwache Umsatzzahlen für das dritte Quartal mitgeteilt hatte. Auf wenig Gegenliebe stiessen auch die strategischen Pläne des Versicherers Aviva . Shore Capital bezeichnete diese als nicht gerade beeindruckend. Die Aktie fiel um 3,8 Prozent.

In Spanien kühlte sich der heiss gelaufenen Kurs des Börsenbetreibers BME in der Kälte der europaweiten Korrektur um 1,3 Prozent ab. Die Glut der Übernahmeflamme ist aber noch keineswegs erloschen. Im Gegenteil: Das sich abzeichnende Rennen um die Übernahme der spanischen Börse könnte noch spannender werden. Laut spanischen Medienberichten gibt es mit der Hongkonger Börse HKEX einen vierten Interessenten. Dazu schliesst der Schweizer Börsenbetreiber Six ein höheres Gebot nicht aus, wie die spanische Wirtschafts- und Finanzzeitung "Cinco Dias" am Dienstagabend berichtet hatte./mf/ag