Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt halten sich die Investoren zur Wochenmitte zurück. Der Leitindex SMI bewegt sich seit dem Morgen in einer engen Spanne im Minus. Damit hat er seine Rekordjagd erst einmal unterbrochen. Erst am Dienstag hatte er bei 10'428 eine neue Bestmarke gesetzt.

Dem Schweizer Markt gehe ähnlich wie anderen wichtigen Indizes nach der jüngsten Klettertour etwas die Luft aus, heisst es von Händlern. Dabei wird eine Vielzahl an möglichen Belastungsgründen genannt. So sehen einige Marktteilnehmer den Preisrückgang beim Öl als tendenziell belastend. Andere verweisen auf die jüngsten Beschlüsse des US-Senats, mit dem die Menschenrechte in Hongkong geschützt werden sollen. China hat dies kritisch zur Kenntnis genommen und Massnahmen angekündigt, um die eigenen Souveränität zu wahren. Aber auch die letzten Aussagen von US-Präsident Trump zum Zollstreit mit der Volksrepublik sorgen für Vorsicht.

Der SMI notiert gegen 11.05 Uhr um 0,21 Prozent tiefer bei 10'344,66 Punkten. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI verliert 0,43 Prozent auf 1'584,76 Punkte und der breite SPI 0,18 Prozent auf 12'487,40 Punkte. Von den 30 SLI-Werten geben 22 nach, sechs gewinnen hinzu, während Lonza und Nestlé unverändert sind.

Dass Investoren tendenziell etwas weniger risikobereit sind, zeigt sich auch beim Blick auf die anderen Assetklassen. So legt etwa am Anleihenmarkt der für den Schweizer Markt richtungsweisende Conf Future klar zu.

Aber auch auf Aktienseite zeigt sich eine gewisse Vorliebe für weniger konjunkturanfällige Titel. Mit Roche, Sonova, Novartis und Vifor stammt denn auch die Mehrzahl der wenigen Kursgewinner aus dem defensiven Gesundheitsbereich. Sie gewinnen zwischen 0,3 und 0,5 Prozent hinzu. Nestlé (unverändert) halten sich ebenfalls besser als der Gesamtmarkt.

Allerdings stammt auch der grösste Verlierer unter den Blue Chips aus der Gesundheitsbranche. Alcon-Aktien büssen nach den aktuellen Quartalszahlen um 2,2 Prozent ein. Obwohl die ehemalige Novartis-Tochter bei den Zahlen besser als erwartet abgeschnitten hat, bewerten Analysten die höher als prognostizierten Kosten sowie das neue Restrukturierungsprogramm mit gemischten Gefühlen.

Daneben sind aber vor allem Zykliker wie AMS, Adecco (je -1,1%) und Clariant (-0,9%) belastet, von denen sich Investoren in grösserem Umfang trennen.

Auch die Engagements in Finanztitel werden reduziert. So kommen Papiere wie Swiss Re, UBS und CS zwischen 1,2 und 1,0 Prozent zurück. Die Europäische Zentralbank macht sich angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche und der ultratiefen Zinsen Sorgen um die Stabilität des Finanzsystems im Euro-Raum.

Bei den Aktien von Versicherer Zurich (-0,9%) kommen noch Analystenkommentare belastend hinzu. Die Experten bei Jefferies sehen angesichts des guten Laufs der Titel nur noch wenig Aufwärtspotenzial.

Die jüngsten Nachrichten bezüglich Hongkong mit dem Beschluss des US-Senats und der Kritik Chinas bringen auch die beiden Uhrenhersteller Swatch (-0,8%) und Richemont (-0,6%) unter Druck. Noch am Vortag hatten positiv aufgenommene Uhrenexporte die Werte gestützt.

Im breiten Markt stechen die Aktien von Evolva mit Kursgewinnen von annähernd 10 Prozent hervor. CEO Oliver Walker hat im Gespräch mit "Finanz und Wirtschaft" erklärt, er werde künftig einen stärkeren Fokus auf das Erreichen des Cash-Breakevens legen.

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