Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert zum Wochenschluss etwas leichter. Das Geschäft verläuft laut Händlern bis auf wenige Spezialsituationen in eher ruhigen Bahnen. Unter Druck stehen Richemont, die nach enttäuschenden Zahlen aus den Depots gekippt werden.

Nach der Euphorie des Vortages, als die Aussicht auf ein baldiges Ende des US-chinesischen Handelsstreits für neue Kursrekorde an vielen Börsen gesorgt hatte, seien die Anleger vor dem Wochenende wieder etwas vorsichtiger geworden, heisst es am Markt. "Wer weiss, was über das Wochenende wieder so alles gezwitschert wird", sagt ein Händler und verweist auf die Handelsgespräche der USA mit China.

Der SMI notiert gegen 10.55 Uhr um 0,26 Prozent tiefer bei 10'300,00 Punkten. Am Vortag war ein neues Hoch bei 10'356 Punkten markiert worden. Der die 30 wichtigsten Werte umfassende SLI ermässigt sich um 0,43 Prozent auf 1'587,84 Punkte und der breite SPI um 0,23 Prozent auf 12'438,58 Zähler. Von den 30 SLI-Werten stehen 22 im Minus, sieben im Plus und Vifor sind unverändert.

Stark unter Druck sind die Aktien von Richemont (-4,7%). Dem Luxusgüterkonzern Richemont haben im Sommerhalbjahr die Probleme in Hongkong zu schaffen gemacht. Obwohl mehr umgesetzt wurde, verfehlte die Gesellschaft mit den Ergebnissen die Erwartungen der Analysten. Diese monieren vor allem das geringere Wachstum und die tiefere Profitabilität

Im Sog von Richemont büssen Swatch (-1,6%) ebenfalls Terrain ein. Sie können sich im Gegensatz zu Richemont aber über den Tiefstkursen vom Morgen stabilisieren. "Der Grossraum China (mit Hongkong) ist für die Uhrenindustrie halt schon der wichtigste Markt. Diese beiden Titel sind die Wette auf China", sagt ein Händler.

Unter Gewinnmitnahmen leiden zudem die Aktien der Banken: Julius Bär (-1,1%), UBS (-0,9%) und Credit Suisse (-0,8%) geben einen Teil der jüngsten Kursgewinne wieder ab. Die Flucht aus den Anleihen und der damit verbundene Renditeanstieg hatte den Geldhäusern zuletzt Auftrieb verliehen.

Bei den Aktien zyklischer Firmen wie Adecco (-0,5%), AMS (-1,8%), Clariant (-0,5%), LafargeHolcim (-0,7%) und Logitech (-2,0%) streichen die Anleger laut Händlern ebenfalls Gewinne ein. Die Aktien waren in der Hoffnung auf eine baldige Senkung der Strafzölle gekauft worden.

Gegen den Trend und anders als am Vortag schlagen sich die als defensiv beurteilten Werte wie Novartis (+0,5%), Roche (+0,1%) und Vifor (unv.). Nestlé (-0,1%) halten sich ebenfalls besser als der Gesamtmarkt.

Zu den Gewinnern zählen ansonsten noch Geberit (+0,8%), nachdem HSBC die Abdeckung mit dem Rating "Hold" wieder aufgenommen hat. Der Sanitärtechnik-Konzern habe ein starkes und bewährtes Geschäftsmodell mit strukturellen Wachstumstreibern, hiess es unter anderem. SGS (+0,1%) und Kühne+Nagel (+0,4%) ziehen ebenfalls an.

Am breiten Markt stechen nach den negativen News am Vortag Obseva (-12%) weiter mit einem immer noch deutlichen Minus hervor. Das Biopharmaunternehmen stellt nach einem Studienmisserfolg mit seinem wichtigsten Produkt Nolasiban das aktuelle IVF-Forschungsprogramm ein.

Bobst verlieren zudem 1,3 Prozent. Der Verpackungsmaschinenhersteller bestätigte anlässlich seines jährlichen Investorentages seinen Ausblick für das Gesamtjahr, verwies aber auf einen tieferen Auftragseingang im Oktober und rechnet per Jahresende mit einem tieferen Orderbestand.

Schmolz + Bickenbach (-4,1%) sacken im Vorfeld des am kommenden Dienstag erwarteten Quartalsergebnisses ab.

Gegen den Trend schiessen derweil Cassiopea um 9,5 Prozent in die Höhe. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Einreichung den Medikamentenantrag für Clascoterone 1% Creme akzeptiert. Es wäre nach eigenen Angaben der erste neue Aktionsmechanismus für die Behandlung von Akne in fast 40 Jahren.

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