Bern (awp) - Die Aktien des Sensoren-Herstellers AMS zeigen sich am Montag im frühen Handel gut erholt von den jüngsten Verlusten. Vor dem Wochenende waren die Papiere im Zuge von Spekulationen hinsichtlich eines weiteren Übernahmeversuchs für Osram unter starken Verkaufsdruck geraten. AMS legte dann gegen Handelsschluss ein solches neues Angebot vor. Der Preis für Osram ist dabei unverändert, die Mindestannahmeschwelle aber wurde gesenkt.

Um 10.05 Uhr legen die AMS-Papiere in einem kaum veränderten Gesamtmarkt und bei durchschnittlichen Volumen um 2,2 Prozent auf 43,69 Franken zu, dies nach einem schwächeren Handelsstart.

Die ursprünglichen Mitbewerber, die Private-Equity-Gesellschaften Advent und Bain, haben derweil auf ein neues, höheres Angebot verzichtet. Dass es somit zu keinem ruinösen Preiskampf kommt, dürfte bei den Anlegern heute nun für eine gewisse Erleichterung sorgen.

Was die Übernahmepläne betrifft, so spaltet sich die Analystengemeinde in zwei Lager. Das eine würde die Verschmelzung mit Osram begrüssen und erhofft sich dadurch sowohl umfassende Synergien als auch Wettbewerbsvorteile. Das andere Lager hingegen zweifelt das Synergiepotenzial an und stösst sich gleichzeitig an den hohen Integrationsrisiken und der stark steigenden Nettoverschuldung des kombinierten Unternehmens.

Erfolgswahrscheinlichkeit gestiegen

In einem Punkt sind sich die Analysten allerdings einig: Durch die Reduktion der Mindestannahmeschwelle auf 55 von 62,5 Prozent steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Transaktion zustande kommt. Beim ersten Versuch kam AMS bekanntlich auf 51,6 Prozent - inklusive der knapp 20 Prozent, welche die Österreicher bereits an Osram halten.

Für Vontobel kommt der zweite Übernahmeversuch aufgrund der Beteiligung von fast 20 Prozent an Osram nicht überraschend. Durch den Rückzug der Private-Equity-Investoren und die tiefere Annahmeschwelle sei die Erfolgswahrscheinlichkeit des Angebots aber gestiegen, heisst es in einem Kommentar. Für die zuständigen Analysten wäre ein Zusammenschluss mit Osram nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht, sondern auch aus Markt- und Technologieperspektiven wertsteigernd. Diese Vorteile, zusammen mit einem ausgewogeneren Markt- und Kundenprofil, würden die kurzfristigen Risiken durch einen höheren Verschuldungsgrad mehr als aufwiegen, glauben sie. Entsprechend bestätigen sei das Buy-Rating.

Ob der jetzige Versuch erfolgreich sein wird, bleibe aber unklar, da die Gewerkschaften nach wie vor dagegen seien, schreibt die ZKB in einem Kommentar. AMS werde mit der Leitung von Osram nun vertiefte Gespräche führen, die neben einer Übernahme auch Kooperationen umfassen werden. Die Bank stuft die Titel aber auch mit 'Übergewichten' ein.

Laut Händlern macht die geplante Kapitalerhöhung von 1,6 Milliarden Euro für die Übernahme die Papiere des Sensoren-Herstellers angreifbar für Leerverkäufer. Deren Rechnung sei denkbar einfach, so heisst es: Je tiefer der Aktienkurs im Vorfeld der Kapitalerhöhung gedrückt werden könne, desto günstiger liessen sich Positionen im Zuge der Ausgabe neuer Aktien wieder schliessen. Entsprechend sei auch weiterhin eine volatile Kursentwicklung möglich.

AMS wird am (morgigen) Dienstag seine Q3-Zahlen veröffentlichen und dürfte dann auch über weitere Details der Übernahmepläne orientieren.

uh/tt