Zürich (awp) - Investoren halten sich am Freitag zurück und sorgen am Schweizer Aktienmarkt für leichtere Notierungen. Der Leitindex SMI ist damit auch wieder unter die 10'000-Punkte-Marke gefallen, nachdem er an den vorangegangenen drei Handelstagen jeweils darüber geschlossen hatte. Marktteilnehmer verweisen vor allem auf die Brexit-Abstimmung am morgigen Samstag in London.

Denn nachdem sich der britische Premierminister Boris Johnson mit der EU auf einen Brexit-Deal geeinigt hat, muss er zuhause für eine Mehrheit im Parlament kämpfen. Wegen massiven Widerstands vieler Abgeordneter ist eine Mehrheit bei der Abstimmung am Samstag völlig ungewiss. Darüber hinaus belasten auch die jüngsten Wirtschaftsdaten aus China, die auf deutliche Bremsspuren durch die anhaltenden Handelsstreitigkeiten hinweisen. So ist Chinas Wirtschaft im dritten Quartal um 6 Prozent gewachsen - das ist der niedrigste Wert seit fast 30 Jahren. In puncto Zölle erheben die USA ab dem heutigen Freitag auf Flugzeugimporte aus der EU Strafzölle in Höhe von 10 Prozent. Auf weitere EU-Produkte soll es zudem Aufschläge von bis zu 25 Prozent geben.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert gegen 11.00 Uhr 0,16 Prozent auf 9'993,39 Punkte. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gibt ebenfalls um 0,16 Prozent nach auf 1'532,08 Punkte und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,26 Prozent auf 12'090,33 Punkte. Von den 30 wichtigsten Aktien notieren 14 tiefer, zwölf höher und vier sind unverändert.

Die mit Abstand grössten Verluste weisen die beiden Technologieaktien AMS (-3,6%) und Temenos (-3,2%) auf. AMS werden durch Berichte belastet, wonach der Chiphersteller offenbar eine neue Offerte für den deutschen Lichtspezialisten Osram erwägt. AMS wollte die Berichte gegenüber AWP allerdings nicht kommentieren.

Derweil knüpfen Temenos angesichts weiterer negativer Analystenkommentare nach den enttäuscht aufgenommenen Zahlen an ihre Vortagesverluste an. Am Vortag waren die Titel des Bankensoftware-Anbieters um 15 Prozent eingebrochen.

Die erneuten Kursabgaben beim Schwergewicht Nestlé (-0,7%) führen Marktteilnehmer einerseits auf weitere vorsichtige Analystenkommentare zurück. Die Experten des Brokers haben die Aktien gar neu zum Verkauf empfohlen. Zudem hat der Konkurrent Danone die Erwartungen der Analysten nicht erfüllt und wird in Paris an der Börse auf Talfahrt geschickt.

Mit Sonova (-1,5%), Novartis (-0,7%), Lonza und Vifor (je -0,7%) stehen zudem zahlreiche Vertreter aus der defensiven Gesundheitsbranche auf den Verkaufslisten der Investoren. Zu Novartis hatte sich die UBS im Vorfeld der Quartalszahlen am Dienstag ausserdem vorsichtig geäussert. Einerseits werde der Pharmakonzern wohl erstmals Zahlen für seine neueren Zulassungen Mayzent und Zolgensma vorlegen. Zudem dürfte aber auch die Aussicht auslaufender Patente stärker in den Fokus rücken, heisst es im Kommentar.

Die Genussscheine von Roche (+0,3%) setzen derweil den freundlichen Vortagestrend fort. Nach guten Zahlen und einem erneut erhöhten Ausblick hatten sich am Donnerstag zahlreiche Analysten lobend über den Pharmakonzern ausgelassen.

Die anderen Gewinner kommen dagegen eher aus zyklischen Branchen wie dem Transport oder der Industrie. So gewinnen Kühne+Nagel, ABB und Schindler zwischen 0,8 und 0,6 Prozent hinzu. Sowohl ABB als auch Kühne+Nagel werden in der kommenden Woche über ihren Geschäftsverlauf im dritten Quartal berichten.

Im breiten Markt fallen Cosmo mit deutlichen Kursaufschlägen von 3,7 Prozent auf. Das Biopharmaunternehmen hat am Morgen für sein Mittel Aemcolo eine Lizenzvereinbarung mit RedHill angekündigt.

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