PARIS/LONDON (awp international) - Die Aussicht auf ein Brexit-Abkommen hat den EuroStoxx 50 nach der Konsolidierung zu Wochenbeginn wieder angetrieben. Der Leitindex der Eurozone zog am Dienstag um 1,19 Prozent auf 3598,65 Punkte an und erreichte damit wieder das Niveau von Februar 2018. Der französische Cac 40 stieg um 1,04 Prozent auf 5702,05 Punkte.

Bei dem FTSE 100 ("Footsie") hingegen stand ein Minus von 0,03 Prozent auf 7211,64 Punkte zu Buche. Der britische Leitindex litt unter anderem unter dem starken Pfund, das im Zuge der Hoffnungen auf einen Brexit-Deal angesprungen war. Eine anziehende Heimatwährung aber kann die Exporte in Länder ausserhalb Grossbritanniens verteuern. Marktanalyst David Madden vom Handelshaus CMC Markets UK verwies als Belastung zudem auf Verluste bei schwer gewichteten Minenwerte, nachdem die chinesischen Erzeugerpreise im September gefallen waren. Dieser deute auf eine schwache Nachfrage hin.

Bei den Verhandlungen zu einem Brexit-Abkommen stehen die Europäischen Union und Grossbritannien nach Informationen von Insidern kurz vor einer Einigung. Beide Verhandlungsparteien stünden unmittelbar vor einer Übereinkunft zu einem Textentwurf, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg und berief sich auf zwei namentlich nicht genannte Quellen, die mit dem Stand der Verhandlungen vertraut seien.

Wie es weiter hiess, gibt es neue Vorschläge, die darauf abzielen, die zuletzt von Grossbritannien ins Spiel gebrachten Zollbestimmungen für Nordirland zu präzisieren. Die weitere Entwicklung hänge davon ab, ob der britische Premierminister Boris Johnson auf die Unterstützung der protestantischen und unionistischen DUP-Partei in Nordirland bauen könne.

Trotz der positiven Stimmung gab es aber auch Zweifler. Mark Haefele, leitender Investmentstratege der schweizerischen Bank UBS, verwies in einem Kommentar auf die weltweite konjunkturelle Abschwächung. Die Fortschritte bei den Handelsgesprächen seien nicht ausreichend, um die Flaute zu beenden, und es könnte negative Überraschungen bei den Ergebnissen der Unternehmen geben: "Wir bleiben daher bei Aktien untergewichtet". Erst wenn ungelöste Handelsfragen geklärt seien und sich das in den Konjunkturdaten widerspiegele, könnte sich daran etwas ändern.

An der "Footsie"-Spitze schnellten die Anteilscheine von Land Securities um rund 6 Prozent nach oben, gefolgt von den Papieren von British Land mit einem Plus von 5,5 Prozent. Die Aktien der beiden Immobilienunternehmen wurden damit von den Anlegern als grösste Gewinner eines möglichen Brexit-Deals identifiziert.

Aus Branchensicht gab es europaweit am Dienstag nur Gewinner. Die Nase vorn hatten die als besonders konjunktursensibel geltenden Banken , die um 2,49 Prozent in die Höhe schnellten.

Sehr gefragt waren auch Einzelhandelswerte , die ähnlich deutlich anzogen. Für die Anteilscheine von Kering etwa ging es um 3 Prozent nach oben. Die Papiere des Luxusgüterherstellers seien ausgesprochen günstig, schrieben die Analysten der US-Bank Goldman Sachs.

Ein Medienbericht über geplante umfangreiche Anlagenkäufe durch den Technologiekonzern Samsung sorgte bei den Papieren des Chipausrüsters ASML für einen ebenso deutlichen Aufschlag./la/he