PARIS/LONDON (awp international) - An den europäischen Aktienmärkten hat sich nach Tagen der Unsicherheit die Zuversicht durchgesetzt. Die Hoffnung auf einen günstigen Ausgang der Handelsgespräche zwischen den USA und China sorgte für Kauflaune. US-Präsident Donald Trump hatte die Stimmung mit einer Twitter-Nachricht, wonach die Verhandlungen "wirklich gut" verliefen, angeheizt. Zudem gab es Bewegung im Brexit-Streit.

Der EuroStoxx 50 notierte am Mittag 1,42 Prozent höher bei 3543,97 Punkten. In Frankreich stieg der Cac 40 um 1,2 Prozent auf 5635,53 Punkte. In Grossbritannien kletterte der FTSE 100 um 0,24 Prozent auf 7203,66 Punkte.

Die Entwicklung der Handelsgespräche zwischen den USA und China könnte dazu führen, dass die USA die geplanten Zölle auf chinesische Waren in der kommenden Woche und im Dezember zunächst nicht einführen, merkten die Volkswirte der UBS in einem Kommentar an. Ein Handelskrieg gilt derzeit als eine der grössten Gefahren für die Weltkonjunktur.

Positive Nachrichten gibt es auch zum ständigen Unsicherheitsfaktor Brexit. Nach überraschenden Fortschritten im Streit beraten Grossbritannien und die Europäische Union, ob doch noch vor dem Austrittstermin am 31. Oktober ein Abkommen vereinbart werden kann. EU-Unterhändler Michel Barnier traf am Morgen in Brüssel den britischen Brexit-Minister Stephen Barclay. Das grösste Hindernis vor einer Brexit-Einigung ist die Frage, wie die Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Nachbarn Irland offen gehalten werden kann.

Gefragt waren Technologiewerte nach überraschend starken Zahlen von SAP . Der Stoxx Europa 600 Technology gewann 3,1 Prozent. Exportorientierte Sektoren wie die Autobranche waren wegen der Hoffnung auf eine Einigung im Handelsstreit ebenfalls gesucht. Auch Banken waren wegen der neuen Zuversicht im Brexit-Streit stark.

Dagegen lagen die Medienwerte nach einer Umsatzwarnung von Publicis im Minus. Der französische Werbekonzern hatte seinen Umsatzausblick in diesem Jahr zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten gestutzt. Es reagierte damit auf anhaltende Ausgabekürzungen für traditionelle Werbeformate durch US-Konsumgüterhersteller. Für Analyst Richard Eary von der UBS wirft die Umsatzwarnung Fragen hinsichtlich der Unternehmensstrategie auf. Die Aktie brach um 13,6 Prozent ein. Dies strahlte auch auf den britischen Wettbewerber WPP aus. Hier ging es um 2,8 Prozent nach unten.

Im eigentlich festen Ölsektor fielen BP mit Kursverlusten von 1,1 Prozent auf. Der britische Ölkonzern hatte mitgeteilt, das geplante Desinvestitionen zu einer ausserordentlichen Belastung von zwei bis drei Milliarden Euro im dritten Quartal führen werden./mf/fba