PARIS/LONDON (awp international) - Die meisten Börsen Europas haben am Montag leicht geschwächelt. Sie gaben im weitgehend impulsarmen Handel einen Teil ihrer Gewinne vom Freitag wieder ab. Bei Einzelwerten gab es hingegen teils deutliche Kursausschläge. Die Märkte seien in Wartestellung, hiess es unter Verweis auf die wesentlichen Themen Handelskonflikt und Brexit.

Der EuroStoxx 50 gab gegen Mittag um 0,09 Prozent auf 3443,52 Punkte nach. Am Freitag noch hatte der Leitindex der Eurozone um 0,9 Prozent zugelegt und damit seinen Wochenverlust auf 2,8 Prozent verringert. In Frankreich sank der Cac 40 zum Wochenstart um 0,19 Prozent auf 5477,76 Punkte. In Grossbritannien ging es für den FTSE um 0,06 Prozent auf 7150,96 Punkte abwärts.

"Die Handelsgespräche zwischen den USA und China diese Woche werden zur Herkulesaufgabe", sagte Marktbeobachter Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Während US-Präsident Donald Trump am Freitag informiert hatte, dass die Gespräche mit China eine wichtige Phase erreicht hätten und "ein Deal" möglich wäre, verhält sich die Regierung in Peking zunehmend zögernd. Zum Ausstieg Grossbritanniens aus der Europäischen Union (EU) will diese Berichten zufolge bis Ende dieser Woche entscheiden, ob ein Brexit-Abkommen möglich ist.

Kein Wunder, dass sich die Anlegerstimmung in der Eurozone im Oktober wieder verschlechterte: Der vom Analysehaus Sentix erhobene Konjunkturindikator fiel auf den tiefsten Stand seit April 2013.

Unter die Räder kamen am Montag erneut vor allem zyklische Branchen wie der Automobil- und der Bankensektor , die um 1,0 und 0,7 Prozent nachgaben. Die Aktien europäischer Automobilzulieferer etwa leiden besonders unter der Unsicherheit rund um die internationalen Handelsstreitigkeiten. Die Anteilsscheine von Valeo verloren als Schlusslicht im Branchenindex des Stoxx Europe 600 etwas mehr als 3 Prozent, gefolgt von Continental mit minus 2,7 Prozent und Faurecia mit minus 2,0 Prozent.

Der Pharmasektor indes war mit plus 0,7 Prozent Favorit. Er profitierte unter anderem davon, dass er in unsicheren Zeit als defensiv gilt. Zu Novartis , die im SMI um 0,8 Prozent stiegen, gab es zudem erfreuliche Nachrichten. Der Schweizer Pharmakonzern berichtete über positive Studiendaten zur Genersatz-Therapie Zolgensma.

Im Fokus standen in der Schweiz zudem die Anteile des Sensorherstellers AMS , die um 4,7 Prozent nachgaben. Das österreichische Unternehmen verfehlte sein Ziel, 62,5 Prozent am Lichtspezialisten Osram unter seine Kontrolle zu bringen. "Die Gefahr, dass AMS ein noch höheres Angebot abgeben muss, steigt nun", sagte ein Schweizer Marktexperte. Und falls es beim Status-Quo bleibe, könnte ein tieferer Osram-Kurs aufgrund der knapp 20-prozentigen Beteiligung, die unter anderem über Kredit finanziert wurden, viel Geld kosten. "Das ist ein gefundenes Fressen für Leerverkäufer."

Die SIG-Aktien brachen nach einer Gewinnwarnung in London zuletzt um knapp 16 Prozent ein. Der Anbieter von Dämmstoffen, Dächern und anderen Bauprodukten informierte in einem Zwischenbericht, dass er für das Gesamtjahr mit einer deutlich geringeren Profitabilität als bisher erwartet rechnet. Die sich in den vergangenen Wochen weiter verschlechterten Handelsbedingungen sowie die wachsenden politischen und gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten seien der Grund. Zudem hiess es, dass das Geschäft für Gebäudelösungen und die Lüfttechniksparte verkauft werde.

Um 0,4 Prozent ging es für die Papiere der Grossbank HSBC abwärts. Im Rahmen eines neuen Sparprogramms des Interimschefs Noel Quinn könnten bis zu 10 000 Stellen wegfallen, berichtet die "Financial Times" am Montag unter Berufung auf zwei mit der Sache vertraute Personen. Die HSBC hatte bereits angekündigt, 4700 Arbeitsplätze streichen zu wollen. Die 10 000 kämen nun noch zusätzlich dazu, so die "FT".

Air Liquide gaben in Paris indes nur optisch kräftig nach. An diesem Montag findet die Preisanpassung für die Ausgabe von Gratisaktien im Verhältnis 1:10 statt, die dann am Mittwoch erfolgt. Publicis dagegen litten mit einem Abschlag von 3,8 Prozent unter einer negativen Studie der US-Bank Morgan Stanley. Diese erwartet nun eine unterdurchschnittliche Gesamtrendite der Aktie im Vergleich zu anderen von ihr beobachteten Werbe- und Medienunternehmen.

Die Aktien des Börsenneulings Verallia bewegten sich kaum. Nachdem das Papier des Glasherstellers in Paris an seinem ersten Handelstag am Freitag leicht über 28 Euro und damit etwas mehr als einen Euro über dem Ausgabepreis geschlossen hatte, hielt es sich nun stabil./ck/mis