FRANKFURT (awp international) - Vor den wegweisenden Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB) bleiben die Anleger am Donnerstag mutig. Stützend wirkt dabei ein weiteres Entspannungssignal im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Am deutschen Aktienmarkt könnte der Dax erstmals wieder seit Juli die 12 400-Punkte-Schwelle überwinden. Mit ihrer Risikobereitschaft orientierten sich die Anleger an den Börsen jenseits des Atlantiks. In den USA und am Morgen auch in Asien ging es bereits weiter aufwärts.

Der X-Dax als Indikator für den deutschen Leitindex deutet rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsstart auf einen Stand von 12 412 Punkten hin. Das wäre ein Plus von 0,4 Prozent. Der EuroStoxx 50 , der Leitindex der Euroregion, dürfte am Donnerstag ebenfalls freundlich starten.

Die Erwartungen an die EZB sind hoch. Das signalisiert auch die aktuelle Börsenrally: In drei bislang starken Wochen gelang dem Dax die Bodenbildung und er legte um insgesamt fast 6,5 Prozent zu. Auch europaweit gingen die Anleger immer stärker ins Risiko. Die Frage an den Märkten scheint nur noch zu sein: Wie weit wird die EZB ihre bereits sehr expansive Geldpolitik lockern? Das birgt auch das Risiko von Enttäuschungen. Als nahezu sicher gilt eine Reduzierung des Satzes für Einlagen der Banken, der aktuell minus 0,4 Prozent beträgt.

Für Finanzinstitute bedeutet das letztlich Strafzinsen, weshalb gleichzeitig über Entlastungen für diese spekuliert wird. Auch ein neues Zinsversprechen und zusätzliche Anleihekäufe werden als Möglichkeiten von Börsianern diskutiert. Doch problematisch sei in allem die Uneinigkeit im EZB-Rat. "Noch nie in Mario Draghis Amtszeit als EZB-Präsident gingen die Ansichten im Rat so weit auseinander wie aktuell", sagte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners.

Im Fokus am Markt stehen zugleich die weiteren positiven Impulse aus dem Handelsstreit. Nachdem China am Mittwoch eine Liste von US-Produkten vorlegte, die von Strafzöllen ausgenommen werden sollen, gingen nun die USA einen Schritt auf China zu. So will die US-Regierung die für Anfang Oktober angekündigte Anhebung ihrer Strafzölle auf chinesische Importe im Umfang von 250 Milliarden US-Dollar um zwei Wochen auf Mitte Oktober verschieben.

Unter den Einzelwerten dürfte es indes recht ruhig bleiben. Im Dax könnten die Aktien von Beiersdorf Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Auf der Handelsplattform Tradegate gaben sie im Vergleich zum Xetra-Börsenschluss um 1,5 Prozent nach. Die Schweizer Bank Credit Suisse stufte die Aktie des Konsumgüterherstellers von "Neutral" auf "Underperform" ab, hob jedoch das Kursziel von 81 auf 99 Euro an. Der Markt sei hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit des Nivea-Herstellers und seiner Ausschüttungspolitik zu optimistisch, hiess es.

Die Papiere des Gabelstapler-Herstellers Jungheinrich legten nach einer positiven Studie der US-Bank Morgan Stanley auf Tradegate um 3 Prozent zu.

Knorr-Bremse stiegen vorbörslich auf Tradegate um 1,3 Prozent. Der Bremsenspezialist wuchs trotz eines schwieriger werdenden Umfelds im ersten Halbjahr 2019 kräftig weiter. Auch der operative Gewinn zog deutlich an. Das Unternehmen bestätigte zudem die im Mai erhöhte Prognose für 2019. Wermutstropfen ist aber der schwache Auftragseingang. Dieser zog im ersten Halbjahr nur moderat an und war im zweiten Quartal sogar rückläufig./ck/jha/