Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt notiert zu Wochenschluss sehr freundlich. Versöhnlichere Töne im US-chinesischen Handelsstreit sowie die neue europafreundlicher gesonnene Regierungskoalition in Italien stützten laut Händlern die Stimmung. Wie lange sich diese halte, sei aber abzuwarten. Nicht wenige Händler bezweifeln, dass sich die Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Zollkrieges bewahrheiten werden.

Aber der andere Treibstoff der Börsen ist offensichtlich reichlich vorhanden: Billiges Geld. Die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde hatte am Vortag verkündet, dass es bei den Zinsen in Europa noch Spielraum nach unten gebe. Am Nachmittag werden noch Konjunkturzahlen aus den USA erwartet.

Der Swiss Market Index (SMI) steht gegen 11.05 Uhr 0,78 Prozent höher bei 9'915,45 Punkten. Damit dürfte der Börsenmonat August etwa Null-auf-Null ausgehen. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) steigt um 0,85 Prozent auf 1'504,84 und der breite Swiss Performance Index (SPI) um 0,81 Prozent auf 12'076,58 Zähler. Im SLI kommen auf 27 Gewinner nur drei Verlierer.

Novartis ziehen den SMI mit einem Kursplus von 1,7 Prozent nach oben. Der Pharmakonzern hat positive Studiendaten zu seinem Multiple-Sklerose-Medikament Ofatumumab vorgelegt und will nun Ende 2019 Zulassungsgesuche einreichen. Das Präparat habe sich insbesondere gegenüber einem Sanofi-Präparat überlegen gezeigt, teilten die Basler mit.

Des einen Freud, des anderen Leid: Mit dem Mittel könnte Novartis aber auch dem Basler Mitbewerber Roche und dessen MS-Medikament Ocrevus Konkurrenz machen. Roche hinken mit plus 0,1 Prozent dem Mitbewerber deutlich hinterher.

Neben Novartis verzeichnen verschiedene zyklische Papiere wie Sika (+2,3%), Temenos (+2,2%), Kühne+Nagel (+2,2%), Schindler (+2,1%), Logitech (+1,9%) und ABB (+1,5%) deutliche Gewinne. Bei Sika berichten Marktteilnehmer von Käufen durch Alt-Aktionäre und den Grossaktionär Saint-Gobain.

Dagegen fallen Swiss Re um deutliche 2,0 Prozent, denn der Hurrikan "Dorian" rast auf den US-Bundesstaat Florida zu. Donald Trump warnte die Bewohner Floridas vor dem "Monster-Sturm". Der US-Präsident verglich "Dorian" mit "Andrew". Sagt Trump tatsächlich die Wahrheit, wird es ungemütlich: "Andrew" verursachte im Jahr 1992 in Florida Schäden von rund 43 Milliarden US-Dollar.

Richemont (+0,5%) und vor allem Swatch (-0,2%) hinken dem Gesamtmarkt ebenfalls hinterher. Die Situation im wichtigen Absatzmarkt Hongkong hat sich noch nicht wirklich gebessert. Dort wurden die Massenproteste für Freiheit und Demokratie von den Behörden untersagt und an der Grenze zu Hongkong wurden chinesische Sicherheitskräfte zusammengezogen.

Banken entwickeln sich uneinheitlich. Während Credit Suisse deutlich um 1,4 Prozent anziehen und Julius Bär 1,1 Prozent gewinnen, ziehen UBS lediglich um 0,1 Prozent an. Die Grossbank hatte am Vortag mit dem ehemaligen CS-Topmanager Iqbal Khan einen prominenten Zuzug vermeldet.

Im breiten Markt fallen U-Blox mit plus 6,2 Prozent auf nach einer Kurszielerhöhung durch die UBS auf "Neutral" von "Sell". Und Emmi (+0,6%) knüpfen an die Erholung an, die auf die Abgaben von Mittwoch eingesetzt hatte nach den Halbjahreszahlen.

Nach Jahreszahlen gesucht sind CFT (+1,0%) und Plazza (+0,4%), während IVF Hartmann (-0,7%) und Zug Estates (-0,8%) verkauft werden. Und für Lalique (+2,1%) hat die ZKB ihre Abdeckung mit dem Votum "Marktgewichten" aufgenommen.

ra/tt