Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat am Donnerstag nach einem wilden Auf und Ab knapp über 9'600 Punkten im Minus geschlossen. Für die starken Schwankungen innerhalb einer Spannbreite von über 150 Punkten hatten unterschiedliche Signale zur Konjunktur und zum Handelsstreit beigetragen.

Noch am Morgen hatten Spekulationen auf weitere geldpolitische Lockerungen aufgrund der steigenden Rezessionsängste den SMI leicht im Plus starten lassen. Gegen Mittag sorgte allerdings die Androhung Chinas von Vergeltung für die zuletzt angekündigten US-Strafzölle dafür, dass die Pessimisten die Oberhand gewinnen konnten. Gegen Abend liessen ein Bericht, dass China weiter auf einen Kompromiss setze, sowie ermutigende Konjunkturdaten aus den USA die Anleger etwas aufatmen.

Der Swiss Market Index (SMI) schloss noch mit 0,23 Prozent im Minus auf 9'606,26 Punkten. Das Tagestief wurde bei 9'515,40 Punkten markiert, das Tageshoch bei 9'667,39. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) verlor 0,23 Prozent auf 1'451,84 Stellen, der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,27 Prozent auf 11'682,31 Punkte. Von den 30 wichtigsten Titeln schlossen mit 22 die Mehrheit im Minus und nur acht im Plus.

Zu den grössten Verlierern zählten der Sensorhersteller AMS (-3,4%) sowie der Lift- und Rolltreppenkonzern Schindler (-3,1%). Bei AMS sorgte die mögliche Übernahme von Osram Licht für Skepsis unter den Anlegern. AMS will die deutsche Osram für über 4,2 Milliarden Euro übernehmen und dafür eine Kapitalerhöhung durchführen. Am Mittwochabend meldete AMS gute Fortschritte in den Verhandlungen.

Schindler wiederum knüpften an die deutlichen Kurseinbussen vom Vortag an. Nach den mit Enttäuschung aufgenommenen Halbjahreszahlen haben nun Analysten ihre Schätzungen angepasst. Bei Kepler Cheuvreux führte dies zu einer Abstufung der Papiere.

Bei Swisscom (-1,4%) beschleunigten die Halbjahreszahlen die Abwärtsfahrt ebenfalls. Bei dem Telekomriesen liefen die Geschäfte vor allem im Heimmarkt weniger gut als von Experten erhofft.

Weiter bergab ging es auch für die Aktienkurse der Uhrenhersteller Swatch (-0,7%) und Richemont (-1,0%). Die zuletzt schwachen Konjunkturdaten aus China, die Proteste in Hongkong und der Handelsstreit dürften auch im zweiten Halbjahr für Druck auf den Ergebnissen sorgen. Zusammen waren die Luxusgüterwerte für fast 10 Prozent der Verluste beim SMI verantwortlich.

Am stärksten lasteten aber Novartis (-1,3%) auf dem SMI. Die gefälschten Testdaten für die Zulassung der millionenteuren Gentherapie Zolgensma sorgen laut einem Händler für Gesprächsstoff - und auch einzelne Verkäufe. Händler erwarten nun eine wachsende Ungewissheit.

Schlimmeres verhinderten dagegen erneut die defensiven Nestlé (+0,4%) sowie Alcon (+1,3%). Nestlé hatten bereits am Mittwoch zusammen mit Novartis den Markt über weite Strecken vor noch grösseren Verlusten bewahrt, waren dann am Ende aber auch ins Minus gedreht. Der Augenheilspezialist Alcon legt seine Halbjahresergebnisse am kommenden Dienstagabend vor.

Die Titel des Sanitärtechnikkonzerns Geberit (+0,7%) profitierten von Halbjahreszahlen im Rahmen der Erwartungen. Zudem lobten Analysten den zuversichtlichen Ausblick.

Zu den wenigen Gewinnern zählten auch die Bankentitel. UBS (+0,3%), Julius Bär (+0,4%) und Credit Suisse (+0,8%) begaben sich nach den happigen Vortagesverlusten auf Erholungskurs. Bei der CS hatte sich HSBC in einer Branchenstudie zuversichtlich zur Profitabilität geäussert.

Am breiten Markt fielen Meyer Burger mit einem Abschlag von 6,7 Prozent auf. Der in der Krise steckende Solarzulieferer möchte mit dem Solarmodulhersteller und Kunden REC eine Partnerschaft eingehen. In Händlerkreisen neigt man angesichts der nun vorgelegten Strategiepläne von Meyer Burger zur Vorsicht. Vieles sei noch ungewiss.

Nach Zahlen schlossen zudem Comet (-5,2%), Cicor (-6,4%), Tecan (-3,5%), Phoenix Mecano (-9,1%) und Schweiter (-0,2%) schwächer. Einzig die Immobiliengesellschaft PSP (+2,7%) vermochte die Anleger mit einem Gewinnsprung zu überzeugen.

tt/ra